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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

„Ich hoffe, dass dieses Programm zukünftig allen Menschen, die eine Krebsdiagnose erhalten, zur Verfügung steht.“: Die Versorgungsqualität des psychoonkologischen Programms isPO aus Patient:innensicht

Meeting Abstract

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  • Sandra Salm - IMVR (Universität zu Köln), Köln, Deutschland
  • Natalia Cecon - IMVR (Universität zu Köln), Köln, Deutschland
  • Theresia Krieger - IMVR (Universität zu Köln), Köln, Deutschland
  • Antje Dresen - IMVR (Universität zu Köln), Köln, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf244

doi: 10.3205/21dkvf244, urn:nbn:de:0183-21dkvf2441

Veröffentlicht: 27. September 2021

© 2021 Salm et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Trotz S3-Leitlinie ist in Deutschland keine flächendeckende psychoonkologische Versorgung verfügbar. Im laufenden Projekt isPO (integrierte, sektorenübergreifende Psychoonkologie) wird eine neue psychoonkologische Versorgungsform entwickelt, implementiert und evaluiert. Ziel ist Ängste und Depressionen bei neuerkrankten Krebspatient:innen im ersten Jahr nach Diagnosestellung zu reduzieren.

Im Rahmen der externen Evaluation des isPO-Programms werden zur Bewertung der Versorgungsqualität die Perspektiven der verschiedenen Beteiligten betrachtet.

Als Adressat:innen kommt den teilnehmenden Patient:innen dabei eine entscheidende Rolle zu.

Fragestellung: Wie nehmen Patient:innen die Versorgungsqualität des isPO-Programms wahr und wie beurteilen sie diese?

Methode: Die Evaluation des isPO-Programms erfolgt im Mixed-Methods-Design. Die Patient:innen wurden 3 und 12 Monate nach Einschreibung in isPO zu ihren Erfahrungen anhand eines strukturierten Fragebogens (n=816 bzw. 319) befragt. Diese Daten wurden mit den Versorgungsdaten aus dem isPO-spezifischen IT-Dokumentationssystem CAPSYS2020 verknüpft. Außerdem wurden teilstrukturierte Einzelinterviews mit Patient:innen (n=19) nach Programmabschluss durchgeführt.

Ergebnisse: Vorläufige quantitative Ergebnisse zeigen, dass die Patient:innen mit der isPO-Versorgung zufrieden sind (87,9%). Für 2,7% der Patient:innen wurde eine vorzeitige Kündigung des Versorgungsvertrags dokumentiert.

Die Häufigkeit und Dauer der Gespräche wurden mehrheitlich als „genau richtig“ bewertet (76,5% bzw. 86,9%). Es wurden pro Patient:in ein bis 38 Gespräche geführt. Diese haben in 1% aller Fälle mit Angehörigenteilnahme stattgefunden.

Die qualitativen Auswertungen zeigen, dass die Patient:innen an isPO insbesondere die bedarfsorientierte, begleitende Unterstützung schätzen, mit dem Wissen, dass „jemand da ist“. Hierfür sei das multiprofessionelle isPO-Team aus Selbsthilfe, psychosozialer und psychotherapeutischer Versorgung erforderlich. Allerdings wird ein flexibleres Versorgungsende gewünscht mit einer psychoonkologischen Nachsorge über den einjährigen Zeittraum hinaus.

Diskussion: Die Akzeptanz des isPO-Programms ist bei den Patient:innen sehr hoch, wofür die Bewertungen und die geringe Anzahl an Versorgungsabbrüchen sprechen. Neben den Aussagen der Patient:innen zeigt auch die hohe Spannweite an Gesprächen, dass die Versorgung bedarfsgerecht erfolgt. Optimierungspotential besteht hinsichtlich der Einbindung und Versorgung von Angehörigen sowie in der Gestaltung der Weiterversorgung nach dem einjährigen Zeitraum.

Praktische Implikationen: Aus Patient:innensicht stellt isPO ein bedarfsorientiertes psychoonkologisches Programm von hoher Versorgungsqualität dar. Da bei einer Übernahme in die Regelversorgung die studienbedingten Einschränkungen wegfallen werden, ließe isPO in noch höherem Maße eine Anpassung an die Versorgungsrealität zu.

Appell für die Praxis: Eine differenzierte, also quantitative als auch qualitative Betrachtung der Versorgungsqualität ist unabdinglich, um das Potential von Versorgungsprogrammen zur Optimierung und Übernahme in die Regelversorgung bewerten zu können.