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User-Centered Design und User Co-Design aus Perspektive der Versorgungsforschung – Methodische Herausforderungen bei der Evaluation von Nutzer*innenbedürnissen an eine Elektronische Patient*innenakte in der stationären pädiartrischen Palliativversorgung
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Veröffentlicht: | 25. September 2020 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Ein Verständnis der Nutzer*innenbedürfnisse (NB) ist bei der Entwicklung digitaler Technologien im Gesundheitswesen unerlässlich. Fehlspezifikationen in Elektronischen Patient*innenenakten (EPA) für die klinische Versorgung können aufgrund von eingeschränkter Berücksichtigung der NB möglicherweise die Patient*innensicherheit gefährden. In komplexen Versorgungssettings wie der stationären pädiatrischen Palliativversorgung (PP) bestehen derzeit wenig Erkenntnisse, wie sich die NB bei der Entwicklung von EPA mit Prozessen des User Centered Design (UCD) und des User Co-Design (UCoD) methodisch integrieren lassen.
Fragestellung und Zielsetzung: Wie lassen sich Nutzer*innenbedürfnisse im Rahmen des User Centered Design und User Co-Design bei der Entwicklung einer EPA in der stationären pädiatrischen Palliativversorgung in den Entwicklungsprozess integrieren?
Methode oder Hypothese: Ein Prozess des UCD erfolgte durch Nutzer*Innenbeobachtungen, Akten- und Dokumentenanalysen sowie Fokusgruppendiskussionen (FG) mit Pflegenden, Ärzt*innen und psychosozialen Mitarbeiter*innen. Die FG wurden digital aufgezeichnet, transkribiert, inhaltsanalytisch ausgewertet. Die Daten wurden in User Stories (UST) orientiert an der Methode SCRUM synthetisiert. Um die UST zu spezifizieren, wurden in einem Prozess des UCoD berufsgruppenbezogene und interdisziplinäre Workshops (WS) durchgeführt. Die WS wurden digital aufgezeichnet, transkribiert und inhaltsanalytisch ausgewertet.
Ergebnisse: Durch das UCD wurden 261 Codes entwickelt, aus denen 407 Anforderungen resultieren. Um für die Entwicklung der EPA handhabbare Entwicklungsmodule zu entwickeln, wurden Softwareansichten gebildet, die sich an den Arbeitsinhalten der Berufsgruppen orientieren. Im Prozess des UCoD wurden Medikamentenanordnung, Behandlungsprozess, Kurvenansicht und Abbildung psychosozialer Leistungen (Psychosozial) und weitere Arbeitsprozesse wie die interdisziplinäre Visite, Übergabe, sowie Aufnahme und Entlassung von Patient*innen spezifiziert. Trotz der Spezifizierung im UCoD war es notwendig, im Anschluss weitere informelle Treffen zur Ausarbeitung der Inhalte der EPA durchzuführen.
Diskussion: In komplexen Versorgungssettings wie der PP, sind die NB umfangreich und die Erfassung aus Perspektive der Versorgungsforschung eine methodische Herausforderung. Flexible Workshopformate sowie informelle Datenerhebungen in Anschluss an formelle Datenerhebungen helfen, Nutzer*innenbedürfnisse zu spezifizieren und fördern die Kommunikation zwischen Forscherinnen und Praktiker*innen. Gerade das Management der umfangreichen fachlichen Anforderungen und der Nutzer*innenbedürfnisse sind eine methodische Herausforderung für die Versorgungsforschung.
Praktische Implikationen: Aus Perspektive der Versorgungsforschung ist ein hohes Maß an Flexibilität in der Planung und Durchführung von Forschungsprojekten mit UCD und UCoD notwendig.