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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Welche Kriterien charakterisieren eine gesundheitskompetente Gesundheitsorganisation? Ergebnisse eines Scoping Reviews zu organisationsbezogener Gesundheitskompetenz

Meeting Abstract

  • Daniel Bremer - Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Hamburg, Deutschland
  • Izumi Linda Klockmann - Institut für Medizinische Soziologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Hamburg, Deutschland
  • Leonie Jaß - Institut für Medizinische Soziologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Hamburg, Deutschland
  • Martin Härter - Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Hamburg, Deutschland
  • Olaf von dem Knesebeck - Institut für Medizinische Soziologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Hamburg, Deutschland
  • Daniel Lüdecke - Institut für Medizinische Soziologie, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Zentrum für Psychosoziale Medizin, Hamburg, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf319

doi: 10.3205/21dkvf319, urn:nbn:de:0183-21dkvf3195

Veröffentlicht: 27. September 2021

© 2021 Bremer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Eine gesundheitskompetente Gesundheitsorganisation (GKGO) erleichtert es den Menschen, Informationen und Angebote zu finden, zu verstehen und anzuwenden. Im Zuge des Scoping Reviews wurden die Kriterien extrahiert, die eine GKGO auszeichnen.

Fragestellung und Zielsetzung: Primäre Forschungsfrage: „Welche Kriterien charakterisieren eine GKGO?“. Zusätzliche Forschungsfrage: „Auf welchen Konzepten und Terminologien basieren die Kriterien und mit welchen Instrumenten werden die Kriterien gemessen?“. Ziel des Reviews ist das Synthetisieren des aktuellen Forschungsstandes, um zu identifizieren, welche Merkmale eine Organisation erfüllen und was sie tun muss, um ihre Nutzer*innen besser zu erreichen, zu informieren und zu versorgen.

Methode: Das Review folgte dem methodischen Rahmenwerk von Arksey und O’Malley und wurde basierend auf dem JBI Manual für Scoping Reviews durchgeführt. Sieben internationale Datenbanken wurden im Juli 2020 durchsucht. Das Screening und die Datenextraktion wurden von vier Forscher*innen durchgeführt. Anschließend wurden die extrahierten Variablen synthetisiert und ausgewertet.

Ergebnisse: Die Literaturrecherche ergab 639 Treffer. Nach Entfernen von Duplikaten, Screening-Phasen und Snowballing bildeten 60 Publikationen die Datenbasis. Die extrahierten Kriterien wurden induktiv in sechs Haupt- und 25 Unterkategorien aufgeteilt:

1.
Kommunikation mit Nutzer*innen;
2.
Barrierefreiheit & Navigation;
3.
Integration & Priorisierung von organisationsbezogener Gesundheitskompetenz;
4.
Assessments & Organisationsentwicklung;
5.
Einbezug & Unterstützung von Nutzer*innen und
6.
Information & Qualifizierung von Mitarbeiter*innen.

Die Konzepte und Terminologien wurden in vier Cluster aufgeteilt. Von den 17 extrahierten Instrumenten wurden nur wenige validiert oder in Machbarkeitsstudien geprüft.

Diskussion: Die Entwicklung zu einer GKGO erfordert einen ganzheitlichen Ansatz. Während die Kommunikation mit Nutzer*innen am häufigsten thematisiert wird, gibt es eine Vielzahl weiterer Kriterien, die eine GKGO auszeichnen. Dies kann implizieren, dass zu Prozessbeginn nur eine Auswahl an Kriterien fokussiert werden kann.

Praktische Implikationen: Die Versorgungsforschung kann die Versorgungspraxis unterstützen, indem sie Erkenntnisse über effektive Kriterien einer GKGO liefert. Es fehlt ein theoretisch fundiertes, konsensbasiertes Rahmenwerk, das Gesundheitsorganisationen niedrigschwellig zur Verfügung gestellt wird und für die praktische Umsetzung genutzt werden kann.

Appell für die Praxis: Die Versorgungsforschung sollte nicht nur beim Perspektivwechsel von individuellen Faktoren hin zu organisationalen Merkmalen der Gesundheitskompetenz helfen, sondern auch die notwendige Evidenz für Toolkits und Instrumente schaffen und deren Einsatz in der Praxis begleiten.