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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

„Auf den gleichen Nenner einigen“: Einfluss einer neuen Versorgungsform auf die Zusammenarbeit in der Unterstützten Kommunikation

Meeting Abstract

  • Sarah A. K. Uthoff - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Fak. VI Medizin und Gesundheitswissenschaften, Department Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland
  • Anna Zinkevich - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Fak. VI Medizin und Gesundheitswissenschaften, Department Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland
  • Tobias Bernasconi - Universität zu Köln, Humanwissenschaftliche Fakultät, Department Heilpädagogik und Rehabilitation, Köln, Deutschland
  • Stefanie K. Sachse - Universität zu Köln, Humanwissenschaftliche Fakultät, Department Heilpädagogik und Rehabilitation, Köln, Deutschland
  • Jens Boenisch - Universität zu Köln, Humanwissenschaftliche Fakultät, Department Heilpädagogik und Rehabilitation, Köln, Deutschland
  • Lena Ansmann - Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Fak. VI Medizin und Gesundheitswissenschaften, Department Versorgungsforschung, Oldenburg, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf355

doi: 10.3205/20dkvf355, urn:nbn:de:0183-20dkvf3557

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Uthoff et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: An der Versorgung von Menschen ohne Lautsprache, die auf Maßnahmen der Unterstützten Kommunikation (UK) (z.B. Sprachcomputer) angewiesen sind, ist eine Vielzahl von Stakeholdern involviert [1]. Wie erfolgreich die UK-Maßnahmen umgesetzt werden können, hängt stark davon ab, inwiefern die Stakeholder zusammenarbeiten [2]. Da die UK-Versorgung in Deutschland nicht standardisiert verläuft und die Zuständigkeiten weitestgehend ungeklärt sind, besteht oftmals keine ausreichende Interaktion. Diesbezüglich wird eine neue Versorgungsform erprobt, die vor allem die Zusammenarbeit der Stakeholder durch eine von UK-Beratungsstellen geleitete Versorgungskoordination mittels Case Management stärken soll.

Fragestellung und Zielsetzung: Inwiefern wird die Zusammenarbeit der an der UK-Versorgung beteiligten Stakeholder durch die neue Versorgungsform beeinflusst?

Methode oder Hypothese: Im Rahmen einer Prozessevaluation des Projektes „MUK – Erweiterung des Selektivvertrags zu Maßnahmen der Unterstützten Kommunikation“ wurden sieben semi-strukturierte Fokusgruppeninterviews mit n=31 Teilnehmenden der neuen Versorgungsform durchgeführt. Es wurden sowohl homogene Fokusgruppen mit Mitarbeitenden der UK-Beratungsstellen als auch heterogene Fokusgruppen mit privaten und fachlichen Bezugspersonen (z.B. Eltern, Lehrer*innen) durchgeführt. Die Transkripte wurden in Form der inhaltlich strukturierenden qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz ausgewertet.

Ergebnisse: Insgesamt berichteten die Interviewten eine Verbesserung der Zusammenarbeit durch die neue Versorgungsform. Aufgrund der Versorgungskoordination seien engere Kontakte zwischen den Stakeholdern entstanden. Zudem wurde eine Zunahme in der einheitlichen Nutzung der UK-Hilfsmittel berichtet. Insbesondere die von der UK-Beratungsstelle organisierten Treffen mit allen Stakeholdern würden zu einem besseren Austausch beitragen.

Diskussion: Die Ergebnisse der Fokusgruppeninterviews zeigen die Relevanz von Zusammenarbeit für eine adäquate Umsetzung von UK. Die neue Versorgungsform hat den Austausch zwischen den an der Versorgung beteiligten Stakeholdern insbesondere durch die Versorgungskoordination und das Case Management der Beratungsstellen verbessert.

Praktische Implikationen: Für einen adäquaten Einsatz der UK-Hilfsmittel sollte die Versorgung durch eine Instanz wie bspw. eine Beratungsstelle, die eine Netzwerkanalyse und ein Case Management umsetzt, organisiert werden. Vor allem aufgrund der hohen Heterogenität der Stakeholder sind eine Anlaufstelle sowie eine stetige Begleitung in der UK-Versorgung wichtig. Die neue Versorgungsform bietet hier Anhaltspunkte, wie solch eine Versorgung gestaltet werden könnte.


Literatur

1.
Binger C, Ball L, Dietz A, Kent-Walsh J, Lasker J, Lund S, McKelvey M, Quach W. Personnel roles in the AAC assessment process. Augment Altern Commun. 2012 Dec;28(4):278-88. DOI: 10.3109/07434618.2012.716079 Externer Link
2.
Chung YC, Stoner JB. A meta-synthesis of team members' voices: what we need and what we do to support students who use AAC. Augment Altern Commun. 2016 Sep;32(3):175-86. DOI: 10.1080/07434618.2016.1213766 Externer Link