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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Soziale Partizipation von PatientInnen mit chronischen Wunden – ein systematisches Review

Meeting Abstract

  • Toni Maria Klein - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Valerie Andrees - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Natalia Kirsten - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Matthias Augustin - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • Christine Blome - Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf381

doi: 10.3205/20dkvf381, urn:nbn:de:0183-20dkvf3810

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Klein et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Chronische Wunden stellen große Belastungen für Patienten dar. Betroffene erfahren nicht nur in Bezug auf ihre körperliche und mentale Gesundheit tägliche Einschränkungen, sondern auch hinsichtlich ihres sozialen Lebens. Bisherige Studien untersuchen vorrangig einzelne Wundarten und stellen keine Vergleiche zwischen unterschiedlichen Ätiologien an.

Fragestellung und Zielsetzung: In diesem systematischen Review soll die Studienlage zur sozialen Partizipation von Patienten mit chronischen Wunden untersucht und Ergebnisse unterschiedlicher Wundarten miteinander verglichen werden.

Methode oder Hypothese: Die Literatursuche wurde in mehreren elektronischen Datenbanken durchgeführt. Duplikate wurden entfernt und die Ergebnisse zunächst anhand ihrer Titel/Abstracts, anschließend anhand ihrer Volltexte auf Relevanz hin untersucht, wobei vordefinierte Ein- (z.B. soziale Partizipation hauptsächlicher Untersuchungsgegenstand) und Ausschlusskriterien (z.B. nicht-dermatologische Wunde) berücksichtig wurden. Entsprechend diesem Vorgehen wurden relevante Artikel aus Referenzlisten relevanter Studien identifiziert. Relevante Artikel wurden einer Qualitätsbewertung unterzogen und die Ergebnisse narrativ ausgewertet.

Ergebnisse: In das Review wurden 42 Artikel eingeschlossen, von denen die meisten Patienten mit venösem Beinulkus untersuchten. Soziale Partizipation wurde in 16 Studien als eigenständiges Konstrukt behandelt, wohingegen es in den anderen Studien als Teilaspekt anderer Konstrukte oder als Subdomäne von gesundheitsbezogener Lebensqualität behandelt wurde.

Die Studien zeigten nur wenige Unterschiede zwischen einzelnen Wundarten. Insgesamt stellten Familienmitglieder die wichtigsten Bezugspersonen für die Patienten dar. Sie helfen bei der Wundversorgung und unterstützen die Patienten emotional. Viele Patienten haben nur wenige außerfamiliäre Beziehungen, wobei die bestehenden jedoch als sehr eng und urteilsfrei beschrieben werden. Eine besondere Beziehung kann sich auch zu Pflegefachkräften entwickeln, wenn Kontinuität in der Pflege besteht. Sowohl direkte als auch indirekte Folgen der Wunden schränken Aktivitäten der Patienten ein. Während soziale Unterstützung und soziale Kontakte bei Patienten mit chronischen Wunden signifikant eingeschränkt sind, zeigen sich hinsichtlich sozialer Isolation inkonsistente Ergebnisse.

Diskussion: Trotz variierender Berichte von Patienten zeigt sich insgesamt, dass die soziale Partizipation von Patienten mit chronischen Wunden in vielerlei Hinsicht eingeschränkt ist. Insbesondere die Familie stellt hingegen eine wichtige soziale Ressource dar.

Praktische Implikationen: Neben familiären und außerfamiliären Beziehungen sollte auch die hohe Bedeutung der Pflegefachkräfte berücksichtigt werden, welche durch Kontinuität der Pflegebeziehung gestärkt werden könnte. Auch könnte es vielversprechend sein, wundspezifische Projekte auszubauen, die sowohl professionelle Wundpflege und -beratung sowie Interaktionen mit anderen Patienten bieten. Dies könnte Patienten ermöglichen, neue Aktivitäten aufzunehmen und ihr soziales Netzwerk zu erweitern.