gms | German Medical Science

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Forschungsprioritäten für den Bereich „Dementia Care“ im D-A-CH-Raum: eine systematische Literatur- und Delphi-Studie

Meeting Abstract

  • Julian Hirt - Fachstelle Demenz, Institut für Angewandte Pflegewissenschaft, Fachbereich Gesundheit, FHS St. Gallen, Schweiz; Internationale Graduiertenakademie, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Medizinische Fakultät, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Deutschland
  • Melanie Burgstaller - Fachstelle Demenz, Institut für Angewandte Pflegewissenschaft, Fachbereich Gesundheit, FHS St. Gallen, Schweiz
  • Thomas Beer - Fachstelle Demenz, Institut für Angewandte Pflegewissenschaft, Fachbereich Gesundheit, FHS St. Gallen, Schweiz
  • Susi Saxer - Fachstelle Demenz, Institut für Angewandte Pflegewissenschaft, Fachbereich Gesundheit, FHS St. Gallen, Schweiz
  • Adelheid Zeller - Fachstelle Demenz, Institut für Angewandte Pflegewissenschaft, Fachbereich Gesundheit, FHS St. Gallen, Schweiz

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf448

doi: 10.3205/20dkvf448, urn:nbn:de:0183-20dkvf4481

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Hirt et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund: Personen mit Demenz weisen ein erhöhtes Risiko für soziale, physische und psychische Vulnerabilität und somit für Pflege- und Betreuungsbedürftigkeit auf. Für die Pflegewissenschaft ist es daher zentral, sich empirisch und theoretisch mit den verschiedenen Akteuren im Bereich „Dementia Care” und deren Handlungspraktiken auseinanderzusetzen. Eine inhaltliche Auseinandersetzung mit Forschungsschwerpunkten kann dazu beitragen, den Bedürfnissen und Bedarfen von Personen mit Demenz, ihren Angehörigen und ihren Betreuungspersonen in den jeweiligen komplexen Lebens- und Pflegesituationen gerecht werden zu können.

Zielsetzung: Das Ziel dieser Arbeit war die Identifikation und Priorisierung von Pflegeforschungsschwerpunkten für das Themenfeld „Dementia Care“ im deutschsprachigen Raum.

Methode: Es erfolgte eine systematische Datenbankrecherche in MEDLINE, CINAHL, PsycINFO, Cochrane Library und Web of Science Core Collection nach bestehenden Forschungsagenden zum Themenfeld „Dementia Care“ aus den vergangenen 25 Jahren in deutscher, englischer und französischer Sprache. Ergänzend fand eine Handsuche auf ausgewählten Internetseiten sowie eine vorwärts- und rückwärtsgerichtete Suche der eingeschlossenen Volltexte mittels Scopus statt. Im Rahmen eines dreistufigen Delphi-Verfahrens (i) ergänzten systematisch identifizierte Expertinnen und Experten zum Themenfeld Dementia Care in Pflegeforschung und Pflegepraxis aus dem deutschsprachigen Raum die aus der Literatur extrahierten Forschungsschwerpunkte und (ii) schätzten deren Wichtigkeit auf einer vierstufigen Skala ein. Anschließend (iii) priorisierten die Teilnehmenden die als wichtig erachteten Forschungsschwerpunkte mithilfe einer metrischen Skala von 100 Punkten.

Ergebnisse: Fünfzehn Expertinnen und Experten nahmen an der Delphi-Studie teil, welche mehrheitlich primär im Forschungskontext tätig waren. Diese priorisierten 79 mehrheitlich als wichtig erachtete Themen. Die prioritären Themen sind u.a. „Selbstbestimmungskonzepte für Personen mit Demenz“, „Einbezug von Personen mit Demenz und informell Pflegenden in Forschungsprojekte“, „Methodologische Ansätze und Methoden“, „Unterstützung von Personen mit Demenz während und nach dem diagnostischen Prozess einer Demenz“ sowie „Schmerzmanagement bei Personen mit Demenz”.

Diskussion: Die in dieser Arbeit identifizierten Prioritäten stellen eine wichtige Ergänzung zu den auf politischer Ebene verabschiedeten Demenzstrategien dar. Sie tragen auch zur Ausdifferenzierung vorhandener pflegespezifischer Forschungsagenden bei. Daneben können die Ergebnisse als eine Notwendigkeit interpretiert werden, sich dem Themenfeld „Dementia Care“ nicht ausschließlich inhaltlich anzunähern, sondern es auch methodologisch zu reflektieren, weiterzuentwickeln und zu spezifizieren.

Praktische Implikationen: Die erarbeiteten Forschungsprioritäten sind ein möglicher Orientierungsrahmen für die Pflegewissenschaft, die Gesundheitspolitik und die Forschungsförderung, um Forschungsaktivitäten strukturiert nachgehen zu können. Es ist empfehlenswert, die Prioritäten in regelmäßigen Abständen zu ergänzen, damit deren Aktualität gewährleistet ist.