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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Wirksamkeit der Versorgung in onkologischen Zentren (WiZen) – Erfolg des Datenlinkage und Erkenntnisse zur Ergebnisqualität

Meeting Abstract

  • Olaf Schoffer - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • Christoph Forkert - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • Martin Rößler - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • Veronika Bierbaum - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland
  • Michael Gerken - Tumorzentrum Regensburg, Institut für Qualitätssicherung und Versorgungsforschung der Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland
  • Kees Kleihues-van Tol - Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren e.V., Berlin, Deutschland
  • Patrik Dröge - Wissenschaftliches Institut der AOK, Berlin, Deutschland
  • Christian Günster - Wissenschaftliches Institut der AOK, Berlin, Deutschland
  • Monika Klinkhammer-Schalke - Tumorzentrum Regensburg, Institut für Qualitätssicherung und Versorgungsforschung der Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland; Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren e.V., Berlin, Deutschland
  • Jochen Schmitt - Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung, Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität Dresden, Dresden, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf234

doi: 10.3205/21dkvf234, urn:nbn:de:0183-21dkvf2343

Veröffentlicht: 27. September 2021

© 2021 Schoffer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels steht das deutsche Gesundheitssystem vor der Herausforderung, eine gute Versorgung für eine große und stetig wachsende Anzahl an Krebspatienten zu gewährleisten. Als ein Instrument zur Sicherstellung und Verbesserung der Versorgungsqualität sieht der Nationale Krebsplan die einheitliche Zertifizierung onkologischer Zentren vor. Deren Evaluation anhand einer breiten Datenbasis steht jedoch bisher aus.

Fragestellung und Zielsetzung: Das vom Innovationsfonds des G-BA geförderte Forschungsprojekt “Wirksamkeit der Versorgung in onkologischen Zentren” (WiZen) untersucht die Unterschiede hinsichtlich der Ergebnisqualität zwischen Kliniken mit und ohne Zertifikat durch die Generierung von Real-World-Evidenz.

Methode oder Hypothese: Die genutzte Basis von GKV- und Krebsregisterdaten der Jahre 2006–2017 umfasst bundesweit mehr als 1 Million Patienten mit einer von 8 ausgewählten Krebsentitäten (kolorektales, Pankreas-, Mamma-, Prostata- und Bronchialkarzinom sowie gynäkologische, neuroonkologische und Kopf-Hals-Tumoren).

Im Rahmen retrospektiver Kohortenstudien werden Zusammenhänge zwischen Zertifizierungen und Patientenoutcomes mit Fokus auf Aussagen zum Überleben (Kaplan-Meier und Cox-Regression) untersucht. Die Validität von Definitionen zu Kohorten, Outcomes und Kovariaten ist dabei durch den Einbezug klinischer Expertise sichergestellt. Durch ein Linkage von GKV- und Krebsregisterdaten können zudem jeweilige Stärken der Datenquellen genutzt und Erkenntnisse über die Güte verschiedener Linkage-Varianten gewonnen werden.

Ergebnisse: Ergebnisse des Datenlinkages für vier Krebsentitäten zeigten, dass durch die Kombination von Informationen zu Art der Entität, Alter bei Diagnose, Geschlecht und Postleitzahl der Patienten ein nahezu perfektes indirektes Linkage der betrachteten GKV- und Registerdaten möglich ist. So wurde mit den genannten Merkmalen relativ zum Goldstandard des direkten Linkages via Krankenversicherungsnummer eine Treffergenauigkeit (Accuracy) von nahezu 100% erzielt.

In Bezug auf die Ergebnisqualität waren aus Cox-Modellierungen für das Mammakarzinom nach Adjustierung bezüglich zahlreicher Kovariaten klare Überlebensvorteile von Patienten mit Behandlung in zertifizierten Zentren abzuleiten (Hazard-Ratio=0.79, 95%-CI=[0.76, 0.83]). Diese wurden umso deutlicher, je länger das Zertifikat gehalten wurde. Dies bestätigt analoge Erkenntnisse zu den im WiZen-Projekt bereits untersuchten Krebsentitäten Kolon- und Pankreaskarzinom.

Diskussion: Durch die Nutzung einer einzigartigen Datenbasis sowie die Kombination von klinischer und methodischer Expertise kann im WiZen-Projekt bestmögliche belastbare Evidenz zur Effektivität der Versorgung in onkologischen Zentren generiert werden.

Praktische Implikationen: Die Analysemöglichkeiten versorgungsrelevanter Fragestellungen und die Implikationen der Projektergebnisse reichen hierbei weit über die Hauptfragestellung des Projektes hinaus. In konzeptioneller und methodischer Hinsicht hat das WiZen-Projekt Modellcharakter für ein künftiges Monitoring der onkologischen Versorgung.