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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Finanzielle Belastungen von Patient*innen mit Psoriasis und Neurodermitis in Deutschland

Meeting Abstract

  • Nicole Zander - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
  • Matthias Augustin - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
  • Valerie Andrees - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
  • Mandy Naatz - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
  • Anna Langenbruch - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen (IVDP), Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf466

doi: 10.3205/20dkvf466, urn:nbn:de:0183-20dkvf4662

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Zander et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Psoriasis und Neurodermitis sind chronisch-entzündliche Hauterkrankungen, die mit einer hohen Krankheitslast für die betroffenen Patient*innen einhergehen. Auch in ökonomischer Hinsicht konnten Studien beträchtliche finanzielle Belastungen für Kostenträger, Patienten und Gesellschaft nachweisen.

Fragestellung: Wie hoch sind die finanziellen Belastungen für Patient*innen mit Psoriasis und Neurodermitis?

Methode: In bundesweiten multizentrischen Primärdatenerhebungen in dermatologischen Praxen wurden mittels standardisierter Fragebögen die Krankheitskosten bestimmt. Die Erhebung zur Psoriasis erfolgte 2013/14 und umfasste 1.158 Patient*innen aller Schweregrade. In 2018/19 wurde eine methodisch vergleichbare Studie durchgeführt, bei der die Kosten von 706 Patient*innen mit Neurodermitis ermittelt wurden. Neben den Kosten, die durch die Krankenversicherungen getragen werden, wurden dabei auch die patientenseitigen Kosten für die folgenden Bereiche bestimmt: Topische Therapie (wirkstoffhaltige Salben und wirkstofffreie Basistherapeutika), Systemtherapie, Zuzahlungen bei Krankenhausaufenthalten, Fahrtkosten für Arztbesuche und Konsultation von Heilpraktikern. Die Datenauswertung erfolgte zunächst deskriptiv, weitere multivariate Analysen sind geplant.

Ergebnisse: Die pro Patient*in zu tragenden jährlichen Gesamtkosten beliefen sich bei Psoriasis auf 224€ ± 406€ (Median: 120€), bei Neurodermitis auf 377€ ± 497€ (Median: 211€). In beiden Gruppen machten die Ausgaben für topische Therapien den größten Anteil aus. Mit 231€ ± 337€ (Median: 114€) waren diese bei Neurodermitis mehr als doppelt so hoch als bei Psoriasis (109€ ± 208€; Median: 60€). Betrachtet man den Anteil der Patientenkosten an den Gesamtkosten für die Gesellschaft, machte dieser bei der Neurodermitis 10% (Gesamtkosten von 3.686€ ± 6.736€ pro Patient*in und Jahr; Median: 871€) aus. Bei der Psoriasis lag dieser Anteil bei 4% (Gesamtkosten von 5.543€ ± 8.044€ pro Patient*in und Jahr; Median: 2.030€).

Diskussion: Die finanzielle Belastung der Patient*innen ist bei Neurodermitis höher als bei Psoriasis. Dies zeigt sich an den absoluten Kosten und am Anteil der durch die Patient*innen zu tragenden Kosten an den Gesamtkosten. Zum Zeitpunkt der Datenerhebung standen für Psoriasis eine Vielzahl effektiver Systemtherapeutika zur Verfügung. Bei der Versorgung der Neurodermitis gab es bisher weniger Innovationen und ist das verfügbare Spektrum an Therapien weitaus kleiner. Ein Mangel an wirksamen Therapien, die von der Krankenkasse getragen werden, könnte zu höheren Ausgaben für Pflegeprodukte und alternativen Heilmethoden führen.

Praktische Implikationen: Wenn Patient*innen einen bedeutenden Teil ihrer Therapie finanziell selbst tragen müssen, bedarf dies weiterer Aufmerksamkeit. Vor allem in Hinblick auf Gerechtigkeit in der Gesundheitsversorgung sollte ein Augenmerk darauf liegen, inwiefern ein höherer finanzieller Beitrag durch die Patient*innen mit einem höheren Therapieerfolg assoziiert ist.