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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Können Vernetzung und informierter Dialog die Patientenversorgung verbessern? Erste Ergebnisse der Prozessevaluation der Interventionsstudie Accountable Care Deutschland

Meeting Abstract

  • Verena Leve - Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf, Deutschland
  • Isabel Geiger - Fachbereich Health Services Management, Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Deutschland
  • Wiebke Schüttig - Fachbereich Health Services Management, Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Deutschland
  • Ronja Flemming - Fachbereich Health Services Management, Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Deutschland
  • Olaf Reddemann - Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf, Deutschland
  • Bernhard Hemming - Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf, Deutschland; Fliedner Fachhochschule, Düsseldorf, Deutschland
  • Elisabeth Gummersbach - Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf, Deutschland
  • Stefan Wilm - Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf, Deutschland
  • Leonie Sundmacher - Fachbereich Health Services Management, Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf415

doi: 10.3205/20dkvf415, urn:nbn:de:0183-20dkvf4157

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Leve et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Um die intra- sowie intersektorale Koordination der Versorgung von Patient_innen zu verbessern, werden in einer Interventionsstudie Akteure, die gemeinsam Patient_innen versorgen, anhand von Routinedaten identifiziert und vernetzt. Die Intervention beinhaltet halbjährlich stattfindende moderierte Netzwerktreffen sowie indikationsbezogene Feedbackberichte zur gemeinsamen Versorgung. Ergänzend zur Wirksamkeitsstudie wird eine Prozessevaluation durchgeführt, auf die sich der vorliegende Beitrag bezieht.

Fragestellung: Welche Faktoren beeinflussen die Umsetzung und Implementierung der Intervention aus Sicht der Moderator_innen und Netzwerkärzt_innen?

Methode: Die Prozessevaluation besteht aus einer Kombination von quantitativen und qualitativen Methoden. Netzwerk-Moderator_innen und Teilnehmende werden im Anschluss an halbjährlich stattfindende -Netzwerktreffen schriftlich befragt. Zusätzlich werden mit Netzwerkärzt_innen leitfadengestützte, qualitative Telefoninterviews durchgeführt, die digital aufgezeichnet, transkribiert und in einem multiprofessionellen Team inhaltsanalytisch ausgewertet werden. Aktuell wurden in 99 Netzwerken in vier KV Regionen jeweils bis zu drei Netzwerktreffen durchgeführt und Netzwerkinformationen zu insgesamt 12 Indikationsgruppen an die Netzwerkärzt_innen übermittelt.

Ergebnisse: Die Befragten erleben die Arbeit in den Gruppen überwiegend positiv. Der interdisziplinäre Austausch, persönliche Kontaktaufnahme und die Ansprache von konkreten Versorgungsthemen aus dem eigenen Praxisalltag sind Gründe für die Teilnahme an Netzwerktreffen. Teilnehmende schreiben Netzwerktreffen mit mehr Teilnehmenden ein höheres Wirkungspotenzial zu. Barrieren für die (erneute) Teilnahme an Treffen sehen die Netzwerkärzt_innen in der geringen Beteiligung anderer Leistungserbringer_innen, in begrenzten zeitlichen Ressourcen sowie in der Abgrenzung zu bereits bestehenden Vernetzungsaktivitäten.

Die Feedbackberichte zu gemeinsamen Versorgungsdaten werden sehr unterschiedlich bewertet. Grundsätzlich wird Interesse an Daten zur Verortung der eigenen Versorgung im Bezug zu anderen Netzwerken in Vergleichsregionen geäußert. Wichtig ist den Teilnehmenden, dass der Umfang der Feedbackberichte im Praxisalltag handhabbar bleibt und die Darstellung der Daten übersichtlich präsentiert werden.

Zum Kongress liegen Ergebnisse der Prozessevaluation nach Abschluss der zweijährigen Interventionsphase vor.

Diskussion: Eine Kombination aus moderiertem Feedback und kollegialem Austausch im Rahmen von Netzwerktreffen erscheint für die gemeinsame Arbeit im Versorgungsnetzwerk vielversprechend. Um Interesse für die Arbeit in einem Netzwerk zu wecken, das anhand von Routinedaten errechnet wurde, muss für Teilnehmende ein deutlicher Mehrgewinn im Vergleich zu selbst erarbeiteten Netzwerken sichtbar sein. Der Aufwand für die Beteiligung an Netzwerken sollte für Teilnehmende gut in den Praxisalltag integrierbar sein.

Praktische Implikationen: Entscheidend für eine positive Einschätzung der Arbeit im Netzwerk sind das Engagement der Netzwerkmitglieder, die direkten Zugänge und der interdisziplinäre Austausch.