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Einflussfaktoren auf die Implementierung von Fehlermanagement in ambulanten Arztpraxen
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Veröffentlicht: | 25. September 2020 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Der G-BA fordert in seiner sektorenübergreifenden Richtlinie zum Qualitätsmanagement verpflichtend die Nutzung von Fehlerberichts- und Lernsystemen (Critical Incident Reporting Systems=CIRS). Im stationären Sektor sind diese etabliert und tragen nachweislich zur Patientensicherheit bei. Im Gegensatz zum stationären Bereich sind in öffentlich zugänglichen CIRS deutlich geringere Berichtszahlen aus dem ambulanten Sektor vorhanden. Dies legt den Schluss nahe, dass CIRS in Arztpraxen nicht flächendeckend genutzt werden. Die Voraussetzung für eine Teilnahme an praxisübergreifenden CIRS ist das interne Fehlermanagement, über dessen Ausgestaltung in der ambulanten Versorgung jedoch wenig bekannt ist.
Fragestellung und Zielsetzung: Welche Faktoren beeinflussen die Implementierung von strukturiertem Fehlermanagement mit einem internen CIRS in ambulanten Praxen?
Methode oder Hypothese: Im Rahmen des vom Innovationsfonds (Versorgungsforschung) des G-BA geförderten Projekts CIRSforte wurden 40 leitfadengestützte Interviews mit ÄrztInnen, PsychotherapeutInnen, MFA und PraxismanagerInnen aus 40 verschiedenen Praxen zum Umgang mit kritischen Ereignissen in der Praxis geführt. Alle Interviews wurden wörtlich transkribiert und mittels thematischer Analyse ausgewertet.
Ergebnisse: Die Ergebnisse der Interviews zeigen, dass die Implementierung von strukturiertem Fehlermanagement mit der Nutzung von CIRS von Faktoren beeinflusst wird, die auf unterschiedlichen Ebenen wirken. Zunächst muss in Praxen auf der Ebene der Wahrnehmung ein Bewusstsein für Risiken und die Sinnhaftigkeit von Fehlermanagement vorhanden sein (Stufe 1). Weiterhin nimmt die Kultur in der Praxis, also der Umgang miteinander in Bezug auf Fehler (Vertrauen, keine Sanktionierung) Einfluss auf die Entwicklung des Fehlermanagements und auf das Vertraut machen mit CIRS (Stufe 2). Schließlich folgt eine strukturelle Umsetzung im Praxisalltag. Hier nehmen Routinen und Verantwortlichkeiten eine entscheidende Rolle ein (Stufe 3). Der Austausch mit anderen und äußere Bedingungen wie die Arbeitsbelastung wirken als zusätzliche Einflussfaktoren.
Diskussion: Da die Implementierung von Fehlermanagement auf mehreren Ebenen beeinflusst wird, brauchen Arztpraxen unterschiedliche Unterstützungsangebote, wenn man ihr Fehlermanagement stärken möchte. Während manche Praxen zunächst theoretische Grundlagen kennenlernen müssen, helfen anderen Beispiele zum offenen Umgang mit Fehlern oder ganz konkrete Vorschläge für die Schaffung von Strukturen und Routinen.
Praktische Implikationen: Fehlermanagement in ambulanten Praxen ist ein wichtiges Instrument zur Stärkung der Patientensicherheit und dient als Grundlage für das gemeinsame Lernen in übergreifenden CIRS. Um Praxen in der Implementierung eines systematischen Fehlermanagements voran zu bringen, sollten verschiedene Maßnahmen eingesetzt werden, die den Bedürfnissen der Praxen entsprechen. Das Projekt hat dazu verschiedene Unterstützungsangebote erarbeitet.