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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

WirtMed-Studie: Entwicklung und Erprobung von Auswertungsstrategien für eine geeignete Wirtschaftlichkeitsprüfung

Meeting Abstract

  • Julia Muth - Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Philipps-Universität Marburg, Marburg, Deutschland
  • Anna Paganoni - MOX – Modeling and Scientific Computing, Dipartimento di Matematica, Milano, Italien
  • Francesca Ieva - MOX – Modeling and Scientific Computing, Dipartimento di Matematica, Milano, Italien
  • Marta Spreafico - MOX – Modeling and Scientific Computing, Dipartimento di Matematica, Milano, Italien
  • Dario Delle Vedove - MOX – Modeling and Scientific Computing, Dipartimento di Matematica, Milano, Italien
  • Dominika Franiel - Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland, Berlin, Deutschland
  • Maike Schulz - Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland, Berlin, Deutschland
  • Oliver Hirsch - FOM Hochschule, Hochschulzentrum Siegen, Siegen, Deutschland
  • Julia Gollnick - Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Philipps-Universität Marburg, Marburg, Deutschland
  • Norbert Donner-Banzhoff - Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Philipps-Universität Marburg, Marburg, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf463

doi: 10.3205/20dkvf463, urn:nbn:de:0183-20dkvf4630

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Muth et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Um die Finanzierbarkeit des Gesundheitssystems zu gewährleisten wurde im SGB V eine Vielzahl von Maßnahmen zur Kostenbegrenzung festgeschrieben. Das Wirtschaftlichkeitsgebot, dem die Verordnung von Arzneimitteln durch Vertragsärzte unterliegt, ist eine dieser Maßnahmen, die mithilfe von Wirtschaftlichkeitsprüfungen überwacht wird. Die zu Grunde liegenden regionalen Prüfvereinbarungen unterliegen dabei einem methodischen Wandel, der noch nicht abgeschlossen ist und somit Spielraum für neue, alternative Methoden hat.

International gilt das Profiling als eine Methode, um bspw. Betriebstätten und Krankenhäuser zu identifizieren, die von einer akzeptablen Norm abweichen. Bislang wurde die Methode des Profiling überwiegend bei Analysen der Krankenhaus-Mortalität eingesetzt.

Auch Wirtschaftlichkeitsprüfungen können als ein Profiling gesehen werden. In diesem Projekt soll es erstmalig auf die Wirtschaftlichkeit und Qualität der Arzneimittelverordnung angewendet werden.

Fragestellung und Zielsetzung: Es sollen Strategien und Parameter mithilfe des Profilings ermittelt werden, die geeignet sind, wirtschaftliches Verordnungsverhalten abzubilden. Ziel ist die Entwicklung und Erprobung neuer Auswertungsverfahren und Parameter, die bei künftigen Wirtschaftlichkeitsprüfungen und somit auch der Steuerung der Qualität eingesetzt werden können.

Methode oder Hypothese: Die Datenbasis bilden die Arzneiverordnungsdaten nach §300 SGB V und die ambulanten Versorgungsdaten nach §297 SGB V der Jahre 2010, 2013, 2016. Die pseudonymisierten Daten werden deutschlandweit für alle Betriebstätten bzgl. ihres Verordnungsverhaltens und ihrer Betriebsstätten- und Patientencharakteristika quartalsweise aggregiert. Diese Daten werden u.a. differenziert nach Fachgruppe und KV-Region analysiert.

Mit Hilfe der statistischen Methode des Profiling werden die Betriebsstätten im Hinblick auf zuvor definierte Indikatoren der Wirtschaftlichkeit (z.B. Verordnungskosten) miteinander verglichen und für Confounder (z.B. Morbidität) adjustiert. Bei Praxen, die bei der Auswertung außerhalb zuvor definierter prädiktiver Kontrollgrenzen liegen, ist eine unwirtschaftliche Verordnung als möglich anzunehmen. Für die Verbesserung der Trennschärfe zwischen möglicherweise wirtschaftlichem und unwirtschaftlichem Verhalten sollen verschiedene Auswertungsverfahren miteinander verglichen werden.

Ergebnisse: Wir präsentieren erste explorative Profiling-Analysen ambulanter Arzneimittelverordnungen, die auffällige Muster innerhalb der Gruppe der Betriebsstätten identifizieren. Hierbei wurden die zeitliche und räumliche Verteilung sowie Fachgruppen und Praxischarakteristika berücksichtigt. Vorgestellt wird der aktuelle Stand der Ergebnisse.

Diskussion: Die gewonnenen Erkenntnisse können genutzt werden, um verbesserte Methoden der Verordnungssteuerung und der Sicherstellung wirtschaftlichen Verordnungsverhaltens hinsichtlich Qualität und Wirtschaftlichkeit zu entwickeln.

Praktische Implikationen: Entwicklung von Alternativen respektive Ergänzungen zu bisherigen Verfahren der Wirtschaftlichkeitsprüfung.