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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Soziale Arbeit in der orthopädischen und kardiologischen Rehabilitation: Prädiktoren der Inanspruchnahme und Erfolg

Meeting Abstract

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  • Tobias Knoop - Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Stiftungsprofessur Rehabilitationswissenschaften | Rehabilitative Versorgungsforschung, Bielefeld, Deutschland
  • Thorsten Meyer - Universität Bielefeld, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Stiftungsprofessur Rehabilitationswissenschaften | Rehabilitative Versorgungsforschung, Bielefeld, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf401

doi: 10.3205/20dkvf401, urn:nbn:de:0183-20dkvf4010

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Knoop et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Soziale Arbeit in der medizinischen Rehabilitation unterliegt einer starken Variation in der Inanspruchnahme und Ausgestaltung und ist gekennzeichnet durch unzureichende Evidenzbasierung (Knoop et al. [1]).

Fragestellung und Zielsetzung: A: Welche Merkmale beeinflussen die Inanspruchnahme Sozialer Arbeit in der orthopädischen/kardiologischen Rehabilitation? B: Welche Unterschiede finden sich bei orthopädischen/kardiologischen RehabilitandInnen mit vs. ohne Inanspruchnahme Sozialer Arbeit im Reha-Erfolg 8–12 Wochen nach dem Aufenthalt? (Replikation eines Ergebnisses von Stamer et al. [2] mit negativen Zusammenhang)

Methode oder Hypothese: Reanalyse einer Sekundärdatenanalyse von Qualitätssicherungsdaten der Rentenversicherung (SUFRSDLV11B, Stamer et al. [2]) mit Daten zu Soziodemografie, -ökonomie, sozialmedizinischen Risiken, Rehabilitationsmaßnahme. Die Inanspruchnahme wurde über Dokumentationen sozialarbeiterischer Leistungen operationalisiert.

Teil A: Schätzung des Zusammenhangs o.g. Merkmale mit der Inanspruchnahme je Indikationsbereich mittels logistischen Regressionsmodellen mit Kreuzvalidierung und Überprüfung der Modellgüte. Teil B: Matching von RehabilitandInnen mit dokumentierter Sozialer Arbeit (IG) mit Personen ohne diese Leistung (KG) auf Grundlage eines propensity scores (Guo & Fraser [3]). Operationalisierung des Reha-Erfolgs in Anlehnung an Stamer et al. [2] mittels ICF-basierten z-standardisierten Outcome-Index mit Informationen aus der Rehabilitandenbefragung und Versichertendaten. Gruppenvergleich mittels gepaarten t- bzw. Wilcoxon Test (Bonferroni-korrigiertes α=0,025).

Ergebnisse: Teil A: Sozialmedizinische Risiken wie z.B. hohe AU-Zeiten (OR=1,64 [95%-CI:1,49-1,80]) erhöhten die Chance der Inanspruchnahme. Die Güte der Modelle war begrenzt (min. c=0,62, R2N=0,072), jedoch zeitlich robust.

Teil B: Nach Matching kleiner, aber potenziell negativer Effekt Sozialer Arbeit bei orthopädischen (MdnIG=-0,258; MdnKG=-0,168; p<0,001; r= –0,12) und kardiologischen RehabilitandInnen (MIG=-0,050; MKG=0,149; p<0,001; d= –0,20).

Diskussion: Die Bedeutung sozialmedizinischer Probleme für die Inanspruchnahme Sozialer Arbeit ist erwartungskonform. Die Ergebnisse von Teil B ergänzen das inkonsistente Bild über Hinweise zur Wirksamkeit Sozialer Arbeit in der medizinischen Rehabilitation. Der Einsatz von Prozessdaten limitiert die Aussagekraft der Studie.

Praktische Implikationen: Die Variation der Inanspruchnahme und die Wirksamkeit sozialarbeiterischer Leistungen wurden nicht ausreichend erklärt bzw. nicht gezeigt. Im nächsten Schritt sollen mit qualitativen Methoden relevante Wirkmechanismen identifiziert werden.


Literatur

1.
Knoop T, Dettmers S, Meyer T. Soziale Arbeit in der medizinischen Rehabilitation – Eine Literaturübersicht über den aktuellen Stand der Forschung. Die Rehabilitation. 2019;58(2):89–95.
2.
Stamer M, Zeisberger M, Kleineke V, Brandes I, Meyer T. MeeR. Merkmale einer guten und erfolgreichen Reha-Einrichtung (Abschlussbericht). Hannover; 2014.
3.
Guo S, Fraser MW. Propensity score analysis. Los Angeles, Calif.: Sage; 2011.