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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Evaluation der Psychotherapie-Richtlinie (EVA PT-RL)

Meeting Abstract

  • Sandra Diekmann - EsFoMed Essener Forschungsinstitut für Medizinmanagement GmbH, Essen, Deutschland
  • Silke Neusser - EsFoMed Essener Forschungsinstitut für Medizinmanagement GmbH, Essen, Deutschland
  • Anja Neumann - EsFoMed Essener Forschungsinstitut für Medizinmanagement GmbH, Essen, Deutschland
  • Carina Abels - Universität Duisburg-Essen Lehrstuhl für Medizinmanagement, Essen, Deutschland
  • Jürgen Wasem - Universität Duisburg-Essen Lehrstuhl für Medizinmanagement, Essen, Deutschland
  • Dieter Best - Deutsche Psychotherapeuten Vereinigung (DPtV)
  • Ursula Marschall - Barmer Institut für Gesundheitssystemforschung, Wuppertal
  • Sabine Richard - AOK-Bundesverband GbR, Berlin, Deutschland
  • Christa Schaff - Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland e. V. (BKJPP)
  • Helene Timmermann - Vereinigung Analytischer Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten in Deutschland e.V. (VAKJP)
  • Anke Walendzik - Universität Duisburg-Essen Lehrstuhl für Medizinmanagement, Essen, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf422

doi: 10.3205/20dkvf422, urn:nbn:de:0183-20dkvf4227

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Diekmann et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Psychotherapie-Richtlinie (PT-RL) gestaltet die Psychotherapie in der vertragsärztlichen Versorgung. Aufgrund der Diskussion um Wartezeiten und inadäquate Versorgung von Betroffenen wurde 2016 eine Strukturreform der Psychotherapie verabschiedet, die 2017 in Kraft getreten ist. Ziel der Reform war es durch neue Elemente, wie die psychotherapeutische Sprechstunde, die psychotherapeutische Akutbehandlung, Maßnahmen zur Rezidivprophylaxe und Förderung der Gruppentherapie den Zugang zur Psychotherapie und den gesamten Versorgungs- und Behandlungsverlauf zu verbessern.

Fragestellung/Zielsetzung: Ziel des Projektes ist die Evaluation der neu eingeführten Versorgungselemente in der PT-RL bezüglich des Zugangs zur Psychotherapie sowie des Behandlungs- und Versorgungsverlaufs insgesamt. Zudem sollen Schwierigkeiten der Implementierung und Verbesserungspotentiale identifiziert werden.

Methode/Hypothese: Zur Beantwortung der Fragestellung wird ein Mixed-Methods-Ansatz gewählt. Mit Hilfe quantitativer Methoden erfolgt eine retrospektive kohortenbasierte Prä-Post-Analyse anonymisierter GKV-Routinedaten. Die Evaluation erfolgt getrennt für Erwachsene sowie für Kinder/Jugendliche am Beispiel der unipolaren Depression. Dazu erfolgt eine deskriptiv vergleichende Analyse von Daten zur ambulanten und stationären Versorgung, zu Arznei- sowie Heilmittelverordnungen und zu Arbeitsunfähigkeitszeiten.

Zusätzlich werden Fokusgruppen mit Praktikern, Kostenträgern und Patientenvertretern durchgeführt, die der Vorbereitung einer standardisierten Befragung von Betroffenen, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten und ärztlichen/psychologischen Psychotherapeuten zu Erfahrungen mit den neuen Elementen dienen. Ergänzt wird die Evaluation durch aggregierte, anonymisierte Daten der Terminservicestellen sowie eine Querschnittsanalyse auf Praxisebene auf Basis von anonymisierten Routinedaten der KBV.

Ergebnisse: Die Auswertung der Prä-Post-Analyse ermöglicht einen Vergleich zwischen den Versichertenkohorten hinsichtlich der Effekte der Strukturreform auf die Häufigkeit der Arztbesuche, Arbeitsunfähigkeitszeiten, Morbidität, stationäre Aufenthalte oder Wartezeiten. Durch die Evaluation, wie häufig die neuen Elemente genutzt werden und wie sich diese auf den Behandlungs- und Versorgungsprozess auswirken, sollen Weiterentwicklungsbedarfe identifiziert werden. Dabei finden auch die qualitativ erhobenen Ergebnisse der standardisierten Befragung zu Erfahrungen im Praxisalltag sowie die Querschnittsanalyse Berücksichtigung.

Diskussion: Durch die Verbindung von quantitativen und qualitativen Daten können die Auswirkungen der Strukturreform der PT-RL von 2016 auf individueller und struktureller Ebene sowie in Bezug auf den gesamten Versorgungs- und Behandlungsprozess beschrieben werden.

Praktische Implikationen: Eine umfassende Evaluation der Strukturreform der PT-RL ermöglicht die Identifikation der Einflüsse der neuen Elemente auf die Versorgungsqualität und -effizienz und kann Hinweise auf notwendige Anpassungen und Weiterentwicklungen der PT-RL geben, um eine adäquate Versorgung psychisch Erkrankter zu gewährleisten.