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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Elterliche Anwesenheit auf neonatologischen Intensivstationen und postnatales Wohlbefinden

Meeting Abstract

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  • Alinda Reimer - IMVR (Universität zu Köln), Köln, Deutschland
  • Jan Hoffmann - IMVR (Universität zu Köln), Köln, Deutschland
  • Laura Mause - IMVR (Universität zu Köln), Köln, Deutschland
  • Nadine Scholten - IMVR (Universität zu Köln), Köln, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf134

doi: 10.3205/21dkvf134, urn:nbn:de:0183-21dkvf1345

Veröffentlicht: 27. September 2021

© 2021 Reimer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die stationäre Behandlung eines zu früh geborenen Kindes bedeutet für die Eltern häufig, dass sie nicht dauerhaft bei ihrem Kind auf der Station sein können. Wie häufig und lange Eltern bei ihrem Kind auf der neonatologischen Intensivstation (NICU) sind, kann von persönlichen wie auch strukturellen Faktoren des Krankenhauses abhängen. Nicht zuletzt zeigte die Covid-19-Pandemie wie belastend Besuchseinschränkungen für Eltern sein können.

Bisherige Studien weisen auf die Relevanz der elterlichen Anwesenheit für die kindliche Entwicklung hin. Jedoch gibt es bisher nur wenige Studien zum Zusammenhang zwischen der elterlichen Präsenz und ihrem eigenen Wohlbefinden. Im Rahmen der Neo-CamCare-Studie wurde im Herbst 2020 eine Befragung mit Eltern von Frühgeborenen durchgeführt, welche u.a. das elterliche Wohlbefinden und ihr Besuchsverhalten erfasste.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel dieser Arbeit ist es, das elterliche Wohlbefinden und ihr Besuchsverhalten auf der NICU zu untersuchen und zu erheben, ob ein statistischer Zusammenhang zwischen elterlichem Besuchsverhalten und Wohlbefinden besteht.

Methode oder Hypothese: In einer schriftlichen Befragung wurden Eltern zu früh geborener Kinder, mit einem Geburtsgewicht unter 1.500g adressiert, welche zum Zeitpunkt der Befragung zwischen 6 und 18 Monaten alt waren. Die Befragung erfolgte mit Hilfe zweier am Projekt beteiligter Krankenkassen. Das elterliche Wohlbefinden wurde mittels Edinburgh Postnatal Depression Scale (EPDS) gemessen, welche postpartale depressiven Störungen erfasst.

Ergebnisse: An der Befragung haben 434 Mütter und 308 Väter teilgenommen. 91,2% der Befragten (n=683) gaben an, ihr Kind täglich auf der Station besucht zu haben. Pro Wochentag haben 29,36% (n=219) der Eltern ihr Kind weniger als 3 Stunden, 38,74% (n=289) zwischen 4 bis 7 Stunden und 31,9% (n=238) mehr als 8 Stunden besucht. Wird ein EPDS-Cut-Off-Score von ≥?12 Punkten als für eine Depression verdächtig angenommen, so weisen 57,64% (n=430) der Befragten depressive Symptome auf.

Die inferenzstatistische Auswertung der Befragung ist im Laufe des Frühjahrs 2021 geplant, sodass finale Ergebnisse im Oktober 2021 vorgestellt werden können.

Diskussion: Um Eltern die postnatale Phase zu erleichtern, ist es wichtig, bedarfsgerechte Bedingungen für diese zu schaffen. Essenzieller Bestandteil hierfür ist es, den Zusammenhang von Besuchsverhalten und elterlichem Wohlbefinden zu beleuchten.

Praktische Implikationen: Die Ergebnisse können Grundlage sein, um Maßnahmen zur Verbesserung des elterlichen Besuchsverhaltens zu implementieren und die elternzentrierte Versorgung weiterzuentwickeln. So könnten beispielsweise Forderungen nach der Aufhebung von Besuchsbeschränkungen, Eltern-Kind-Zimmern oder virtuellen Stationsbesuchen mittels Webcameinsatz auf den NICUs an Relevanz gewinnen.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Erkenntnisse über das elterliche Besuchsverhalten und ihre Bedeutung für das elterliche Wohlbefinden können helfen, NICU-basierte Maßnahmen zu schaffen, die auf den Bedürfnissen der Eltern aufbauen.