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Zielgruppen pflegender Angehöriger – Ergebnisse einer Clusteranalyse
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Veröffentlicht: | 25. September 2020 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Angehörige von Personen mit dauerhaftem Pflege- und Hilfebedarf bilden das Herzstück der häuslichen Versorgung in Deutschland [1]. Sie sind häufig durch die geleistete Hilfe und Pflege belastet, gleichzeitig werden vorhandene Unterstützungsangebote nur wenig wahrgenommen [2]. Ein Verständnis für die spezifischen Pflegesituationen und Bedürfnisse von informell pflegenden in verschiedenen Pflegesituationen ist Voraussetzung für die Entwicklung und Vermittlung geeigneter Unterstützungsangebote.
Fragestellung und Zielsetzung: Ziel der vorliegenden Studie ist die Untersuchung von unterschiedlichen häuslichen Pflegesituationen und auf dieser Basis die Identifizierung von Gruppen pflegender Angehöriger mit erhöhten gesundheitlichen und finanziellen Risiken.
Methode oder Hypothese: Die Datengrundlage bildet eine schriftliche Querschnittsbefragung. Insgesamt haben an der Befragung 1.429 pflegende Angehörige teilgenommen. „Pflegende Angehörige“ werden hier definiert als Familienangehörige, Freunde oder Nachbarn, die eine hilfe- oder pflegebedürftige Person versorgen, betreuen oder pflegen. Durch eine Clusteranalyse wurden Untergruppen pflegender Angehöriger identifiziert. Gruppenunterschiede wurden auf statistische Signifikanz geprüft und beschrieben.
Ergebnisse: Es konnten fünf Gruppen pflegender Angehöriger identifiziert werden. Die Gruppen unterscheiden sich signifikant bei demographischen, beruflichen und pflegebezogenen Merkmalen. Bestimmte Gruppen berichten über signifikant höhere emotionale, körperliche und finanzielle Belastungen.
Diskussion: Ergebnisse zeigen, dass es eher ineffizient ist, pflegende Angehörige als „eine“ Gruppe zu betrachten. Diese übernehmen in den jeweiligen Pflegesituationen bei der häuslichen Versorgung durchaus unterschiedliche Rollen.
Praktische Implikationen: Die vorgestellte Typologie unterstützt eine vorbeugende Pflege- und Sozialpolitik, indem sie Ansätze für eine bedarfsorientierte Unterstützung von besonders vulnerablen Gruppen pflegender Angehöriger bietet. Sie kann Akteure in der Pflegeberatung bei der Entwicklung zielgruppenspezifischer Maßnahmen unterstützen.