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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Untersuchung der deutschen Antwortskala des EORTC QLQ-C30 bei Krebspatienten und in einer Bevölkerungsstichprobe

Meeting Abstract

  • Michael Koller - Regensburg,Deutschland
  • Karolina Müller - Regensburg,Deutschland
  • Sandra Nolte - Berlin, Deutschland
  • Heike Schmidt - Halle (Saale), Deutschland
  • Christina Harvey - Bad Kreuznach, Deutschland
  • Ulrike Mölle - Leipzig, Deutschland
  • Andreas Boehm - Leipzig, Deutschland
  • Daniel Engeler - St. Gallen, Schweiz
  • Jürg Metzger - Luzern, Schweiz
  • Monika Sztankay - Innsbruck, Österreich
  • Bernhard Holzner - Innsbruck, Österreich
  • Mogens Groenvold - Kopenhagen, Dänemark
  • Dagmara Kulis - Brüssel, Belgien
  • Andrew Bottomley - Brüssel, Belgien

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf332

doi: 10.3205/20dkvf332, urn:nbn:de:0183-20dkvf3327

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Koller et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Der EORTC QLQ-C30 ist ein international etablierter Fragebogen zur Bewertung der Lebensqualität bei Krebspatienten. Dieser Bogen wurde in > 100 Sprachen übersetzt und in mehreren tausend klinischen Studien weltweit eingesetzt.

Fragestellung und Zielsetzung: Die Items sind auf 4-stufigen Likert-Skalen zu beantworten, deren deutsche Übersetzung überhaupt nicht (1), wenig (2), mäßig (3) und sehr (4) lautet. Das Sprachverständnis legt nahe, dass der semantische Abstand zwischen wenig und mäßig weniger deutlich ist als jener zwischen mäßig und sehr. Damit ist die Intervalskaleneigenschaft der Skala verletzt. Vorläuferstudien haben gezeigt, dass der Begriff ziemlich eine bessere Antwortoption ist, und semantisch in der Mitte zwischen wenig und sehr liegt. Die vorliegenden Studien hatten zum Ziel, Unterschiede der beiden Fragebogenversionen mäßig und ziemlich zu untersuchen.

Methode oder Hypothese: Die erste Studie umfasste Patienten mit verschiedenen Krebsarten aus drei deutschsprachigen Ländern (Deutschland, Österreich, Schweiz). In einem balancierten Cross-Over-Design füllten die Patienten innerhalb einer Woche die mäßig und ziemlich Version des Fragebogens aus.

Die zweite Studie war eine repräsentative Umfrage in Deutschland unter 2033 Befragten. Die Hälfte der Teilnehmer füllte die mäßig Version aus, die andere Hälfte die ziemlich Version. Der primäre Endpunkt war der Summary Score, bestehend aus den aggregierten Symptom- und Funktionsskalen des EORTC QLQ-C30, und einer Spanne von 0 (niedrige Funktion) bis 100 (hohe Funktion). Die Studien basierten auf der Hypothese, dass die mäßig Version höhere Symptomwerte und niedrigere Funktionswerte liefert als die ziemlich Version, insbesondere bei Personen mit gesundheitlicher Einschränkung (in diesem Fall ist sehr die angemessenere Antwortoption, um Symptomlast oder Funktionseinschränkungen anzuzeigen, als mäßig). Somit sollte der Summary Score in der mäßig Version niedriger sein als in der ziemlich Version.

Ergebnisse: Wie erwartet war der Summary Score in der mäßig Version niedriger als in der ziemlich Version, -4,5 (95% CI -7,8 bis -1,3), p <0,006. Dieser Effekt war bei Patienten mit höherer Gesundheitsbelastung besonders ausgeprägt, -6,8 (95% CI -12,2 bis -1,4), p <0,013. Dieser Effekt wurde auch in der Umfragestudie beobachtet, -3,1 (95% CI – 4,6 -1,5), p <0,001; Befragte mit Gesundheitsbelastung: -4,5 (95% CI -7,3 bis -1,7), p <0,002.

Diskussion: Wir haben geringe, aber konsistente Unterschiede zwischen der ursprünglich übersetzten Version des Antwortformats (mäßig) und einer optimierten Version (ziemlich), die die Anforderungen der Intervallskalierung besser erfüllt, festgestellt.

Praktische Implikationen: Die neue ziemlich Version des EORTC QLQ-C30 3.1 wird daher für die zukünftige Verwendung empfohlen. Dieses Projekt ist ein gutes Beispiel dafür, wie Qualitätssicherung im Bereich von patient-reported outcome (PRO) Instrumenten durchgeführt werden kann. Darüber hinaus zeigt dieses Projekt auch, dass kognitive Prozesse des Sprachverständnisses eine entscheidende Rolle bei der Beurteilung der Lebensqualität spielen.