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Soziale Arbeit in der orthopädischen und kardiologischen Rehabilitation: Prädiktoren der Inanspruchnahme und Erfolg
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Veröffentlicht: | 25. September 2020 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Soziale Arbeit in der medizinischen Rehabilitation unterliegt einer starken Variation in der Inanspruchnahme und Ausgestaltung und ist gekennzeichnet durch unzureichende Evidenzbasierung (Knoop et al. [1]).
Fragestellung und Zielsetzung: A: Welche Merkmale beeinflussen die Inanspruchnahme Sozialer Arbeit in der orthopädischen/kardiologischen Rehabilitation? B: Welche Unterschiede finden sich bei orthopädischen/kardiologischen RehabilitandInnen mit vs. ohne Inanspruchnahme Sozialer Arbeit im Reha-Erfolg 8–12 Wochen nach dem Aufenthalt? (Replikation eines Ergebnisses von Stamer et al. [2] mit negativen Zusammenhang)
Methode oder Hypothese: Reanalyse einer Sekundärdatenanalyse von Qualitätssicherungsdaten der Rentenversicherung (SUFRSDLV11B, Stamer et al. [2]) mit Daten zu Soziodemografie, -ökonomie, sozialmedizinischen Risiken, Rehabilitationsmaßnahme. Die Inanspruchnahme wurde über Dokumentationen sozialarbeiterischer Leistungen operationalisiert.
Teil A: Schätzung des Zusammenhangs o.g. Merkmale mit der Inanspruchnahme je Indikationsbereich mittels logistischen Regressionsmodellen mit Kreuzvalidierung und Überprüfung der Modellgüte. Teil B: Matching von RehabilitandInnen mit dokumentierter Sozialer Arbeit (IG) mit Personen ohne diese Leistung (KG) auf Grundlage eines propensity scores (Guo & Fraser [3]). Operationalisierung des Reha-Erfolgs in Anlehnung an Stamer et al. [2] mittels ICF-basierten z-standardisierten Outcome-Index mit Informationen aus der Rehabilitandenbefragung und Versichertendaten. Gruppenvergleich mittels gepaarten t- bzw. Wilcoxon Test (Bonferroni-korrigiertes α=0,025).
Ergebnisse: Teil A: Sozialmedizinische Risiken wie z.B. hohe AU-Zeiten (OR=1,64 [95%-CI:1,49-1,80]) erhöhten die Chance der Inanspruchnahme. Die Güte der Modelle war begrenzt (min. c=0,62, R2N=0,072), jedoch zeitlich robust.
Teil B: Nach Matching kleiner, aber potenziell negativer Effekt Sozialer Arbeit bei orthopädischen (MdnIG=-0,258; MdnKG=-0,168; p<0,001; r= –0,12) und kardiologischen RehabilitandInnen (MIG=-0,050; MKG=0,149; p<0,001; d= –0,20).
Diskussion: Die Bedeutung sozialmedizinischer Probleme für die Inanspruchnahme Sozialer Arbeit ist erwartungskonform. Die Ergebnisse von Teil B ergänzen das inkonsistente Bild über Hinweise zur Wirksamkeit Sozialer Arbeit in der medizinischen Rehabilitation. Der Einsatz von Prozessdaten limitiert die Aussagekraft der Studie.
Praktische Implikationen: Die Variation der Inanspruchnahme und die Wirksamkeit sozialarbeiterischer Leistungen wurden nicht ausreichend erklärt bzw. nicht gezeigt. Im nächsten Schritt sollen mit qualitativen Methoden relevante Wirkmechanismen identifiziert werden.
Literatur
- 1.
- Knoop T, Dettmers S, Meyer T. Soziale Arbeit in der medizinischen Rehabilitation – Eine Literaturübersicht über den aktuellen Stand der Forschung. Die Rehabilitation. 2019;58(2):89–95.
- 2.
- Stamer M, Zeisberger M, Kleineke V, Brandes I, Meyer T. MeeR. Merkmale einer guten und erfolgreichen Reha-Einrichtung (Abschlussbericht). Hannover; 2014.
- 3.
- Guo S, Fraser MW. Propensity score analysis. Los Angeles, Calif.: Sage; 2011.