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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Delegation und Vernetzung bei chronisch-inflammatorischen Erkrankungen (DELIVER-CARE) – Evaluationskonzept zur Etablierung einer MFA-Sprechstunde

Meeting Abstract

  • Michelle Kutscher - inav – privates Institut für angewandte Versorgungsforschung GmbH, Berlin, Deutschland
  • Linda Kerkemeyer - inav – privates Institut für angewandte Versorgungsforschung GmbH, Berlin, Deutschland
  • Volker E. Amelung - inav – privates Institut für angewandte Versorgungsforschung GmbH, Berlin, Deutschland
  • Jan Zeidler - Leibniz Universität Hannover, Center for Health Economics Research Hannover, Hannover, Deutschland
  • Juliana Hoeper - Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Kirsten Hoeper - Medizinische Hochschule Hannover (MHH), Klinik für Immunologie und Rheumatologie, Hannover, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf291

doi: 10.3205/20dkvf291, urn:nbn:de:0183-20dkvf2912

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Kutscher et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die Delegation von ärztlichen Tätigkeiten an nichtärztliches Personal ist in anderen Ländern (z.B. Skandinavien, England) bereits etabliert. In Deutschland gehört ein strukturierter Einsatz von Medizinischen Fachangestellten (MFA) trotz spezialisierter Zusatzqualifikationen nicht zum Versorgungsalltag.

Bei chronisch-inflammatorischen Erkrankungen handelt es sich um komplexe Krankheitsbilder mit hohem Versorgungsaufwand. Das Projekt Deliver-Care etabliert eine MFA-Sprechstunde in den Fachbereichen Gastroenterologie, Rheumatologie und Dermatologie.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel der Evaluation ist der Vergleich der MFA-Sprechstunde und einer damit verbundenen, intensiveren Verlaufskontrolle mit der regulären fachärztlichen Behandlung von Patienten mit chronisch-entzündlichen Erkrankungen.

Methode oder Hypothese: Das Forschungsdesign entspricht einer randomisierten, kontrollierten, prospektiven, multizentrischen Studie (RCT). Analog den Fachbereichen werden 3 Interventionsgruppen (IG) und 3 Kontrollgruppen (KG) gebildet. Insgesamt sollen 666 Patienten eingeschlossen werden. Die IG erhält 3 der 5 Visiten durch eine MFA mit kurzem Arztkontakt, die KG erhält die Regelversorgung. Der Beobachtungszeitraum beträgt 12 Monate.

Primärer Endpunkt ist die gesundheitsbezogene Lebensqualität. Sekundäre Endpunkte sind krankheitsspezifische Lebensqualität, Krankheitsaktivität und -bewältigung, Funktionskapazität, Ausprägung ängstlicher und depressiver Symptomatik, Arbeitsfähigkeit, Inanspruchnahme gesundheitlicher Leistungen, Adhärenz und Zufriedenheit. Die Erhebung aller Endpunkte erfolgt mittels standardisierter, validierter Fragebögen.

Im Rahmen des Implementierungsprozesses werden strukturierte Interviews zur Akzeptanz, Einführungsbereitschaft, Durchführbarkeit und Zufriedenheit mit einzelnen Ärzten, MFAs sowie Patienten geführt.

In der gesundheitsökonomischen Evaluation wird eine Kosten-Effektivitäts- bzw. Kosten-Nutzwert-Analyse aus gesellschaftlicher und Kostenträgerperspektive durchgeführt. Die monetäre Bewertung gesundheitlicher Leistungen erfolgt nach gängigen Bewertungssätzen. Eine inkrementelle Kosten-Effektivitäts- bzw. Kosten-Nutzwert-Analyse dient der Berechnung der Kosten pro gewonnene Lebensqualität.

Ergebnisse: Das Projekt ist im Januar 2020 gestartet; der Einschluss der Patienten beginnt im Juli 2020. Erste Ergebnisse werden Juli 2021 erwartet.

Diskussion: Es wird erwartet, dass die Versorgung durch die MFA mindestens genauso gut ist wie durch den Facharzt. Die freigesetzten ärztlichen Ressourcen können geringere Wartezeiten begünstigen, Versorgungsengpässe minimieren und die Versorgungsintensität verbessern. Es wird überprüft, ob ein Potential zur Kostenminimierung besteht, wenn Leistungen an MFAs delegiert werden.

Praktische Implikationen: Zur Sicherstellung patientenzentrierter Versorgung müssen die vorhandenen Ärzte durch erweiterte Delegationsmöglichkeiten entlastet werden. Die Weiterqualifizierung von MFAs bietet die Möglichkeit vom Facharzt delegierte Aufgaben in gleicher Qualität zu erbringen und diesen zu entlasten.