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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Etablierung von Versorgungsketten zur Bewegungsförderung für Menschen mit nichtübertragbaren Erkrankungen – ein partizipativer Ansatz im Projekt BewegtVersorgt

Meeting Abstract

  • Inga Naber - Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, Department für Sportwissenschaften und Sport, Erlangen, Deutschland
  • Anja Weissenfels - Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, Department für Sportwissenschaften und Sport, Erlangen, Deutschland
  • Sarah Klamroth - Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, Department für Sportwissenschaften und Sport, Erlangen, Deutschland
  • Eriselda Mino - Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, Department für Sportwissenschaften und Sport, Erlangen, Deutschland
  • Wolfgang Geidl - Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, Department für Sportwissenschaften und Sport, Erlangen, Deutschland
  • Peter Gelius - Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, Department für Sportwissenschaften und Sport, Erlangen, Deutschland
  • Karim Abu-Omar - Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, Department für Sportwissenschaften und Sport, Erlangen, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf393

doi: 10.3205/20dkvf393, urn:nbn:de:0183-20dkvf3932

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Naber et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand internationaler Forschung: Bewegungsversorgungsketten (BVK) sind in vielen Ländern (z.B. Neuseeland) bereits fest in die Routinepraxis der Gesundheitssysteme eingebettet und zeigen nachhaltige Steigerungen körperlicher Aktivität bei Menschen mit nichtübertragbaren Erkrankungen (NCD) [1]. Zwar befürworten auch nationale Empfehlungen eine ärztlich initiierte Bewegungsversorgung [2], die vorhandenen BVK zielen bislang vornehmlich auf die Verbesserung von Körperfunktionen, weniger auf Bewegungsförderung ab.

Fragestellung und Zielsetzung: Vor dem Hintergrund vorliegender Evidenz stellt sich für Deutschland die Frage, wie verhaltensbezogene Bewegungsförderung in BVK integrieren werden kann. Das Ziel des Projekts BewegtVersorgt (im Förderschwerpunkt Bewegung und Bewegungsförderung des BMG) ist es, über einen partizipativen Ansatz BVK für Menschen mit NCD zu entwickeln, auf regionaler Ebene zu erproben und nach positiver Evaluation einen Transfer in die nationale Regelversorgung vorzubereiten.

Methode: Zur Erreichung des Projektziels in Phase 1 wurde, ebenso wie im gesamten Projektverlauf, ein Co-Creation Ansatz mit Akteuren des Gesundheitssystems (Kostenträger, Ärzte, Patientenvertretung, Leistungserbringer/Bewegungsanbieter) verfolgt. Der Entwicklungsprozess beinhaltete

1.
qualitative Interviews mit den Projektpartnern über Hindernisse/Förderfaktoren und ihre eigene Rolle in der Umsetzung von BVK,
2.
systematische Literaturrecherche zur Identifizierung von Kernelementen sowie
3.
drei Planungstreffen zur partizipativen Entwicklung möglicher BVK unter Einbeziehung der eruierten Kernelemente.

Ergebnisse: In der ersten Projektphase wurden sieben int. Kernelemente als Teil der BVK identifiziert: Assessment, Beratung, schriftliche und verbindliche Verordnung, individualisierte Bewegungsempfehlungen, Verhaltensänderungstechniken, unterstützende Person, Follow-up. Gute Kommunikation zwischen den Akteuren sowie konstruktives Feedback wurden als Förderfaktoren identifiziert. Entsprechend wurden in den partizipativen Planungstreffen Schwimmbahnmodelle für potenzielle BVK für Deutschland entwickelt.

Diskussion: Die Nutzung des Co-Creation-Ansatzes ermöglichte die konsensuale Einigung auf Varianten einer BVK. Der fortlaufende partizipative Prozess sowie das Überwinden von möglichen Barrieren werden eine kontinuierliche Anpassung der BVK erfordern. Die Wirksamkeit sowie die Kosten-Effektivität der BVK müssen im nächsten Schritt pilotartig erprobt und evaluiert werden.

Praktische Implikationen: Das partizipative Vorgehen unter Beteiligung relevanter Akteure erhöht die Chancen der Akzeptanz und nachhaltigen Implementierung der BVK. Basierend auf den Evaluationsergebnissen der Umsetzungsphase wird ein Disseminierungskonzept zum Transfer in die bundesweite Regelversorgung erstellt.


Literatur

1.
Hamlin MJ, Yule E, Elliot CA, Stoner L, Kathiravel Y. Long-term effectiveness of the New Zealand Green Prescription primary health care exercise initiative. Public Health. 2016 Nov;140:102-108. DOI: 10.1016/j.puhe.2016.07.014 Externer Link
2.
Rütten A, Pfeifer K, Hrsg. National recommendations for physical activity and physical activity promotion. Erlangen: FAU University Press; 2016.