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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Implementierung von Schulgesundheitspflege (SGP) mit dem Schwerpunkt chronische Krankheiten. Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie

Meeting Abstract

  • Jana Fischer - Abteilung für Pädiatrische Epidemiologie, Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland
  • Anja Heß - Abteilung für Pädiatrische Epidemiologie, Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland
  • Christiane Diefenbach - Abteilung für Pädiatrische Epidemiologie, Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland
  • Jennifer Schlecht - Abteilung für Pädiatrische Epidemiologie, Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland
  • Martina F. Schmidt - Abteilung für Pädiatrische Epidemiologie, Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland
  • Michael S. Urschitz - Abteilung für Pädiatrische Epidemiologie, Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik, Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf439

doi: 10.3205/20dkvf439, urn:nbn:de:0183-20dkvf4394

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Fischer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Durch die Zunahme chronischer Erkrankungen im Kindesalter und einem Trend zur Ganztagsbeschulung steigt der Bedarf an medizinisch-pflegerischer Versorgung an Schulen. Konzepte für SGP fehlen bislang.

Fragestellung und Zielsetzung: Entwicklung, Implementierung und Evaluation eines SGP-Konzeptes mit dem Fokus der Versorgung chronisch erkrankter Kinder auf der Basis von Case Management.

Methode oder Hypothese: Von September 2018 bis Dezember 2019 wurde eine einarmige Machbarkeitsstudie durchgeführt und zwei Schulgesundheitsfachkräfte an zwei Grundschulen implementiert. Auf der Basis eines logischen Wirkmodells für komplexe Interventionen wurden die Machbarkeit, Akzeptanz, Nutzung und Implementierungsqualität quantitativ (z.B. Dokumentation der Versorgungen, Fragebögen für schulisches Personal und Eltern) und qualitativ (z.B. Fokusgruppen, leifadengestützte Telefoninterviews) evaluiert.

Ergebnisse: Insgesamt besuchten 702 Schülerinnen und Schüler die beiden Schulen. Es kam zu 4.914 Versorgungen. Die mittlere Anzahl der Versorgungen pro Tag stieg von (Schule 1/Schule 2) 5,5 auf 23,2 bzw. 4,5 auf 18 an. Die Reichweite der Versorgung betrug in einer Schule 80%. 84,8 bzw. 61,1% (Schule1/Schule2) des schulischen Personals gaben an, dass der persönliche wöchentliche Zeitaufwand für die Übernahme von fachfremden gesundheitsbezogenen Tätigkeiten deutlich oder etwas 9,1 bzw. 5,6% abgenommen hat (Befragung des schulischen Personals; N=51). Die Zusammenarbeit mit der Schulgesundheitsfachkraft wurde von den Lehrkräften als sehr hilfreich, unkompliziert und zuverlässig empfunden (Fokusgruppe; N=1). Die Eltern gaben an, sich gut über den Einsatz der Schulgesundheitsfachkraft informiert zu fühlen. Lediglich 1,8% waren nicht informiert gewesen. 85,8% der Eltern berichteten, dass ihr Kind gute bis sehr gute Erfahrungen mit der Schulgesundheitsfachkraft gemacht hatte (anonyme Elternbefragung; N=284). Elf chronisch erkrankte Kinder wurden innerhalb des Case Managements versorgt. Es fand eine durchgängige Nutzung des Case Managements statt (Mittelwert Schule1/Schule2: 24,5 bzw. 9,64 Kontakte pro Monat). Die tägliche Präsenz, die kontinuierliche Erreichbarkeit und die stetigen Rückmeldungen wurden als förderliche Faktoren für die Akzeptanz identifiziert (Elterninterviews; N=8).

Diskussion: Die Implementierung von SGP und Case Management für chronisch kranke Schülerinnen und Schüler durch eine Schulgesundheitsfachkraft ist machbar. Die Maßnahme stieß auf große Akzeptanz seitens des Schulpersonals, der Kinder und Eltern und führte zu intensiver Nutzung des Angebots. Es kam zu einer Entlastung und Steigerung des Sicherheitsgefühls bei allen Beteiligten.

Praktische Implikationen: Die gewonnenen Erkenntnisse wurden für die Planungen einer nachfolgenden größeren Pilotstudie zur Abschätzung von gesundheitlichen und bildungsrelevanten Effekten auf Schülerebene genutzt.