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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Case Management für Menschen mit Demenz im häuslichen Umfeld: ein systematisches Review randomisiert kontrollierter Studien

Meeting Abstract

  • Nikolas Dietzel - Interdisziplinäres Zentrum für Health Technology Assessment (HTA) und Public Health (IZPH), Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Erlangen, Deutschland
  • Kathrin Steichele - Interdisziplinäres Zentrum für Health Technology Assessment (HTA) und Public Health (IZPH), Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Erlangen, Deutschland
  • Dorothee Klaas-Ickler - Interdisziplinäres Zentrum für Health Technology Assessment (HTA) und Public Health (IZPH), Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Erlangen, Deutschland
  • Peter L. Kolominsky-Rabas - Interdisziplinäres Zentrum für Health Technology Assessment (HTA) und Public Health (IZPH), Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), Erlangen, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf150

doi: 10.3205/21dkvf150, urn:nbn:de:0183-21dkvf1502

Veröffentlicht: 27. September 2021

© 2021 Dietzel et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Mehrheit der Menschen in Deutschland hat den Wunsch auch im Alter in der häuslichen Umgebung leben zu können. Demenz ist eine der Hauptursachen für eine Pflegebedürftigkeit im Alter, die zu 70% von pflegenden Angehörigen erfüllt wird. Case Management (CM) kann einen wichtigen Beitrag leisten, den Verbleib in der Häuslichkeit durch eine nachhaltige Koordination von Versorgungsleistungen, abgestimmt auf die individuellen Bedarfe der Menschen mit Demenz (MmD) und ihrer pflegenden Angehörigen (pA), zu gewährleisten.

Fragestellung: Ziel dieser Untersuchung ist es, die Auswirkung von CM-Ansätzen auf den Verbleib von Menschen mit Demenz im häuslichen Umfeld systematisch zu untersuchen.

Methode: Eine systematischen Literaturrecherche in den Datenbanken Pubmed, CINAHL, PsycINFO, Scopus, CENTRAL, Gerolit, ALOIS auf randomisiert kontrollierte Studien (RCTs) wurde durchgeführt. Eingeschlossen wurden RCTs, die zwischen 2010 und 2020 in deutscher oder englischer Sprache publiziert wurden. Zielgruppe der Intervention waren Menschen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen und MmD, die im häuslichen Umfeld versorgt werden, oder deren pA. Endpunkt war die statistische Auswertung zum Umzug der MmD in ein stationäres Wohn- bzw. Pflegesetting. Berichts- und Studienqualität eingeschlossener Studien wurden mittels CONSORT-Checkliste und modifizierter Jadad-Skala erfasst.

Ergebnisse: Eingeschlossen wurden 6 RCTs aus 5 verschiedenen Gesundheitssystemen (Deutschland, USA, Niederlande, Frankreich, China). Bei 3 RCTs zeigten sich signifikante, bei 3 nicht signifikante Verzögerungen der Heimunterbringungen bzw. signifikant geringere Heimeinzugsraten zugunsten der Interventionsgruppen. Die Interventionszeiträume reichten von 6 bis 24 Monaten. In allen RCTs zeigte sich eine hohe Berichtsqualität. Fünf RCTs zeigten eine geringe bis moderate Studienqualität.

Diskussion: Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass intensive und regional gut vernetzte CM-Ansätze das Potenzial haben, den Verbleib von Menschen mit Demenz im eigenen Zuhause zu fördern. Damit stehen die Ergebnisse im Einklang mit bisherigen Reviews. Bei der Beurteilung der Wirksamkeit von CM-Ansätzen sind verschiedene Wirksamkeitsparameter, wie beispielsweise die Intensität der Betreuung, zu berücksichtigen.

Praktische Implikationen: CM-Ansätze können dazu beitragen, eine leitliniengerechte Demenzversorgung zu gewährleisten und Versorgungskontinuitäten zu fördern. Dabei kann schon das Wissen um eine vertrauensvolle Kontaktperson oder Institution, an die sich die erkrankten Menschen und ihre Angehörigen bei aufkommenden Bedarfen wenden können, den Zugang zu und die Nutzung von Unterstützungsangeboten verbessern. Bei der Planung von CM-Ansätzen in spezifischen Versorgungssettings vor Ort sollten von Beginn an Barrieren und Chancen für eine nachhaltige Implementierung in die bestehenden Versorgungsketten berücksichtigt werden.

Förderhinweis: Das Projekt digiDEM Bayern, in dessen Rahmen diese Arbeit entstanden ist, wird durch das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) gefördert (Förderkennzeichen: G42d-G8300-2017/1606-83).