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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Zielgruppen pflegender Angehöriger – Ergebnisse einer Clusteranalyse

Meeting Abstract

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  • Sabine Bohnet-Joschko - Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • Katharina Bidenko - Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf387

doi: 10.3205/20dkvf387, urn:nbn:de:0183-20dkvf3875

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Bohnet-Joschko et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Angehörige von Personen mit dauerhaftem Pflege- und Hilfebedarf bilden das Herzstück der häuslichen Versorgung in Deutschland [1]. Sie sind häufig durch die geleistete Hilfe und Pflege belastet, gleichzeitig werden vorhandene Unterstützungsangebote nur wenig wahrgenommen [2]. Ein Verständnis für die spezifischen Pflegesituationen und Bedürfnisse von informell pflegenden in verschiedenen Pflegesituationen ist Voraussetzung für die Entwicklung und Vermittlung geeigneter Unterstützungsangebote.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel der vorliegenden Studie ist die Untersuchung von unterschiedlichen häuslichen Pflegesituationen und auf dieser Basis die Identifizierung von Gruppen pflegender Angehöriger mit erhöhten gesundheitlichen und finanziellen Risiken.

Methode oder Hypothese: Die Datengrundlage bildet eine schriftliche Querschnittsbefragung. Insgesamt haben an der Befragung 1.429 pflegende Angehörige teilgenommen. „Pflegende Angehörige“ werden hier definiert als Familienangehörige, Freunde oder Nachbarn, die eine hilfe- oder pflegebedürftige Person versorgen, betreuen oder pflegen. Durch eine Clusteranalyse wurden Untergruppen pflegender Angehöriger identifiziert. Gruppenunterschiede wurden auf statistische Signifikanz geprüft und beschrieben.

Ergebnisse: Es konnten fünf Gruppen pflegender Angehöriger identifiziert werden. Die Gruppen unterscheiden sich signifikant bei demographischen, beruflichen und pflegebezogenen Merkmalen. Bestimmte Gruppen berichten über signifikant höhere emotionale, körperliche und finanzielle Belastungen.

Diskussion: Ergebnisse zeigen, dass es eher ineffizient ist, pflegende Angehörige als „eine“ Gruppe zu betrachten. Diese übernehmen in den jeweiligen Pflegesituationen bei der häuslichen Versorgung durchaus unterschiedliche Rollen.

Praktische Implikationen: Die vorgestellte Typologie unterstützt eine vorbeugende Pflege- und Sozialpolitik, indem sie Ansätze für eine bedarfsorientierte Unterstützung von besonders vulnerablen Gruppen pflegender Angehöriger bietet. Sie kann Akteure in der Pflegeberatung bei der Entwicklung zielgruppenspezifischer Maßnahmen unterstützen.


Literatur

1.
Statistisches Bundesamt. Pflegestatistik 2015. Pflege im Rahmen der Pflegeversicherung – Deutschlandergebnisse. 2017.
2.
Rothgang H, Müller R, Runte R, Unger R. Pflegereport 2018. Barmer: Berlin; 2018. (Schriftenreihe zur Gesundheitsanalyse).