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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Regionales allgemeinmedizinisches Forschungspraxen-Netz – Lessons learnt

Meeting Abstract

  • Karola Mergenthal - Institut für Allgemeinmedizin, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Martin Beyer - Institut für Allgemeinmedizin, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Ferdinand M. Gerlach - Institut für Allgemeinmedizin, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Corina Güthlin - Institut für Allgemeinmedizin, Goethe-Universität Frankfurt am Main, Frankfurt am Main, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf433

doi: 10.3205/20dkvf433, urn:nbn:de:0183-20dkvf4330

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Mergenthal et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Da Forschung mit Patienten meist in hochspezialisierten Kliniken durchgeführt wird und die Gegebenheiten der Allgemeinmedizin (Langzeitversorgung, chronische Krankheiten, Multimorbidität etc.) kaum berücksichtigt werden (Tierney 2007), ist es sinnvoll und notwendig, Strukturen zu schaffen, die langfristig Studien in hoher Qualität unter Alltagsbedingungen im ambulanten Setting ermöglichen. Daher fördert der Gesetzgeber seit 01.02.2020 den Auf- bzw. Ausbau von sechs überregionalen Forschungspraxen-Netzen und einer Koordinierungsstelle. An einigen Standorten existieren in Deutschland schon regionale Forschungspraxen-Netze, deren Erfahrungen wertvolle Informationen liefern können.

Fragestellung: Welche Erfahrungen wurden beim Aufbau eines regionalen Forschungspraxen-Netzes gemacht?

Methode: Datengrundlage bilden die Dokumentationen eines regional angelegten allgemeinmedizinischen Forschungspraxen-Netzes. Zusätzlich wurden Kurzinterviews mit den Verantwortlichen geführt. Die handschriftlich erhobenen Notizen wurden thematisch sortiert und analysiert (Züll 2015).

Ergebnisse: Seit 2011 werden Praxen nach überprüfbaren Kriterien akkreditiert. Bis heute liegt die Zahl bei 125 akkreditierten Ärzten und 32 re-akkreditierten Praxen. Seit 2012 finden regelmäßige Treffen (bis heute 12) statt, an denen zwischen 20 und 146 Praxen teilnahmen.

Themen für Netzwerk-Treffen: Die Themen der Netzwerk-Treffen speisten sich häufig aus aktuell anstehenden Projekten bzw. Projektideen des Instituts für Allgemeinmedizin. Die Treffen dienten nicht nur der Rekrutierung, sondern bei der Diskussion der Vorhaben erhielten wir auch wertvolle Hinweise zur Umsetzung und Machbarkeit. Das Netzwerk hat sich zur Erreichung der Rekrutierungsziele in geförderten Forschungsprojekten, aber auch bei undotierten (z.B. internationalen) Projekten bewährt.

Ein weiterer Themenblock sollte nach Möglichkeit Schwerpunkte für Ärzte und MFA setzen und beschäftigte sich mit allgemein gerade diskutierten Themen, neuen Leitlinien oder sonstigen neuen für die Allgemeinmedizin relevanten Forschungsergebnissen. Die für MFA geplante eigene Schwerpunktsetzung konnte aufgrund von Ressourcenmangel nur in einigen Treffen umgesetzt werden.

Administrativer und personeller Aufwand: Management des Netzes und Vorbereitungen der Treffen erforderten einen erheblichen administrativen Aufwand (Einladungen, Rückmeldungen, Fortbildungspunkte etc.), die Planung und Umsetzung ebenfalls hohe personelle Ressourcen (mehrere MA zu verschiedenen internen Themen, Organisation externe Referenten etc.). Bislang standen keine finanziellen oder personellen Ressourcen zur Verfügung, d. h. der Aufbau wurde aus eigenen Mitteln bestritten.

Diskussion: Ohne entsprechende finanzielle und personelle Ressourcen ist eine nachhaltige, qualitativ hochwertige Struktur nicht aufrecht zu erhalten, insbesondere dann, wenn durch Schulungen eine hohe Forschungsqualität erreicht werden soll.

Praktische Implikationen: Während der Dauer des jetzt durch das BMBF geförderten Aufbaus der Forschungsnetze müssen langfristige Finanzierungskonzepte erarbeitet und umgesetzt werden.