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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Evidenzbasiertes, leitliniengestütztes Labordiagnostisches Vorgehen bei Rheumatoider Arthritis in der Vertragsärztlichen Versorgung

Meeting Abstract

  • Annika Quast - Kassenärztliche Bundesvereinigung, Kompetenzzentrum Labor, Berlin, Deutschland
  • Elena Merins - Kassenärztliche Bundesvereinigung, ISI-Innovation, Strategische Analyse, Berlin, Deutschland
  • Tobias Schwarz - Kassenärztliche Bundesvereinigung, Kompetenzzentrum Labor, Berlin, Deutschland
  • Alexander Schulz - Kassenärztliche Bundesvereinigung, Kompetenzzentrum Labor, Berlin, Deutschland
  • Roman Schiffner - Kassenärztliche Bundesvereinigung, Kompetenzzentrum Labor, Berlin, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf319

doi: 10.3205/20dkvf319, urn:nbn:de:0183-20dkvf3195

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Quast et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die rheumatoide Arthritis (RA) stellt die häufigste chronisch entzündliche Autoimmunerkrankung in Deutschland dar, die je nach Schwere der Erkrankung rasch oder schleichend zur Zerstörung von Knorpel und angrenzendem Knochen und damit bei unzureichender Behandlung zu dauerhaften Einschränkungen in der Beweglichkeit und Lebensqualität, führt. In Deutschland geht man von einer RA-Häufigkeit von 0,5-0,8% der erwachsenen Bevölkerung aus, d.h. etwa 670.000 RA-Erkrankten. Die Inzidenz liegt bei etwa 80 Neuerkrankungen/100.000 Einwohner pro Jahr (d.h. etwa 48.000 Neuerkrankungen pro Jahr), wobei Frauen doppelt so häufig erkranken wie Männer. Das mittlere Erkrankungsalter liegt zwischen 55 und 65 Jahren. Obwohl die RA eine vergleichsweise niedrige Prävalenz aufweist, spielt sie aufgrund ihres chronischen und oft schweren Verlaufs eine große Rolle in der vertragsärztlichen Versorgung.

Fragestellung und Zielsetzung: Die vorliegende Arbeit untersucht, inwieweit das labordiagnostische Vorgehen in der vertragsärztlichen Versorgung im Rahmen der Erstdiagnose einer RA evidenzbasierten medizinischen Empfehlungen entspricht.

Methode oder Hypothese: Die Datengrundlage bilden zwei disjunkte Zufallsstichproben mit je 11.155 Patienten (dies entspricht 1% aller Patienten der Krankheitsgruppe) aus den vertragsärztlichen Abrechnungsdaten des Jahres 2016. Die Zielgruppe enthält Patienten älter als 45 Jahre mit der Diagnosestellung RA (ICD-10-GM M05.- bis M09.- und M13.-) in mindestens zwei aufeinanderfolgenden Quartalen. Die Kontrollgruppe enthält Patienten mit den gleichen Patientencharakteristika wie die Zielgruppe, bei denen die Diagnosestellung RA in mindestens zwei aufeinanderfolgenden Quartalen ausgeschlossen wurde. Die Clusteranalyse (Average Linkage Verfahren) beruht auf Basis der Kenngrößen aus dem Vergleich von Ziel- und Kontrollgruppe. Die Cluster charakterisieren den Zusammenhang der labormedizinischen Leistungen mit der Indexdiagnose.

Ergebnisse: Bei der Auswertung der Stichprobe konnten insgesamt 49 Laborparameter fünf Clustern zugeordnet werden. Die Cluster umfassen unspezifische (19) Parameter, moderat spezifische (22) Parameter und hochspezifische RA-Parameter (8). Von allen 49 Laborparametern erweisen sich 30 Parameter (61%) als essentiell für die RA-Diagnostik. Von den 30 für die RA-Diagnostik essentiellen Laborparametern finden sich 21 (70%) in den entsprechenden evidenzbasierten Leitlinien wieder. Von den restlichen 28 Leistungen, die nicht evidenzbasiert begründet werden können, sind neun (18%) Parameter hochspezifisch für die Differentialdiagnostik und 19 (39%) unterstützen die Ausschluss-Diagnostik.

Diskussion: Dieser Ansatz erlaubt eine Einschätzung des Zusammenhangs der labormedizinischen Leistungen bei RA mit evidenzbasierten Empfehlungen. Die Ergebnisse zeigen, dass das labordiagnostische Vorgehen bei Patienten mit RA in der vertragsärztlichen Versorgung zum Großteil evidenzbasierten Leitlinienempfehlungen entspricht.

Praktische Implikationen: Dies sichert eine hochwertige und auf den aktuellen Erkenntnissen der medizinischen Forschung beruhende RA-Diagnostik.