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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Personalisierte Einladungsschreiben als Rekrutierungsstrategie in Hausarztpraxen

Meeting Abstract

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  • Patrick Hennrich - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Christine Arnold - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Michel Wensing - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf314

doi: 10.3205/21dkvf314, urn:nbn:de:0183-21dkvf3144

Veröffentlicht: 27. September 2021

© 2021 Hennrich et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund/Fragestellung/Problem: Die Teilnahme von Hausärzten ist zentral für Studien im Bereich der Versorgungsforschung. Die Rekrutierung dieser Berufsgruppe gestaltet sich jedoch zunehmend herausfordernd, was sich national wie international in vergleichsweise niedrigen Rücklaufquoten äußert und schlimmstenfalls den Erfolg einer Studie gefährden kann.

Lösungen und Lösungsvorschläge: Ein einfacher, kostensparender Ansatz um Studienteilnehmer zu gewinnen können personalisierte Einladungsschreiben sein. Im Gegensatz zu standardisierten Einladungen könnte eine Personalisierung mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung einer Studie bei potenziellen Teilnehmern hervorrufen. Die Forschung ist hierzu jedoch uneinig und bezieht sich meist auf die breite Bevölkerung. Erkenntnisse zu Hausärzten liegen kaum vor, obwohl davon auszugehen ist, dass diese berufsbedingt häufiger für Studien angefragt werden und daher anders auf Rekrutierungsmethoden ansprechen könnten als ein Großteil der Bevölkerung. Im Rahmen eines Forschungsprojekts zur Koordinierung und Umsetzung kardiovaskulärer Versorgung haben wir daher in einer randomisierten Studie 757 Hausärzten aus 3 Bundesländern Einladungsschreiben mit personalisierter Anrede zukommen lassen („Sehr geehrter Herr Dr. […]“). Demgegenüber erhielten 754 Hausärzte standardisierte Anreden („Sehr geehrte Dame, sehr geehrter Herr“). Der Teilnehmeranteil belief sich auf 2,8% in der Interventionsgruppe und 2,4% in der Kontrollgruppe. Die Personalisierung zeigte keinen signifikanten Einfluss auf die Teilnahme, jedoch bestanden signifikante Unterschiede zwischen den Bundesländern in der Häufigkeit der Rückmeldungen auf unsere Einladung.

Schlussfolgerung/Diskussion/Lessons Learned: Der Teilnehmeranteil von insgesamt 2,6% unterstrich das Ausgangsproblem bei der Rekrutierung von Hausärzten. Personalisierte Einladungsschreiben sind eine vergleichsweise kostengünstige Möglichkeit, um Teilnehmerzahlen potenziell zu erhöhen. In der Berufsgruppe der Hausärzte konnten wir einen derartigen Effekt jedoch nicht feststellen. Die regionalen Unterschiede in der Anzahl der Rückmeldungen deuteten derweil auf mögliche Kontexteffekte hin. Als alleiniger Ansatz scheint die Personalisierung von Einladungsschreiben somit nicht empfehlenswert, auch im Hinblick auf die Mehrarbeit, die diese je nach Infrastruktur mit sich bringt. Dennoch ist die Wirksamkeit personalisierter Studienunterlagen in Hausarztpraxen nicht per se zu verneinen: Es wird teilweise argumentiert, dass insbesondere eine durchdachte Kombination von Rekrutierungsmaßnahmen zentral sei und der Fokus auf eine einzelne Maßnahme nicht zwingend zum Erfolg führe. Zudem kann die zum Studienzeitpunkt herrschende COVID-19-Pandemie bestehende, kleine Effekte überdeckt haben, da Praxen unter Umständen überlastet waren und unabhängig von der jeweiligen Rekrutierungsmethode keine Kapazitäten für Studienteilnahmen zur Verfügung hatten. Zukünftige Studien sollten im Lichte unserer Ergebnisse und bestehender Forschung einen Schwerpunkt auf die Kombination verschiedener Rekrutierungsstrategien unter Einbezug des lokalen Kontextes legen um mögliche Synergieeffekte aufzudecken.