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Der Hamburger Hausbesuch für Seniorinnen und Senioren – Akzeptanz des Modellprojekts mit anschließender Ausweitung für alle 80-jährigen in Hamburg
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Veröffentlicht: | 27. September 2021 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Hausbesuchsprogramme für ältere Personen sind heterogen in Zielgruppen und Ausrichtung. Die Wirksamkeit ist nicht eindeutig nachgewiesen. Unspezifische positive Impulse zeigen sich in der Weiterentwicklung kommunaler Strukturen. Vor diesem Hintergrund wurde der Hamburger Hausbesuch als aufsuchendes, freiwilliges Angebot von der Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz eingeführt.
Fragestellung und Zielsetzung: Ziel des Hamburger Hausbesuchs ist die Förderung der aktiven selbstständigen Lebensführung in der Häuslichkeit durch ein individuelles Informationsgespräch. Alle Personen, die ihren 80. Geburtstag hatten und in zwei Modellbezirken (urban und ländlich geprägt) wohnen, erhalten seit 09/2018 ein Hausbesuchsangebot. Gelingt die Umsetzung des Hamburger Ansatzes in der Modellphase 09/2018–12/2019?
Methode oder Hypothese: Etablierung einer Fachstelle; Abstimmung von Geburtstagsanschreiben und Informationsmaterialien (u.a. zu Ernährung, Mobilität, soziale Einbindung, Wohnsituation, Hilfsbedürftigkeit); Gewinnung und Schulung selbstständig tätiger Besuchskräfte auf Honorarbasis zur Durchführung der Hausbesuche; Terminkoordination, Bearbeitung von Zusagen, Verschiebungen und Absagen; Dokumentation und Berichtswesen; Qualitätssicherung und Datenschutzkonzept.
Ergebnisse: Gewinnung von 59 Besuchskräften. Allen 4.963 Personen mit 80. Geburtstag wurde ein konkretes Hausbesuchsangebot (Datum, Uhrzeit, Besuchskraft) gemacht, das 35% annahmen. Der Hausbesuch wurde im hochverdichteten urbanen und im eher ländlichen geprägten Bezirk gleichermaßen akzeptiert. Die häufigsten Gesprächsthemen waren gesundheitliche Situation, Mobilität und Wohnsituation [1].
Diskussion: Voraussetzungen für die Umsetzung sind: feste räumliche Strukturen (PLZ), Datenschutzkonzept, Einbindung von Kommune und lokalen Akteuren sowie Gewinnung, Schulung und Bindung der Besuchskräfte. Die im Vorwege formulierte Akzeptanzquote von 25% wurde in jedem der 15 Monate um 10 Prozentpunkte übertroffen. Die Relevanz der Themen deckt sich mit Ergebnissen gerontologisch-geriatrischer Assessments. Beeinträchtigte Mobilität hat bei geringer oder fehlender Kompensationsmöglichkeit u.U. beträchtliche Konsequenzen, z.B. Einschränkungen sozialer Teilhabe oder personelle Hilfe bei Pflegebedürftigkeit.
Praktische Implikationen: Aufgrund der hohen Akzeptanz während des Pilots wird der Hamburger Hausbesuch seit Anfang 2020 allen ca. 15.000 Personen/Jahr mit 80. Geburtstag erfolgreich angeboten. Während der Lockdowns der Corona-Pandemie wurde der Hausbesuch als Telefonat angeboten, das jedoch seltener nachgefragt wurde.
Ein striktes Hygienekonzept wurde für die Durchführung der Hausbesuche entwickelt, das auch vor Übertragung anderer ansteckender Krankheiten schützt.
Appell für die Praxis in einem Satz: Erfolgsfaktoren sind die Ansprache zum 80. Geburtstag mit einem Gratulationsschreiben, in dem die Lebensleistung gewürdigt und ein konkreter Besuchstermin benannt wird sowie ein umfangreiches Hygienekonzept.