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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Häusliche Pflege im Blackout – Einschätzungen von Mitarbeitenden ambulanter Pflegedienste zur Resilienz gegenüber Krisen und Katastrophen

Meeting Abstract

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  • Anne Thiele - Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin and Humboldt-Universität zu Berlin, Institute of Health and Nursing Science, Berlin, Germany
  • Yvonne Lehmann - Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin and Humboldt-Universität zu Berlin, Institute of Health and Nursing Science, Berlin, Germany
  • Sebastian Gröbe - Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin and Humboldt-Universität zu Berlin, Institute of Health and Nursing Science, Berlin, Germany
  • Michael Ewers - Charité – Universitätsmedizin Berlin, corporate member of Freie Universität Berlin and Humboldt-Universität zu Berlin, Institute of Health and Nursing Science, Berlin, Germany

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf015

doi: 10.3205/21dkvf015, urn:nbn:de:0183-21dkvf0156

Veröffentlicht: 27. September 2021

© 2021 Thiele et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Zahlreiche Risiken drohen den Versorgungsalltag ambulanter Pflege zu stören, darunter auch großflächige, mehrtägige Stromausfälle. Ein solches Szenario steht im Fokus des vom BMBF geförderten Forschungsprojekts „Aufrechterhaltung ambulanter Pflegeinfrastrukturen in Krisen und Katastrophenfällen“ (AUPIK), in dem u.a. die Widerstandsfähigkeit (Resilienz) ambulanter Pflegedienste gegenüber solchen Ereignissen untersucht wird. Die internationale Studienlage deutet darauf hin, dass dahingehend dringender Verbesserungsbedarf besteht.

Fragestellung und Zielsetzung: Im AUPIK-Teilprojekt „Sicherheit und Pflege“ wird u.a. gefragt, welche Erfahrungen Mitarbeitende ambulanter Pflegedienste mit Krisen und Katastrophen haben, wie sie ihre Möglichkeiten in solchen Fällen einschätzen und welchen Unterstützungsbedarf sie für sich sehen.

Methode: Aus einer teil-standardisierten Online-Befragung mittels SoSci Survey Ende 2020 konnten 101 Fragebögen ausgewertet werden. Die Auswertung der geschlossenen Fragen erfolgte deskriptiv mittels SPSS, die der frei beantworteten Fragen inhaltsanalytisch.

Ergebnisse: 75,4% der Befragten fühlen sich gar nicht oder weniger gut auf das Handeln während eines Blackouts oder anderer Krisen und Katastrophen (z.B. Feuer, Großunfälle, terroristische Ereignisse) vorbereitet. Zugleich hält es knapp die Hälfte (45,5%) für wahrscheinlich, selbst einmal damit konfrontiert zu sein. Die Auswirkungen solcher kritischen Ereignisse auf ihre Arbeit, werden als hoch eingeschätzt. Die Notfallpläne der Pflegedienste berücksichtigen selten Hinweise zum Handeln in Katastrophenfällen (z.B. Evakuierung aus Privathaushalten, Versorgung in Notunterkünften). 96% der Befragten vertrauen auf die Unterstützung vom Katastrophenschutz, 77% auf die der Behörden. Aus dem Quartier wird von 57,6% der Befragten Hilfe erwartet, 53,5% zählen auf die Zusammenarbeit mit anderen Pflegediensten.

Diskussion: Die Ergebnisse bestätigen die Notwendigkeit, ambulante Pflegedienste und ihre Mitarbeitenden gegenüber widerstandsfähiger Krisen und Katastrophen zu machen. Sie unterstreichen zugleich Qualifizierungsbedarf auf Seiten der Mitarbeitenden sowie organisatorische Anpassungserfordernisse auf Seiten der Dienste.

Praktische Implikationen: Gemeinsam mit den Perspektiven von Befragten aus Rettungsdiensten, dem Katastrophenschutz und weiteren Stakeholdern werden aus den Ergebnissen Strategien zur Förderung der Resilienz ambulanter Pflegeinfrastrukturen gegenüber Krisen und Katastrophen abgeleitet und erprobt.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Die Entwicklung und Umsetzung tragfähiger Konzepte zur Förderung der Resilienz ambulanter Pflegeinfrastrukturen ist eine drängende Aufgabe für die Sicherheits- und Versorgungsforschung sowie die Praxis.