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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Präventionsnetzwerk Vorpommern: Psychosoziale und neurobiologische Gesundheit von Schwangeren und jungen Müttern (PriVileG-M) – Design einer laufenden Studie

Meeting Abstract

  • Ulrike Stentzel - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Marie Bischoff - Institut für Psychologie, Universität Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Vanessa Howland - Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Silke Schmidt - Institut für Psychologie, Universität Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Marek Zygmunt - Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald
  • Matthias Heckmann - Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Neeltje van den Berg - Institut für Community Medicine, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Bedriska Bethke - Gesundheit, Pflege, Management, Hochschule Neubrandenburg, Neubrandenburg
  • Juliane Corleis - Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland
  • Sören Günther - Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsmedizin Greifswald, Greifswald, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf430

doi: 10.3205/20dkvf430, urn:nbn:de:0183-20dkvf4309

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Stentzel et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: 43,6% der Schwangeren in Deutschland leiden unter mindestens einer psychischen Erkrankung, am häufigsten sind Depressionen und Ängsten. Bereits in der Schwangerschaft wirkt sich die psychische Belastung der Mutter auf die Entwicklung und Gesundheit des Kindes aus. Das Risiko für Frühgeburten, ein vermindertes fetales Wachstum und ein geringeres fetales Geburtsgewicht sowie für erhöhte Spiegel des Stresshormons Cortisol und einen verminderten Spiegel des Bindungshormons Oxytocin ist erhöht. Mütterlicher Stress reduziert die mütterliche Sensibilität für die Bedürfnisse des Kindes, was die Mutter-Kind-Interaktion und Bindung beeinträchtigt. Das Risiko einer Übertragung des mütterlichen Stresses auf das Kind (sog. transgenerationale Übertragung) ist ebenfalls erhöht. Defizite in der schulischen, sozialen und psychischen Entwicklung dieser Kinder sind wahrscheinlicher.

Fragestellung und Zielsetzung: Seelisch belastete Probandinnen der PriVileG-M Studie sollen bereits während der Schwangerschaft und 12 Monate postpartal mit psychologisch-psychotherapeutischen und telemedizinischen Interventionen begleitet werden. Die (werdenden) Mütter sollen so prä- und postpartal unterstützt und ihre psychische Gesundheit nachhaltig stabilisiert werden. Ziel ist es, die transgenerationelle Übertragung von körperlichen und psychischen Belastungen und Störungen von der Mutter auf ihr Kind zu reduzieren und die Bindung zu verbessern. Ein Curriculum für Fachkräfte, die mit Schwangeren und jungen Müttern arbeiten (z. B. Sozialarbeiterinnen, Hebammen, Krankenschwestern) soll entwickelt werden, um frühzeitig Symptome psychischer Erkrankungen zu erkennen und eine angemessene Betreuung anzubieten oder zu empfehlen.

Methode oder Hypothese: In einer randomisierten kontrollierten Studie werden psychisch labile Schwangere einer Interventions- (IG) und einer Kontrollgruppe (KG) zugeteilt. Die IG erhält eine individualisierte Psychotherapie, die pränatal beginnt und 10 Monate dauert. Danach wird in einer zweiten Randomisierung der IG untersucht, ob der Einsatz von Telemedizin die therapeutischen Effekte stabilisieren kann. An mehreren Zeitpunkten (Baseline, zur Geburt, sowie 8, 26 und 52 Wochen nach der Geburt) werden Mutter und Kind mittels Fragebogenerhebungen und Bioprobenentnahmen untersucht. Anhand von „Ecological momentary assessments“ (EMA), Videoaufnahmen und Bestimmung der Kortisol- und Oxytocinspiegel werden der Transfer in den Alltag, die mütterliche Sensibilität und die Mutter-Kind-Bindung beurteilt. Alle Bewertungen werden mit einer zusätzlichen Kontrollgruppe gesunder Frauen verglichen.

Ergebnisse: Ergebnisse liegen noch nicht vor, da die Studienrekrutierung noch läuft. Noch keine der sich bereits in der Studie befindlichen Probandinnen hat die Studie bereits komplett durchlaufen.

Praktische Implikationen: Primäres Ziel der Studie ist die Verbesserung der psychischen Gesundheit der Mütter mit dem mittel- bis langfristigem Ziel das Wohlergehen der Kinder sicherzustellen und sowie den transgenerationellen Transfer von psychiatrischen und somatischen Störungen auf das Kind zu verhindern oder zu reduzieren.