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20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

06. - 08.10.2021, digital

Förderung von körperlicher Aktivität bei Patienten mit Epilepsie unter Anwendung des Transtheoretischen Modells

Meeting Abstract

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  • Jutta Hülsdünker - Universitätsklinikum Münster – UKM, Zentrale Einrichtung Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Münster, Deutschland
  • Marion Grafe - Universitätsklinikum Münster – UKM, Zentrale Einrichtung Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie, Münster, Deutschland

20. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 06.-08.10.2021. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2021. Doc21dkvf003

doi: 10.3205/21dkvf003, urn:nbn:de:0183-21dkvf0039

Veröffentlicht: 27. September 2021

© 2021 Hülsdünker et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand internationaler Forschung: Epilepsie ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen des zentralen Nervensystems. Patienten mit Epilepsie (PME) sind sekundären Erkrankungsrisiken (Osteoporose, erhöhtes kardiovaskuläres Risiko) ausgesetzt. Untersuchungen von PME zeigen, dass sich regelmäßige körperliche Aktivität positiv auf deren Gesundheit auswirkt und auch die Anfallshäufigkeit verringern kann. Trotz dieser Erkenntnisse bewegen sich PME in der Regel oftmals nur wenig und beklagen eine unzureichende Beratung zum Thema Bewegung und Sport. Aus diesem Grund ist es wichtig PME zielgerichtet und orientiert an den individuellen Bedürfnissen und Barrieren für Bewegung zu beraten und eine Verhaltensänderung motivierend zu begleiten.

Fragestellung und Zielsetzung: Um die körperliche Aktivität von PME zu steigern, wird ein theoriebasiertes, verhaltensorientiertes Beratungsangebot entwickelt, welches in die physiotherapeutische Versorgung im Rahmen der Komplexbehandlung von PME im stationären Kontext eingesetzt werden kann.

Methode oder Hypothese: Das Transtheoretische Modell der Verhaltensänderung (TTM) dient als Grundlage für die Entwicklung eines theoriebasierten Beratungsangebots. Das TTM differenziert die Stadien der Verhaltensänderung auf Basis der Selbsteinschätzung der Patienten und ermöglicht eine zielgerichtete und individualisierte Behandlung.

Ergebnisse: Auf Basis des TTM wurde eine Broschüre entwickelt, die Physiotherapeuten in der Beratung von PME einsetzen können. Initial wird mittels „Fragebogen zur Erfassung körperlicher Aktivität/Sport“ eine Einstufung in ein Stadium der Verhaltensänderung vorgenommen und dann basierend auf dieser Einstufung auf Beratungsinhalte der Broschüre zugegriffen. Im Zeitraum 10/2020-03/2021 wurden insgesamt 21 Patienten mit Hilfe der Broschüre beraten. Zurzeit findet eine Evaluation der ersten 21 Beratungen statt. Mittels Telefonischem Interview und erneutem einordnen in das Stadium der Verhaltensänderung anhand des Fragebogens (sechs Monate nach Beratung) wird das Ergebnis der Beratung derzeit überprüft.

Diskussion: Das Transtheoretische Modell bietet Therapeuten die Möglichkeit Patienten mit PME individualisiert zu beraten. Bei positiver Evaluation kann das TTM auch als Grundlage für die Beratung anderer Patientengruppen im akutstationären Kontext angewendet oder in der betrieblichen Gesundheitsförderung genutzt werden.

Praktische Implikation: Das theoriebasierte Vorgehen zur Steigerung von körperlicher Aktivität ist erfolgsversprechend. Die Motivation zu körperlicher Aktivität kann mit Hilfe des TTM erfasst und in Beratungsgesprächen berücksichtigt werden.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Die Verbesserung der körperlichen Aktivität von PME kann durch einen theoretischen Beratungsansatz individualisiert erfolgen.