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Strukturelle Verknüpfung von Krankenhaus- und ambulanter Medizin – Bestandsaufnahme in Brandenburger Kliniken
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Veröffentlicht: | 25. September 2020 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die sektorale Trennung gilt als Quelle von Informations- und Kommunikationsbrüchen sowie als signifikanter Kostentreiber im deutschen Gesundheitswesen [1]. Im internationalen Vergleich weist Deutschland hohe Fallzahlen bei relativ geringen durchschnittlichen Fallkosten im stationären Bereich auf [1]. Zur Ausschöpfung von ambulanten Versorgungspotentialen wurden in den vergangenen Jahren verschiedene Möglichkeiten zur ambulanten Versorgung durch Krankenhäuser geschaffen (u.a. §§115-120 SGB V).
Fragestellung und Zielsetzung: In welchem Umfang übernehmen Brandenburgische Krankenhäuser Versorgungsaufgaben im ambulanten Sektor? An welche Patient*innengruppen richten sich diese? Welche Hürden und Anreize bietet die ambulante Versorgung durch das Krankenhaus? Inwieweit kann die Ambulantisierung der Krankenhausmedizin in Brandenburg dazu beitragen, Versorgungslücken im Land zu schließen?
Methode oder Hypothese: Diese Fragestellungen sind Gegenstand einer Mixed-Method Untersuchung (Laufzeit: 12/2020–11/2021). In einem qualitativen Studienteil werden Experteninterviews (N=20) und Fokusgruppen (N=3) mit Mitarbeiter*innen aus Krankenhausverwaltungen, ärztlicher Direktion und Akteuren der ambulanten Versorgung geführt. Dies wird ergänzt durch eine standardisierte Fragebogenerhebung zum Implementierungsstand von ambulanten Leistungen bei allen Trägern der Brandenburgischen Krankenhäuser.
Ergebnisse: Eine vorläufige Auswertung von Feldnotizen und 7 Interviews zeigt folgende Zwischenergebnisse: Interviewpartner*innen berichten von einem sektorenübergreifend steigenden Versorgungsbedarfs, dem mit möglichst breiten Versorgungsangeboten durch Krankenhäuser begegnet wird. Soweit im Rahmen von Projekten bzw. der gesetzlichen Vorgaben möglich, übernehmen Krankenhäuser bereits jetzt diverse Versorgungsaufgaben im ambulanten Sektor. Interviewpartner*innen kritisierten den Mangel einer regionalen, sektorenübergreifenden Bedarfs- und Versorgungsplanung sowie finanzielle Fehlanreize beziehungsweise insuffiziente wie auch fragmentierte Vergütungsstrukturen. Die quantitativen Ergebnisse stehen noch aus.
Diskussion: Es wurden vor allem gesundheitssystemische Barrieren zur Realisierung einer effektiven und effizienten Gesundheitsversorgung thematisiert. Gezielte Maßnahmen beziehungsweise konkrete Beispiele für die Stärkung der regionalen Versorgung anhand von ambulanten Krankenhausleistungen werden scheinbar nicht in Abstimmung mit anderen Versorger*innen oder anhand einer gemeinsamen Versorgungsplanung implementiert.
Praktische Implikationen: Bestehende Formate zur sektorenübergreifenden Versorgungsplanung reichen nicht aus. Eine einheitliche Überarbeitung der leistungsrechtlichen Rahmenbedingungen von sektorenübergreifender Kooperation wird empfohlen.