gms | German Medical Science

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Der PostStroke-Manager: Untersuchung der Machbarkeit eines kombinierten Schlaganfallnachsorge-Konzeptes aus digitaler Unterstützung und Schlaganfall-Lotsenbetreuung mithilfe von Patient-reported Outcomes

Meeting Abstract

  • Alexander Prost - Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universität Leipzig/Medizinische Fakultät, Leipzig, Deutschland; Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsklinikum Leipzig AöR, Leipzig, Deutschland
  • Katrin Rothmaler - Institut für Angewandte Informatik (InfAI), Leipzig, Deutschland; Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften, Leipzig, Deutschland
  • Till Handel - Institut für Angewandte Informatik (InfAI), Leipzig, Deutschland
  • Daniela Geisler - Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universität Leipzig/Medizinische Fakultät, Leipzig, Deutschland
  • Daniela Urban - Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universität Leipzig/Medizinische Fakultät, Leipzig, Deutschland
  • René Martin - Institut für Angewandte Informatik (InfAI), Leipzig, Deutschland
  • Max Schreiber - Institut für Angewandte Informatik (InfAI), Leipzig, Deutschland
  • Jean-Baptiste Tylcz - Institut für Angewandte Informatik (InfAI), Leipzig, Deutschland
  • Davide Iacovazzi - Institut für Angewandte Informatik (InfAI), Leipzig, Deutschland
  • Galina Ivanova - Institut für Angewandte Informatik (InfAI), Leipzig, Deutschland; Innovation Center Computer Assisted Surgery (ICCAS), Leipzig, Deutschland
  • Joseph Claßen - Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universität Leipzig/Medizinische Fakultät, Leipzig, Deutschland; Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsklinikum Leipzig AöR, Leipzig, Deutschland
  • Dominik Michalski - Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universität Leipzig/Medizinische Fakultät, Leipzig, Deutschland; Klinik und Poliklinik für Neurologie, Universitätsklinikum Leipzig AöR, Leipzig, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf407

doi: 10.3205/20dkvf407, urn:nbn:de:0183-20dkvf4070

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Prost et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Als Pilotprojekt zur Verbesserung der strukturierten Schlaganfallnachsorge konzipieren Mediziner und Informatiker den „PostStroke-Manager“ als ein digitales Unterstützungssystem, das gepaart mit der regionalen Implementierung eines Schlaganfall-Lotsenprogramms im Sinne des Case and Care Managements zum Einsatz kommt. Neben der interdisziplinären Verknüpfung aller Nachsorge-Akteure und der Bereitstellung eines patientenzentrierten Informationsportals steht die Erhebung einer Vielzahl von Patient-reported Outcomes zu Screening- und Evaluationszwecken im Mittelpunkt des Systems.

Fragestellung und Zielsetzung: In einer Machbarkeitsstudie werden 90 Patienten mit Hirninfarkt, Hirnblutung oder transitorisch-ischämischer Attacke für ein Jahr beobachtet. Untersucht werden dabei einerseits die subjektiv erlebte Unterstützung durch das digitale System bzw. die Lotsenbetreuung und andererseits Spezifika der Sekundärprophylaxe sowie das Auftreten sekundärer Erkrankungen.

Methode: Alle an der Studie teilnehmenden Patienten werden mit mobiler Sensorik und einem Tablet ausgestattet, das eine im Rahmen des Projektes entwickelte App enthält. Dies erlaubt die unkomplizierte und engmaschige Erhebung von kardiovaskulären und psychometrischen Parametern. Zudem ergibt sich durch die mögliche Echtzeitdatenanalyse die Option einer beschleunigten Rückmeldung an Patienten und Akteure der Schlaganfallnachsorge. Neben körperlichen Variablen stehen die Themen Angst und Depression, Lebensqualität, Adhärenz, Patient Empowerment sowie Neuropsychologie im Mittelpunkt der Untersuchungen. Um eine regelmäßige Fremdbeurteilung in der Verlaufsbeobachtung sicherzustellen, sind strukturierte Hausbesuche und Studienvisiten vorgesehen.

Ergebnisse: Die Vielfalt der erhobenen Parameter ermöglicht eine multidimensionale Beschreibung des Gesundheitszustandes teilnehmender Patienten. Abgesehen von der Einteilung nach Diagnosegruppen, die in der Studie vorgegeben sind, ergeben sich durch psychometrische Ergebnisse, kardiovaskuläre Funktionsparameter und Nutzungsanalysen weitere Auswertungscluster.

Diskussion: Durch die Befragung via App können Menge und Diversität der erhobenen Daten erheblich gesteigert werden, was die Betrachtung des Zusammenhangs unterschiedlicher Dimensionen des Gesundheitszustandes von Patienten ermöglicht. Die Charakterisierung einzelner Patientengruppen in Clustern erlaubt zudem die Identifikation von Patienten, die von der angebotenen Nachsorgestruktur besonders profitieren.

Praktische Implikationen: E-health-basierte Versorgungslösungen bieten vielversprechende Möglichkeiten hinsichtlich einer kosteneffizienten, flächendeckenden und sektorenübergreifenden Unterstützung von Patienten mit chronischen Erkrankungen, zu denen der Schlaganfall gehört. Aus der Perspektive der Versorgungsforschung ergeben sich neue Möglichkeiten der dynamischen Datenerhebung, bei denen sowohl Umfang als auch Qualität von Patient-reported Outcomes verbessert werden können. Dabei erscheinen vor allem die Alltagsnähe und Reduktion von Barrieren bzw. sozialer Erwünschtheit bei der Bearbeitung relevant.