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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Wandern als Therapie für depressive Patienten? Explorative Pilotstudie zur systematischen Implementierung von Wanderungen in den Versorgungsalltag sowie Identifikation relevanter Zielmessgrößen in einem deutschen Klinikum für Menschen mit der Hauptdiagnose Depression – ein Zwischenbericht (qualitative Datenerhebung)

Meeting Abstract

  • Julian Böhm - Abt. Sportmedizin, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland; Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät, Universität Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • Frank Pfennig - Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Klinikum Christophsbad Göppingen, Göppingen, Deutschland
  • Nenad Vasic - Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Klinikum Christophsbad Göppingen, Göppingen, Deutschland
  • Andreas Hawlik - Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Klinikum Christophsbad Göppingen, Göppingen, Deutschland
  • Inga Krauß - Abt. Sportmedizin, Universitätsklinikum Tübingen, Tübingen, Deutschland; Interfakultäres Forschungsinstitut für Sport und körperliche Aktivität, Universität Tübingen, Tübingen, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf425

doi: 10.3205/20dkvf425, urn:nbn:de:0183-20dkvf4254

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Böhm et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Insgesamt erkranken etwa 16-20% der Menschen einmal im Leben an einer Depression [1]. Die Symptome sind schwerwiegend und beeinträchtigen die Lebensqualität ernsthaft. In der psychiatrischen Versorgung zeigt sich körperliche Aktivität als hochwirksam, aber auch Mischformen aus körperlicher Aktivität, Gruppen- und Naturerleben scheinen positive Effekte zu erzielen [2]. Wandern stellt eine solche Mischform dar, die Studienlage zur Wirksamkeit und Machbarkeit im Versorgungsalltag ist aber sehr begrenzt.

Fragestellung und Zielsetzung: Überprüfung der Machbarkeit durch Exploration von Barrieren bei der Umsetzung der Intervention im Versorgungsalltag als Grundlage einer sich anschließenden randomisiert-kontrollierten Wirksamkeitsstudie.

Methode oder Hypothese: Design: Prospektive, nicht kontrollierte, explorative Interventionsstudie. Datenerhebung: Systematische Dokumentation des Studienverlaufs mit Erhebung der aufgetretenen Barrieren bezüglich der teilnehmenden Patienten (TN), der Klinikmitarbeiter (MA) und des Kliniksettings. Datenauswertung: Deskriptive Datenanalyse, qualitative Analyse.

Ergebnisse: Bislang Einschluss von 47 TN (Abschluss: n=33; Dropouts: n=7). Als TN-bezogene Barrieren wurden v.a. psychische Rückfälle durch nicht beeinflussbare Faktoren, physische Verfassung (z.B. Verletzung, Krankheit) und die Diagnosefestlegung der TN identifiziert. MA-bezogene Barrieren zeigten sich insbesondere in Zeitmangel sowie Informationsaustausch zwischen MA und Studienleitung. In Bezug auf das Setting waren für die Studiendurchführung vor allem zeitliche Limitationen durch Stationsabläufe (z.B. andere Termine und Therapien, begrenzte Stationsaufenthaltsdauer der TN), geringe Rekrutierungsquoten und personelle Engpässe problematisch.

Diskussion: In einer Folgestudie sollte vor allem ein einheitlicher Basis-Check (physische Eignung und psychische Diagnose) stattfinden. Mit der Klinikleitung und MA müssen Möglichkeiten gefunden werden, um zusätzlich Personal speziell für Studienaufgaben zu gewinnen. Hinsichtlich der zeitlichen Barrieren steht jedoch generell infrage, ob eine Folgestudie im randomisierten Kontrolldesign innerhalb des Klinikalltags überhaupt umsetzbar ist. Ein Lösungsansatz könnte dabei die Rekrutierung depressiver Patienten von den Wartelisten der psychiatrischen Stationen sein. Die bislang identifizierten Barrieren werden im nächsten Schritt zusätzlich anhand qualitativer Interviews mit in der Studie involvierten MA (n=6) und TN (n=6) ergänzt.

Praktische Implikationen: Schaffung einer optimalen Basis für eine kontrollierte Wirksamkeitsuntersuchung einer wandertherapeutischen Intervention bei Patienten mit vorliegender depressiver Erkrankung. Aufzeigen von Möglichkeiten und Grenzen der Umsetzung einer Studie im Versorgungsalltag.


Literatur

1.
Ebmeier KP, Donaghey C, Steele JD. Recent developments and current controversies in depression. The Lancet. 2006 Jan 14;367(9505):153-67. DOI: 10.1016/S0140-6736(06)67964-6 Externer Link
2.
Bragg R, Wood C, Barton J, Pretty J. Wellbeing benefits from natural environments rich in wildlife: A literature review for The Wildlife Trusts. Wivenhoe Park: University of Essex; 2015. p. 1-40.