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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Erfahrungen teilen – ein kooperatives Lernprojekt zur Stärkung der Patientensicherheit: Erste Ergebnisse der Betreiberbefragung

Meeting Abstract

  • Kerstin Hofreuter-Gätgens - Versorgungsmanagement, Techniker Krankenkasse, Hamburg, Deutschland
  • Sandro L’Assainato - Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V., Berlin
  • Hardy Müller - Versorgungsmanagement, Techniker Krankenkasse, Hamburg, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf370

doi: 10.3205/20dkvf370, urn:nbn:de:0183-20dkvf3700

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Hofreuter-Gätgens et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Patientensicherheit hat einen hohen Stellenwert in Deutschland angesichts erster Schätzungen von mindestens 20.000 vermeidbaren Todesfällen per anno allein in der stationären Versorgung [1]. Das Berichten über kritische Ereignisse erfolgt oftmals mittels Critical Incident Reporting Systems (kurz: CIRS). CIRS soll laut Gesetzgeber nachhaltiges Lernen in medizinischen Versorgungseinrichtungen ermöglichen, indem gemeldete Fälle über kritische Ereignisse analysiert und die daraus abgeleiteten Lösungsansätze anderen Einrichtungen zur Verfügung gestellt werden.

Fragestellung und Zielsetzung: Es ist bislang unklar, wer die Träger der CIRS sind, welche lernförderlichen Weiterentwicklungen diese planen und inwieweit die Fälle einheitlich analysiert und Lösungsansätze erarbeitet werden.

Methode oder Hypothese: Bei der Interventionsstudie wird ein Mixed-Methods-Ansatz verfolgt. Die mittels narrativer Dokumentenanalyse identifizierten CIRS-Betreiber werden zur Intervention eingeladen. Diese besteht aus 6 Treffen über 36 Monate, in der die Teilnehmer angeregt werden, eine für alle geltende Kriterienliste zu Funktion und Anwendung der CIRS zu erarbeiten. Die Prozessevaluation umfasst die Bewertung der Intervention mittels quantitativer Befragung zu 3 Messzeitpunkten. Die Outcome-Evaluation wird als Prä-Post-Befragung qualitativ und quantitativ durchgeführt. Als primäres Outcome zählt die deutsche Fassung des ORIC [2]. Damit werden die Innovationsstärke bzw. das organisationale Lernen der jeweiligen Anbieter eruiert. Die Auswertung der qualitativen Daten erfolgt induktiv mit dem Analysetool MAXQDA. Deskriptive Daten werden mit SPSS Version 22 aufbereitet.

Ergebnisse: Es wurden 16 Anbieter in Deutschland identifiziert. Darunter sind gesundheitspolitische Organisationen, Universitätskliniken sowie Wirtschaftsunternehmen. 15 Anbieter standen für ein Interview bereit. Darin zeigte sich eine hohe Innovations- und Vernetzungsbereitschaft der Anbieter. Bedingt durch unterschiedliche fachliche Ausrichtung ergibt sich eine starke Heterogenität der Systeme. Dennoch setzen sich die Betreiber mehrheitlich mit Weiterentwicklungen wie Künstlicher Intelligenz auseinander und bieten zusätzliche Lernangebote wie Anwendertreffen oder Schulungen an.

Diskussion: Es ist in diesem Zwischenergebnis gelungen, die Einschätzungen der aktiven Anbieter von CIRS in Deutschland zu erheben. Überraschend ist die bereits hohe Innovations- und Vernetzungsbereitschaft. Es ist nicht auszuschließen, dass diese durch Effekte der sozialen Erwünschtheit beeinflusst wurden. Es bleibt abzuwarten, inwieweit die jeweiligen Weiterentwicklungen mittels Intervention von allen gleichermaßen umgesetzt werden.

Praktische Implikationen: Die hohe Innovations- und Vernetzungsbereitschaft lässt vermuten, dass durch die Weiterentwicklung das Lernen erhöht und damit die Patientensicherheit gestärkt wird.


Literatur

1.
Schrappe M. APS-Weißbuch Patientensicherheit. Berlin. 2018.
2.
Lindig A, et al. Assessing psychometric properties of the German version of Organizational Readiness for Implementing Change (ORIC). Forthcoming.