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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Präsentismus als zusätzlicher Kostenfaktor bei Patienten mit rheumatoider Arthritis

Meeting Abstract

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  • Juliana Hoeper - Institut für Versicherungsbetriebslehre, Leibniz Universität Hannover, Hannover, Deutschland
  • Jan Zeidler - Center of Health Economics Research Hannover, Leibniz Universität Hannover, Hannover, Deutschland
  • Sara Eileen Meyer - Klinik für Immunologie und Rheumatologie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Kirsten Hoeper - Klinik für Immunologie und Rheumatologie, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland; Regionales Kooperatives Rheumazentrum Niedersachsen e.V., Hannover, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf353

doi: 10.3205/20dkvf353, urn:nbn:de:0183-20dkvf3530

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Hoeper et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die rheumatoide Arthritis (RA) ist ein komplexes Krankheitsbild mit hohem Versorgungsaufwand. Allerdings besteht eine Unterversorgung, resultierend in suboptimaler Therapiezielerreichung. Adäquate Versorgung der Patienten erfordert multidisziplinäre Teams aus ärztlichen und nichtärztlichen Mitarbeitern, wie rheumatologische Fachangestellte (RFA). Durch ausführliche Patientengespräche könnten Auswirkungen der Erkrankung auf z.B. beeinträchtigte Arbeitsfähigkeit entdeckt werden, für die meist im Versorgungsalltag keine Zeit ist. Studien zeigen, dass ein hoher Anteil der Mitarbeiter krank zur Arbeit geht (50-65%). Dieser Präsentismus gefährdet die Gesundheit und stellt einen Kostenfaktor für die Gesellschaft dar.

Fragestellung und Zielsetzung: Das übergeordnete Ziel ist, zu untersuchen ob eine RFA bei Patienten mit einer seropositiven RA eine vergleichbare Versorgungsqualität erreicht wie der Versorgungsstandard. In dieser Arbeit wird die Veränderung des Präsentismus über die Zeit genauer untersucht.

Methode oder Hypothese: Primärer Endpunkt dieses prospektiven, multizentrischen RCTs ist die Veränderung der Krankheitsaktivität (ΔDAS28) über 12 Monate. Sekundäre Endpunkte sind Patient-Reported-Outcomes, unteranderem Arbeitsfähigkeit, Schwerpunkt dieser Arbeit. Erfasst wurde diese zu T0, T6 und T12 mit dem WPAI.

Ergebnisse: Es wurden 236 Patienten rekrutiert und in acht Zentren 1:1 auf die Interventionsgruppe (RFA) oder Kontrollgruppe (Versorgungsstandard) randomisiert. Das Durchschnittsalter ist 57,6 Jahren, 75% sind weiblich. Die durchschnittliche Erkrankungsdauer ist 121 Monate (SD ± 131), der mittlere DAS28 ist 4,4 (SD ± 1,28). 111 (47%) Patienten sind berufstätig. Von den Patienten, die im Zeitraum der Befragung gearbeitet haben (n=96), zeigten 58,7% (n=69) Präsentismus. Zu T12 zeigten 62 Personen (52,7%) Präsentismus, diese Veränderung ist nicht signifikant (Z=-1,604, p=0,109). Allerdings ist die Ausprägung des Präsentismus von 40% (Median, T0) auf 20% bei T6 (Z=-3,485, p=0,000) und T12 (Z=-3,887, p=0,000) gesunken. Bei T0 waren 56,4% der Personen unter dem Median von 40% und bei T12 82,6%. Diese Veränderungen sind signifikant. Der RAID und DAS28 konnten als Prädiktoren festgestellt werden. Es bestehen keine signifikanten Unterschiede zwischen Interventions- und Kontrollgruppe.

Diskussion: Die Daten unterstützen vorherigen Studien bezüglich des hohen Aufkommens von Präsentismus. Die Sprechstunde bietet jedoch häufig nicht genügend Zeit um Präsentismus entdecken und entgegenwirken zu können. Da die Krankheitsaktivität sowie deren Auswirkungen als Prädiktoren für Präsentismus gefunden wurden scheint die suboptimale Erreichung von Therapiezielen Präsentismus zu bestärken. Dafür spricht auch, dass die signifikante Verringerung der Auswirkung auf die Produktivität bereits nach 6 Monaten zu beobachten ist.

Praktische Implikationen: Die Implementierung in die Regelversorgung einer RFA-Sprechstunde kann einen schnelleren Therapiestart gewährleisten was wichtig ist, um bleibende Schäden zu verhindern. Dies kann sowohl indirekte als auch direkte positive Auswirkungen auf Präsentismus haben.