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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Wie sollte die Notfallversorgung von Rettungsdienstpatient*innen optimiert werden?

Meeting Abstract

  • Janett Rothhardt - Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität, Magdeburg, Deutschland
  • Enno Swart - Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität, Magdeburg, Deutschland
  • Bernt-Peter Robra - Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität, Magdeburg, Deutschland
  • Linda Zimmermann - Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität, Magdeburg, Deutschland
  • Patrick Comos - BKK Dachverband e.V., Berlin, Deutschland
  • Doreen Branse - Deutsches Rotes Kreuz e.V. Generalsekretariat, Berlin, Deutschland
  • Silke Piedmont - Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität, Magdeburg, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf364

doi: 10.3205/20dkvf364, urn:nbn:de:0183-20dkvf3648

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Rothhardt et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung und Zielsetzung: Aufbauend auf von Expert*innen diskursiv geführten Fokusgruppen sollen Handlungsempfehlungen für die Notfallversorgung von Rettungsdienstpatient*innen abgeleitet werden.

Methode oder Hypothese: Das Projekt „Integrierte Notfallversorgung: Rettungsdienst im Fokus“ (Inno_RD; FKZ: 01VSF17032) führte im Sommer 2019 drei Fokusgruppen (FG) mit insg. 26 internationalen Expert*innen (u. a. aus den Bereichen Rettungsdienst (RD), Notaufnahme, Politik, Wissenschaft und Patientenvertretung) durch, in denen zwei Fallvignetten zu den Anlässen „Alkoholintoxikation“ und „Katheterwiedereinlage“ diskutiert wurden. Nach anfänglich freier Diskussion wurden leitfragenbasiert jeweils unterschiedliche Schwerpunkte zu „Prozessen“, „Strukturen“ und „Qualifikation und Recht“ gesetzt. Aufbauend auf einer induktiven und deduktiven Inhaltsanalyse nach Mayring [1] leiteten die Inno_RD-Forscher*innen aus dem Datenmaterial diskursiv Handlungsempfehlungen ab, zu denen die Zustimmung/Ablehnung der FG-Teilnehmer*innen in einer quantitativen Befragung erfasst wurde.

Ergebnisse: Es wurden in den Transkripten neun Kategorien (z.B. Leitstelle, Notfallsanitäter*in, Rufnummer 116117) und 79 Subkategorien identifiziert, die bspw. nach Vergangenheit, Gegenwart und Wünschen für die Zukunft der Notfallversorgung differenziert wurden. Überwiegend wurden die Aus- und Weiterbildung der Notfallsanitäter*innen thematisiert, insb. in Verbindung mit der rechtlichen Absicherung im Einsatz; gefolgt von Handlungsoptionen in den (integrierten) Leitstellen, v.a. im Zusammenspiel mit der Rufnummer 116117 des kassenärztlichen Notdienstes. Intensiv wurden Prozesse und Strukturen des Gesundheitssystems im Spannungsfeld mit dem RD debattiert, z.B. die Verantwortungszuordnung für Patient*innen mit Bagatellerkrankungen. Im Vortrag sollen zusätzlich die quantitativen Befragungsergebnisse präsentiert werden.

Diskussion: Handlungsempfehlungen bestehen bspw. zum Zusammenwirken zwischen ärztlichem und nicht-ärztlichem Personal (Substitution, Delegationen) und zu gemeinsamen Aus- und Weiterbildungsangeboten von (Not)Ärzt*innen und Notfallsanitäter*innen. Weiterhin wird vielmals u. a. die standardisierte Notrufabfrage sowie die Erweiterung von Disponierungsressourcen und Zielorten (jenseits der Krankenhäuser) unter rechtlich abgesicherten Bedingungen empfohlen.

Praktische Implikationen: Die Optimierungsvorschläge der FG-Teilnehmer*innen stimmen zum Teil mit den im BMG-Referentenentwurf zur Reform der Notfallversorgung überein. Darüber hinaus beschreiben die Expert*innen der FG weitere, innovative Ansätze, wie bspw. den Einsatz von Sozialarbeiter*innen und mobiler Pflegedienste.

Förderung: Projekt „Integrierte Notfallversorgung: Rettungsdienst im Fokus“ (Inno_RD; FKZ: 01VSF17032).


Literatur

1.
Mayring P. Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen und Techniken. 12., überarb. Aufl. Weinheim, Basel: Beltz Verlag; 2015.