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Risikocluster und räumliche Determinanten der MMR-Impfung bei Kindern
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Veröffentlicht: | 25. September 2020 |
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Text
Einleitung: Durch das Inkrafttreten des Masernschutzgesetzes am 01. März 2020 erfährt die MMR-Impfung eine neue Akzentuierung. Die Existenz von räumlich unterschiedlichen Verteilungen im Impfschutz und dem verstärkten Auftreten von Krankheitsinzidenzen wurde mehrfach belegt. Ziele der Studie
- Beschreibung der räumlichen Verteilung von Kindern mit nicht ausreichendem Impfstatus bei MMR
- Identifikation von Risikoclustern, in denen die Wahrscheinlichkeit eines nicht ausreichenden Impfschutzes signifikant erhöht ist
- Berechnung lokaler Cluster-Risikomodelle auf Basis räumlich-nachbarschaftlicher Einflussfaktoren
Methoden: Grundlage waren Abrechnungsdaten der KVWL. Es wurden Geburtsjahrgangskohorten von gesetzlich versicherten Kindern der Jahrgänge 2013-2016 gebildet und auf PLZ-5-Ebene (n=410) aggregiert. Generelle und spezifische Cluster-Methoden identifizierten statistisch signifikante, räumlich kompakte Cluster und relative Risiken (RR) nicht geimpfter Kinder. In binär-logistischen Regressionen wurden lokale Risikomodelle auf Basis von räumlich-nachbarschaftlichen Variablen geschätzt.
Ergebnisse: Für die Impfquoten „min. eine MMR-Impfung“ und „beide MMR-Impfungen“ wurden jeweils 2 signifikante Cluster identifiziert. Diese umfassen das nördliche Ruhrgebiet (n=9692 Kinder gesamt, RR=2,05 [CI 95%: 1,92-2,18]) und Dortmund-Ennepe-Ruhr-Kreis (n=6031, RR=1,78 [CI 95%: 1,65-1,91]) bzw. Ennepe-Ruhr-Kreis-Dortmund (n=3540, RR=2,68 [CI 95%: 2,56-2,80]) und Dortmund-Unna-Hamm (n=15.271, RR=1,32 [CI 95%: 1,27-1,37]). Signifikante Risikofaktoren für niedrige Impfquoten umfassten die Altersstruktur, sozio-ökonomische Variablen, Einwohnerdichte, medizinische Versorgung und Wertehaltung.
Schlussfolgerung/Ausblick: Die Identifikation räumlicher Cluster ermöglicht Gesundheitsversorgern und -organisationen räumlich fokussiert Programme zur Reduzierung durch Impfung vermeidbarer Erkrankungen zu planen und zu evaluieren. Dabei können die Patienten und Patientinnen und Eltern in Nachbarschaften mit dem größten Interventionsbedarf adressiert werden.