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Eine geschlechtsspezifische Perspektive auf das Symptomprofil und die Diagnostik bei ischämischen Herzerkrankungen
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Veröffentlicht: | 27. September 2021 |
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Hintergrund: Ischämische Herzerkrankungen zählen zu den häufigsten Todesursachen bei Männern und Frauen gleichermaßen. Diesbezüglich bestehen geschlechtsspezifisch deutliche Unterschiede in der Morbidität und Mortalität. Aufgrund einer sich unterscheidenden Symptomatik und Risikowahrnehmung werden ischämische Herzerkrankungen bei Frauen später erkannt, woraus schlechtere Therapieergebnisse resultieren können.
Zielsetzung: Mithilfe einer systematischen Literaturrecherche werden geschlechtsspezifische Unterschiede hinsichtlich des Symptomprofils und der Diagnostik sowie frauenspezifische Risikofaktoren bei ischämischen Herzerkrankungen aufgezeigt.
Methodik: Die Recherche erfolgt in den Datenbanken PubMed, PsycInfo, Cochrane Library und ScienceDirect. Anhand ausgewählter Ein- und Ausschlusskriterien werden 14 Studien erfasst, nach ihrer Qualität bewertet, deren Inhalte extrahiert sowie die Ergebnisse strukturiert dargestellt und diskutiert.
Ergebnisse: Frauen zeigen häufiger atypische Symptome, die sich unter anderem in anhaltender Müdigkeit und Erschöpfung äußern. Brustschmerzen sind überwiegend beim männlichen Geschlecht ein Erkennungszeichen für obstruktive koronare Herzerkrankungen. In Bezug auf die Diagnostik gibt es zwischen den Geschlechtern eine unterschiedliche Zeitspanne zwischen Symptombeginn und der Inanspruchnahme medizinischer Versorgung. So ist die durchschnittliche Zeit vom Auftreten der Symptome bis zur Ankunft in einem Krankenhaus bei Frauen signifikant länger als bei Männern. Bei Betrachtung des weiblichen Geschlechts zeichnen sich als bedeutsame Risikofaktoren für ischämische Herzerkrankungen Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Dyslipidämie, Depressionen, familiäre Disposition, Tabakkonsum und ein hohes Alter ab.
Diskussion: Die Ergebnisse zeigen in Bezug auf das Symptomprofil und die Diagnostik ischämischer Herzerkrankungen Unterschiede und Besonderheiten der biologischen Geschlechter. Diese Erkenntnisse werden auch von weiterführender Fachliteratur gestützt. Atypische Symptome bei Frauen haben oftmals eine verspätete oder fehlerbehaftete Diagnose zur Folge. Ein erhöhtes Risiko für ischämische Herzerkrankungen ergibt sich aus dem Zusammenspiel mehrerer ungünstiger Faktoren.
Praktische Implikationen: Für eine frühere Erkennung ischämischer Herzerkrankungen ist eine Sensibilisierung der Ärzteschaft sowie der Allgemeinbevölkerung notwendig. Dadurch wird eine schnellere und sichere Diagnose trotz etwaiger atypischer Symptome unterstützt. Um eine Erhöhung der Compliance zu erreichen, scheint eine Verbesserung der Arzt-Patienten-Kommunikation sinnvoll und zielführend zu sein.