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Studiendesign – Gesundheitsökonomische Evaluation einer Intervention zur Delirreduktion (TRADE)
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Veröffentlicht: | 25. September 2020 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Eine Umgebungsveränderung kann bei geriatrischen Patienten mit einer Verschlechterung der kognitiven Funktion assoziiert sein. Dies konnte bereits für mehrere Raumwechsel innerhalb einer Institution gezeigt werden. Eine schwierige (Re-)Orientierung in einer unbekannten Umgebung wird als mögliche Ursache diskutiert. Aus postoperativen Delirstudien wird eine Aufwachbegleitung durch bekannte Personen bereits empfohlen. Verlegungen zwischen Krankenhäusern (KH) und vom KH ins Pflegeheim (PH) sind bisher nicht untersucht. Allerdings tragen Raumwechsel innerhalb eines KH ebenso wie Verlegungen von einem KH in ein anderes oder in ein PH zu einer kognitiven Verschlechterung bei.
Fragestellung und Zielsetzung: Durch strukturierte Information und Aktivierung von Vertrauenspersonen und Angehörigen bei Verlegung soll im Rahmen der Studie „Transport und Delir bei älteren Menschen (TRADE)“ die Delirrate nach einer Umgebungsveränderung reduziert werden. Die gesundheitsökonomische Evaluation bei TRADE ermittelt die Kosten und die Kosten-Effektivität der Intervention.
Methode oder Hypothese: Zunächst werden in einer prospektiven Beobachtungsstudie Patienten > 70 Jahre mit oder ohne kognitive Störung eingeschlossen. Es erfolgt eine Erhebung der kognitiven Veränderung und Delirstärke bei Ortswechsel und deren Determinanten. In einer folgenden Pilotinterventionsstudie im stepped-wedge-Design werden Patienten > 70 Jahre, bevorzugt mit kognitiven Störungen (oversampling), rekrutiert. Es wird dokumentiert, ob die Patienten in eine neue oder alte Umgebung entlassen werden. Als primäre Endpunkte werden kognitive Veränderungen und das Auftreten eines Delirs nach Ortswechsel betrachtet. Die Beobachtungs- und die Interventionsstudie werden in vier Akutkliniken in Baden-Württemberg durchgeführt. In die gesundheitsökonomische Evaluation werden alle Studienteilnehmer eingeschlossen, die im gesamten Beobachtungszeitraum durchgehend bei der AOK Baden-Württemberg versichert waren. Anhand der Routinedaten werden die Kosten aus GKV-Perspektive über zwei Jahre ermittelt: jeweils 1 Jahr vor und 1 Jahr nach der Verlegung. Die Kosteneffektivität (Outcome-Parameter Delirvermeidung) wird mit einem Difference-in-Difference-Ansatz ermittelt. Weiterhin werden die interventionsspezifischen Ressourcenverbräuche bei Patienten, Angehörigen und dem Krankenhauspersonal erhoben.
Ergebnisse: Anhand der Routinedaten werden die Kosten der Patienten 1 Jahr vor und 1 Jahr nach Verlegung ermittelt. Unter Hinzunahme der klinischen Daten zu den Delir-Fällen sowie Berücksichtigung der Interventionskosten wird die Kosteneffektivität der Intervention ermittelt.
Diskussion: Die gesundheitsökonomische Evaluation des Projekts TRADE wird valide Daten zu den Kosten und zur Kosteneffektivität der Intervention liefern.
Praktische Implikationen: Anhand der Ergebnisse der gesundheitsökonomischen Evaluation werden wichtige Informationen u. a. für Entscheidungsträger generiert. Somit wird eine solide Entscheidungsgrundlage für die Aufnahme dieser Intervention in die Regelversorgung geschaffen.