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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Spezialisierung der Schlaganfallversorgung in Deutschland

Meeting Abstract

  • Dijana Naumoska - Institut für Versorgungsforschung und Klinische Epidemiologie, Philipps-Universität Marburg, Marburg, Deutschland
  • Michael Schneider - Institut für Versorgungsforschung und Klinische Epidemiologie, Philipps-Universität Marburg, Marburg, Deutschland
  • Otto Busse - Deutsche Schlaganfall Gesellschaft e.V., Berlin, Deutschland
  • Max Geraedts - Institut für Versorgungsforschung und Klinische Epidemiologie, Philipps-Universität Marburg, Marburg, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf408

doi: 10.3205/20dkvf408, urn:nbn:de:0183-20dkvf4084

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Naumoska et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Qualität der Schlaganfallbehandlung rückt angesichts jährlich steigender Fallzahlen immer stärker in den Fokus der Gesundheitspolitik. Aus diesem Grund führten einzelne Bundesländer eine gesetzlich verpflichtende externe Qualitätssicherung zum akuten Schlaganfall (eQS-SA) ein. Zudem existieren weitere Maßnahmen, wie z.B. Schlaganfallregister, Spezialisierung von Krankenhausabteilungen (Stroke Units) und diverse Projekt bzw.- Netzwerkaktivitäten (PN), die auch das Ziel der Qualitätsverbesserung verfolgen. Welche Regionen Deutschlands welche dieser Maßnahmen zur Verbesserung der Schlaganfallversorgung nutzen, wurde bisher nicht systematisch untersucht.

Fragestellung: Wie unterscheidet sich der Anteil unter qualitätsfördernden Maßnahmen (Durchdringung) behandelter Schlaganfallpatienten im Bundesgebiet?

Methode oder Hypothese: Zur Berechnung der Durchdringung wurden die gesetzlichen Qualitätsberichte (QB) der Akutkrankenhäuser herangezogen und mit Daten der Deutschen Schlaganfallgesellschaft zu zertifizierten Stroke Units (zSU) verbunden. Zudem wurden Informationen zu PN und eQS-SA durch schriftliche und telefonische Befragung von eQS-Gremien der Bundesländer generiert. Angaben zum Vorhandensein von Schlaganfallregistern auf Kreis-Ebene wurden von der Arbeitsgemeinschaft Deutschsprachiger Schlaganfall-Register (ADSR) bereitgestellt. Eine spezialisierte Schlaganfallversorgung wurde angenommen, wenn mindestens 250 OPS „8.98-1/8-98b“ kodiert wurden. In die Analysen einbezogen wurden alle Akutkrankenhäuser, die zwischen 2006-2017 QB übermittelt und assoziierte ICD-10 (G45,I60,I61,I63,I64) kodiert haben. Ausgeschlossen wurden G45.4 und Krankenhäuser ohne Angabe von Fallzahlen.

Ergebnisse: Durchschnittlich wurden im gesamten Zeitraum ca. 80% (71-85%) der kodierten ICD-10 in einem Kreis mit zSU auch dort kodiert. Der Anteil kodierter ICD-10 in einem Kreis mit Krankenhäusern, die an PN beteiligt sind und dort kodiert wurden, betrug durchschnittlich ca. 68% (63-72%). Der Anteil der Kreise, in denen im Zeitraum mindestens eine qualitätssichernde Maßnahme vorhanden war, betrug durchschnittlich 89% (84-93%). Der Anteil Patienten, der unter qualitätsfördernden Maßnahmen behandelt wurde, stieg von 82% in 2006 auf 98% in 2017. Eine 100%-ige Durchdringung mit eQS-SA ist aktuell in allen Kreisen der Bundesländer BW, BY, HH, HE und RP aufgrund gesetzlicher Vorgaben vorhanden.

Diskussion: Im gesamten Zeitraum fanden rund 94% aller SA-Behandlungen in Krankenhäusern mit strukturierten QS-Maßnahmen statt, sofern eine spezialisierte Einrichtung im selben Gebiet vorhanden war. In wie weit diese Durchdringung mit positiven Effekten für die Outcomes der Patient*innen verbunden ist, wird im Projektverlauf analysiert.

Praktische Implikation: Die Analysen zum Versorgungsgeschehen liefern die Grundlagen für weitere Analysen zu den Effekten regionaler Interventionen auf die Versorgungsergebnisse in der Routine.