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Perspektiven für das Innovationsfondsprojekt GeMuKi: Erwartungshaltung von Frauen-, Kinder- und JugendärztInnen, Hebammen und Medizinischen Fachangestellten zur Umsetzung einer präventiven Lebensstilberatung in der Versorgungspraxis
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Veröffentlicht: | 25. September 2020 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Zu Beginn des Innovationsfondsprojekts „GeMuKi – Gemeinsam gesund: Vorsorge plus für Mutter und Kind“ wurden Schulungen mit Frauen-, Kinder- und JugendärztInnen, Hebammen und Medizinischen Fachangestellten (MFAs) durchgeführt, um diese auf die Durchführung des Projekts vorzubereiten. GeMuKi ergänzt die Vorsorgeuntersuchungen während der Schwangerschaft und im ersten Lebensjahr durch präventive Lebensstilberatungen in den Bereichen Ernährung, Bewegung, Genussmittelkonsum und Stillen. Den Leistungserbringern werden in den Schulungen Elemente der Methode „Motivierende Gesprächsführung“, lebensstilbezogene Kernbotschaften und der Ablauf des Projekts in der Versorgungspraxis vermittelt.
Fragestellung und Zielsetzung: Ziel ist es, Erwartungshaltungen der Akteure zum Nutzen und der praktischen Umsetzung des Projekts zu sammeln sowie Erkenntnisse zu den Erfahrungen der TeilnehmerInnen mit den Schulungen zu gewinnen. Diese Erkenntnisse werden im Rahmen der Prozessevaluation verwendet, um die Implementierung des Projekts in der Praxis nachvollziehen zu können.
Methode oder Hypothese: Die TeilnehmerInnen füllen nach der Veranstaltung einen Evaluationsbogen aus, der Fragen zur Schulungsorganisation sowie den vermittelten Beratungsinhalten und der Gesprächstechnik enthält. Zudem werden Einschätzungen hinsichtlich der praktischen Umsetzung erfragt. Geschlossene Fragen werden deskriptiv statistisch ausgewertet. Offene Fragen und Protokolle, die das Projektteam bei den Schulungen anfertigt, werden inhaltsanalytisch ausgewertet.
Ergebnisse: Es liegen Evaluationsbögen von 377 TeilnehmerInnen vor. Davon gaben 77,2% an sich sicher zu fühlen, die Schulungsinhalte im Praxisalltag umsetzen zu können. Knapp drei Viertel (72,5%) der Befragten äußerten die Erwartung, dass sich ihre Beratung durch das Projekt verbessern wird. Als primäres Hindernis für die Implementierung wurde der organisatorische und zeitliche Mehraufwand genannt. Dabei wurde vielfach die Befürchtung geäußert, dass die regulären Beratungsgespräche durch das Projekt deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen werden. Weiterhin wurde die Sorge zum Ausdruck gebracht, dass nicht genügend KollegInnen am Projekt teilnehmen könnten, um dieses wie geplant durchführen und die angestrebte Fallzahl erreichen zu können.
Diskussion: Die geschulten Leistungserbringer stehen der Umsetzung des Projekts im Praxisalltag insgesamt positiv gegenüber. Erfolgsfaktoren werden vor allem in der verbesserten Versorgung der Schwangeren und jungen Müttern gesehen. Der zusätzliche zeitliche und organisatorische Aufwand wird als größter Fallstrick empfunden. Das Projektteam entwickelte hierzu im weiteren Verlauf verschiedene Strategien, um den Mehraufwand in der Versorgungspraxis weiter zu minimieren.
Praktische Implikationen: Kenntnisse zur Erwartungshaltung der TeilnehmerInnen in der Frühphase eines Projektes sind relevant, um die Einsatzbereitschaft und Motivation zur Umsetzung des Projekts einschätzen zu können. So können bereits zu Beginn Prozesse angepasst und angesprochene Erfolgsfaktoren frühzeitig gefördert sowie hinderliche Faktoren beseitigt werden.