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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Ausbreitung einer freiwilligen Qualitätssicherungsinitiative – Geovisuelle Darstellung der zertifizierten Krebszentren in Deutschland im zeitlichen Verlauf

Meeting Abstract

  • Sarah Franziska Schult - Deutsche Krebsgesellschaft, Berlin, Deutschland
  • Simone Wesselmann - Deutsche Krebsgesellschaft, Berlin, Deutschland
  • Julia Ferencz - Onkozert GmbH, Neu-Ulm, Deutschland
  • Christoph Kowalski - Deutsche Krebsgesellschaft, Berlin, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf452

doi: 10.3205/20dkvf452, urn:nbn:de:0183-20dkvf4527

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Schult et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Um eine qualitativ hochwertige und flächendeckende Versorgung der onkologischen PatientInnen in Deutschland zu gewährleisten, werden seit 2003 Krebszentren durch die Deutsche Krebsgesellschaft (DKG) zertifiziert. Nach 17 Jahren der Implementierung gibt es mittlerweile über 2000 zertifizierte Zentren in über 450 Krankenhäusern in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien, Luxemburg und Russland. Gemäß des „Drei-Stufen-Modells“ der onkologischen Versorgung lassen sich die Zentren in Organkrebszentren, Onkologische Zentren sowie die durch die Deutsche Krebshilfe geförderten Onkologischen Spitzenzentren gliedern. Inwieweit eine flächendeckende Etablierung von zertifizierten Zentren für die verschiedenen Indikationen in Deutschland tatsächlich gelungen ist, wurde bislang nicht systematisch untersucht. Ebenso fehlen Untersuchungen zur Verbreitung zertifizierter Zentren im Zeitverlauf.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel dieser Analyse ist es, anhand von geovisualisierten Daten einen Überblick über die regionale Verteilung von zertifizierten Zentren im zeitlichen Verlauf zu schaffen und Versorgungslücken sowie mögliche regionale Gefälle zu identifizieren.

Methode: Zur geovisuellen Darstellung der regionalen Verteilung von zertifizierten Zentren in Deutschland wird eine deskriptive Analyse der Datumsangaben zur Zertifikaterteilung und ggf. -aussetzung durchgeführt. Dazu werden die Daten aller zertifizierten Zentren anhand der amtlichen Gemeindeschlüssel mit dem Paket „ggplot2“ von R und den Geo-Daten des Bundesamtes für Kartographie und Geodäsie ausgewertet und die Verteilung graphisch mit farblicher Skalierung als Choroplethenkarten dargestellt. Der Untersuchungszeitraum umfasst die Vergabe des ersten Zertifikats am 02.08.2003 bis zum 19.12.2018. Die Ergebnisse werden als Präsentationsgrafiken abgebildet und deren Verteilungsform begutachtet.

Ergebnisse: Im zeitlichen Verlauf zeigen sich ähnliche Verteilungsmuster der unterschiedlichen Zertifikatarten sowie der regionalen Verteilung. Deutlich werden ein Süd-Nord-Gefälle der frühen Verbreitung und eine frühere Aufnahme in Ballungsräume mit höherer Siedlungsdichte.

Diskussion: Es lassen sich deutliche Muster in der Verbreitung eines der größten krankheitsspezifischen Qualitätssicherungssysteme Europas identifizieren. Hervorhebenswert ist die gute Datengrundlage, die in der laufenden Routine der Zertifizierungsverfahren vom Zertifizierungsinstitut erhoben werden. Ursachen der Ausbreitungsmuster liegen teils in den Besonderheiten des Zertifizierungssystems und teils in regionalen Besonderheiten unabhängig der Gesundheitsversorgung, beispielsweise einer größeren Innovationsfähigkeit bestimmter Regionen. Der zweite Aspekt wird im DKH- geförderten Projekt InnoZert im Detail untersucht.

Praktische Implikationen: Auch in den nächsten Jahren wird mit einer Zunahme von zertifizierten Zentren in Deutschland und im europäischen Ausland zu rechnen sein. Um regionalen Unterschieden entgegenzuwirken und zugleich eine gleichmäßige flächendeckende Versorgung zu gewährleisten, sind bundes- und landespolitische Maßnahmen zu erwägen.