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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Wer sind Deutschlands Versorgungsforscher:innen? Eine deskriptive Analyse der Hauptantragsteller:innen von Innovationsfonds geförderten Projekten

Meeting Abstract

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  • Tanja Rombey - Technische Universität Berlin, Fachgebiet Management im Gesundheitswesen, Berlin, Deutschland
  • Carolina Pioch - Technische Universität Berlin, Fachgebiet Management im Gesundheitswesen, Berlin, Deutschland
  • Viktoria Steinbeck - Technische Universität Berlin, Fachgebiet Management im Gesundheitswesen, Berlin, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf224

doi: 10.3205/21dkvf224, urn:nbn:de:0183-21dkvf2245

Veröffentlicht: 27. September 2021

© 2021 Rombey et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die Versorgungsforschung (VF) hat sich in den vergangenen 20 Jahren als neue, multidisziplinäre und -professionelle Wissenschaftsrichtung in Deutschland etabliert. Politische Unterstützung erfährt die VF insbesondere durch den Innovationsfonds, mit dem explizit neue Versorgungsformen (NVF) und VF gefördert werden. Bisherige Forschung zur VF in Deutschland adressierte Hochschullehrer:innen [1] und Nachwuchswissenschaftler:innen [2]. Dies ist eine erste Bestandsaufnahme von Deutschlands Versorgungsforscher:innen.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel der Studie war es Deutschlands Versorgungsforscher:innen anhand ausgewählter Merkmale zu charakterisieren und Zusammenhänge zwischen Merkmalen zu untersuchen.

Methode oder Hypothese: Die Zielpopulation waren alle Hauptantragsteller:innen von 2016–2020 durch den Innovationsfonds geförderten Projekten. Von den offiziellen Projektseiten wurden Titel, Name, Geschlecht und Affiliation der Antragsteller:innen sowie Projekttyp (NVF/VF) und Fördersumme extrahiert. Anschließend wurde mittels Internetrecherche das primäre Grundstudium der Antragsteller:innen bestimmt. Die Daten wurden deskriptiv analysiert.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 454 Projekte (183 NVF/271 VF) mit ca. 1,056 Mrd. € gefördert. Es gab 379 individuelle Antragsteller:innen, davon waren 238 (63%) Männer. Die Affiliation war bei 265 (70%) Personen eine Hochschule (inkl. Unikliniken), 36 (9%) eine Krankenkasse, 17 (4%) eine sonstige Forschungseinrichtung und 61 (16%) eine sonstige Organisation. Das Grundstudium war bei 213 (56%) Personen Humanmedizin, 39 (10%) Psychologie, 36 (9%) Wirtschaftswissenschaften, 31 (8%) ein sonstiger nicht-medizinischer bzw. 24 (6%) medizinischer Studiengang. Zwei (1%) Personen haben nicht studiert und für 34 (9%) wurde keine Information gefunden.

208 (55%) Antragsteller:innen waren Professor:innen und 53 (14%) hatten ≥2 Projekte. Die mediane Fördersumme pro Person betrug 1,6 Mio. €. Männer, Personen mit Medizinstudium und an Hochschulen tätige Personen waren häufiger Professor:in. Personen mit einem Studium der Wirtschaftswissenschaften und an sonstigen Organisationen tätige Personen hatten häufiger Fördersummen über dem Median. Kein Merkmal stand im Zusammenhang mit der Projektanzahl pro Person (≥2 vs. 1).

Diskussion: Die Mehrheit der untersuchten Versorgungsforscher:innen waren an Hochschulen tätige Männer mit Medizinstudium. Da VF-Studiengänge und Studiengänge der Bezugsdisziplinen, wie Public Health und Gesundheitsökonomie, in Deutschland einen hohen Frauenanteil haben, aber noch relativ jung sind, ist zu erwarten, dass Deutschlands Versorgungsforscher:innen zukünftig multidisziplinärer und weiblicher werden.

Praktische Implikationen: Es sollten Nachwuchswissenschaftler:innen aus allen VF-relevanten Disziplinen und Einrichtungen gefördert werden, damit die VF von deren fachlicher Diversität profitieren kann.

Appell für die Praxis in einem Satz: Die VF sollte Multidisziplinarität und -professionalität in Zukunft noch stärker berücksichtigen.


Literatur

1.
Ernstmann N, Heuser C, Pfaff H. Zur Situation der Versorgungsforschung an deutschen Universitäten, Hochschulen und Fachhochschulen. Gesundheitswesen. 2019; 82:313-7. DOI: 10.1055/a-0668-5922 Externer Link
2.
Ernstmann N, Gloede TD, Pfaff H. Wissenschaftliche Nachwuchsförderung in der Versorgungsforschung – Ein Rückblick auf die DFG Nachwuchsakademie Versorgungsforschung 2014. Gesundheitswesen. 2015; 77(08/09):586-9. DOI: 10.1055/s-0035-1559610 Externer Link