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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Herausforderungen und Lösungsansätze bei der agilen Entwicklung des IT-gestützten Hypertoniemanagement PIA für Hausarztpraxen

Meeting Abstract

  • Arian Karimzadeh - Institut für Hausarztmedizin, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Deutschland
  • Frauke Leupold - Institut für Hausarztmedizin, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Deutschland
  • Nicola Amarell - Institut für Hausarztmedizin, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Deutschland
  • Kerstin Klidis - Institut für Hausarztmedizin, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Deutschland
  • Brigitta Weltermann - Institut für Hausarztmedizin, Universitätsklinikum Bonn, Bonn, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf302

doi: 10.3205/20dkvf302, urn:nbn:de:0183-20dkvf3027

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Karimzadeh et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Hypertonie ist ein Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und mit hoher Mortalität verbunden. Internationale Studien zeigen, dass eine IT-gestützte Hypertonieversorgung zu einer signifikanten Verbesserung der Blutdruckkontrollraten führt, doch fehlt dieser Ansatz in Deutschland. Im Innovationsfonds-geförderten Projekt PIA wird die PIA-IT-Lösung zum Hypertoniemanagement in Hausarztpraxen entwickelt: Patienten tragen Blutdruckwerte in die PIA-App ein, die elektronisch an die Praxis übermittelt und dort ausgewertet werden; angepasste Medikamentenpläne werden zur PIA-App übermittelt.

Im PIA-Projekt wird eine hochverschlüsselte Kommunikation zwischen Patienten und Hausarztpraxen entwickelt. Im Gegensatz zu vielen verfügbaren Medizin-Apps wird folgendes beachtet: 1) Datenschutz, 2) Interoperabilität zwischen Patienten-Apps und Praxen. Mittels agiler Entwicklung werden notwendige Komponenten erarbeitet: a) Serverlösungen, b) datenschutzkonforme Verschlüsselungen (DSGVO, BSI- Richtlinien).

Fragestellung und Zielsetzung: Wie kann eine hochverschlüsselte Kommunikation zwischen der PIA-App und der PIA-Software für Hausarztpraxen entwickelt und umgesetzt werden?

Methode oder Hypothese: Die PIA-IT-Lösung wird agil entwickelt. Lösungsansätze für eine hochverschlüsselte Kommunikation und Interoperabilität werden in drei Phasen konzeptualisiert und umgesetzt:

1.
Literaturreview zu IT-Lösungen bei chronischen Erkrankungen,
2.
Interviews mit Hausärzten und Praxisbesuche zu Praxis-IT-Strukturen,
3.
wiederholte Testungen in einem iterativen Prozess (Machbarkeit).

Erkenntnisse aus 1. bis 3. werden fortlaufend bei der Entwicklung berücksichtigt.

Ergebnisse: In Studien zu Hypertonie-Apps sind Cloud-Lösungen beschrieben, z.T. mit unklaren Angaben zum Datenschutz; dies ist für die PIA-IT-Lösung nicht akzeptabel. Im Entwicklungs­konzept der PIA-IT-Lösung war zunächst vorgesehen, dass nur Praxisserver für die sichere Kommunikation verwendet werden. Interviews mit Hausärzten und Praxisbesuche ergaben jedoch, dass vorhandene IT-Strukturen nicht immer 24/7 betrieben werden und teilweise erforderliche Sicherheitsstandards fehlen. Diese Erkenntnisse erforderten es eine Neukonzeption mit einer Zwischenspeicherung auf gesicherten virtuellen Server am Universitätsklinikum. Für die Interoperabilität wird pro Patientenakte ein individueller QR-Code in der PIA-Software generiert, der mit einem App-internen QR-Code-Scanner gescannt wird, um die hochverschlüsselte Verbindung herzustellen. Die Kommunikation zwischen App, Server und Software basiert auf TLS (Transport Layer Security)-Aushandlung (gemäß BSI) und Bearer Token Authentication.

Diskussion: Die frühzeitige Beachtung der IT-technischen Gegebenheiten in der Zielgruppe bei der agilen Entwicklung ermöglicht die erfolgreiche Entwicklung der Setting-spezifischen PIA-IT-Lösung zum Hypertoniemanagement.

Praktische Implikationen: Die Lösungsansätze in der PIA-Studie können auf die Entwicklung von anderen IT-Lösungen zum Management von chronischen Krankheiten übertragen werden.