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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Internet-basierte Interventionen bei Symptomen von Trauer. Eine systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse

Meeting Abstract

  • Andrea Zülke - Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland
  • Melanie Luppa - Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland
  • Margrit Löbner - Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland
  • Alexander Pabst - Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland
  • Christine Schlapke - Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland
  • Janine Stein - Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland
  • Steffi G. Riedel-Heller - Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health, Universität Leipzig, Leipzig, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf078

doi: 10.3205/21dkvf078, urn:nbn:de:0183-21dkvf0781

Veröffentlicht: 27. September 2021

© 2021 Zülke et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Symptome von Trauer stellen eine natürliche Reaktion auf den Verlust einer nahestehenden Person dar. Dennoch weist ein signifikanter Anteil der Betroffenen auch geraume Zeit nach dem Verlust belastende Symptome auf. Für Behandlungsformen wie etwa kognitive Verhaltenstherapie konnten positive Effekte bei komplizierter Trauer in systematischen Übersichtsarbeiten belegt werden. Dennoch wird eine Unterversorgung der Betroffenen vermutet. Internet-basierte Behandlungen, deren Effektivität bereits für eine Vielzahl psychischer Erkrankungen gezeigt wurde, könnten hier einen effektiven (komplementären) Behandlungsansatz darstellen.

Fragestellung und Zielsetzung: Untersuchung der Effektivität internet-basierter Interventionen gegen Symptome von Trauer nach Verlust. Zudem wurden Machbarkeit und Zufriedenheit von Nutzer/innen, methodische Qualität der Studien sowie Qualität der getesteten Interventionen untersucht.

Methode oder Hypothese: Systematische Übersichtsarbeit und Meta-Analyse zur Effektivität und Machbarkeit internet-basierter Interventionen bei Trauer nach Verlusterfahrungen. Anhand eines Kriterienkatalogs der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) wurde die Qualität der getesteten Interventionen bewertet. Die Qualitätsbewertung der eingeschlossenen Studien erfolgte mittels des Grades of Recommendation, Assessment, Development and Evaluation (GRADE)-Ansatzes.

Ergebnisse: Neun Studien wurden in die Übersichtsarbeit aufgenommen, von denen sieben meta-analytisch untersucht werden konnten. Die Interventionen zeigten signifikante Effekte auf Symptome von Trauer (g=0.54; 95% CI=0.32.; 0.77), depressive Symptomatik (g=0.44; 95% CI=0.20; 0.68) und posttraumatischen Stress (g=0.82; 95% CI=0.63; 1.01). Die Qualität der eingeschlossenen Arbeiten wurde mit niedrig (Trauer, depressive Symptomatik) bzw. moderat (posttraumatischer Stress) bewertet. Die getesteten Interventionen wiesen hohe Qualität sowie hohe Werte von Nutzerzufriedenheit auf.

Diskussion: Die Ergebnisse belegen die Effektivität internet-basierter Interventionen gegen Symptome von Trauer, Depression und posttraumatischem Stress und stehen damit in Einklang mit dem bisherigen Forschungsstand zur Wirksamkeit von face-to-face-Behandlungen bei Trauer. Die geringe methodische Qualität der Studien ist v.a. auf geringe Studienanzahl und Stichprobengrößen sowie das Risiko von publication bias zurückzuführen.

Praktische Implikationen: Wirksamkeitsnachweise anhand randomisiert kontrollierter Studien sind Voraussetzung für die Implementation neuer Behandlungen. Die vorzustellende Arbeit leistet einen Beitrag, um die Verankerung internet-basierter Behandlungsansätze in der Versorgung psychischer Erkrankungen voranzutreiben.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Akteur/innen in Wissenschaft und Versorgung sollten das Bewusstsein für die Effektivität internetbasierter Behandlungen gegen Symptome von Trauer schärfen.