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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Merkmale von Arztpraxen mit einer geringen Erreichung von Qualitätsindikatoren – Ergebnisse aus dem Disease Management Programm (DMP) Asthma bronchiale in der Region Nordrhein

Meeting Abstract

  • Arne Weber - Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, Fachbereich Evaluation und Qualitätssicherung, Köln, Deutschland
  • Sabine Groos - Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, Fachbereich Evaluation und Qualitätssicherung, Köln, Deutschland
  • Jens Kretschmann - Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, Fachbereich Evaluation und Qualitätssicherung, Köln, Deutschland
  • Christine Macare - Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, Fachbereich Evaluation und Qualitätssicherung, Köln, Deutschland
  • Bernd Hagen - Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung, Fachbereich Evaluation und Qualitätssicherung, Köln, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf288

doi: 10.3205/20dkvf288, urn:nbn:de:0183-20dkvf2881

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Weber et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Im Rahmen des Disease Management Programms (DMP) Asthma bronchiale fallen einige am DMP teilnehmende Arztpraxen auf, welche die aufgestellten Qualitätsziele nur in sehr geringem Ausmaß erfüllen. Zu den im Jahr 2018 gültigen Zielen gehören die Vermeidung von stationären Notfallereignissen, das Erreichen einer guten Symptomkontrolle, die Überprüfung der Inhalationstechnik, die Verordnung von inhalativen Kortikosteroiden (ICS) als Dauermedikation, die Ausstellung eines schriftlichen Behandlungsplans sowie die Teilnahme möglichst vieler Erkrankter an einer Patientenschulung.

Fragestellung und Zielsetzung: Es wird analysiert, ob sich unter den 2018 am DMP teilnehmenden Praxen, in denen nur bis zu maximal 5% der Patienten einzelne Ziele erreichen, Gemeinsamkeiten finden lassen. Neben der Patientenzusammensetzung der betroffenen Praxen sollen geographische Auffälligkeiten überprüft werden. Zudem wird geklärt, ob bestimmte Qualitätsziele besonders häufig verfehlt werden. Weiterhin wird geschaut, ob diejenigen Praxen, welche mehrere Qualitätsziele deutlich verfehlen, auch in den Vorjahren schon diesbezüglich auffällig geworden sind.

Methode: Um altersbedingte Unterschiede zu vermeiden werden nur erwachsene Patienten in die Analyse eingeschlossen. Um weiterhin Verzerrungen durch geringe Fallzahlen zu vermeiden, werden lediglich Arztpraxen betrachtet, die 2018 mind. zehn erwachsene Patienten im DMP betreuen.

Ergebnisse: Ausgewertet werden 1.970 Praxen (Patienten n=98.270; 34 % männlich). Davon liegen 993 Praxen mind. bei einem Ziel unter der 5%-Marke. Darunter befinden sich wiederum 234 die 2, bzw. 26 Praxen, die 3- oder 4 x die 5 %-Grenze verfehlen. Die auffälligen Praxen betreuen durchschnittlich weniger Patienten (MW 45 vs. 55 Patienten). Zudem sind diese Praxen seltener pneumologisch qualifiziert (2 vs. 6 %). Das Durchschnittsalter bewegt sich auf vergleichbarem Niveau (MW jew. 57 Jahre). In Nordrhein variiert auf Kreisebene der Anteil der Praxen, die mind. 1 x auffällig werden, zwischen 5 und 13 % je Kreis. Besonders häufig werden die Ziele zur Schulungswahrnehmung sowie zur Überprüfung der Inhalationstechnik verfehlt. Bei der Hälfte der Praxen, in denen 2018 drei oder vier Qualitätsziele nur maximal 5% der Patienten erreichten, trat dieser Befund auch schon in den Vorjahren auf.

Diskussion: Die Erkenntnis, dass kleinere Hausarztpraxen häufiger Qualitätsziele deutlich zu unterschreiten scheinen, könnte auf praxisorganisatorische Faktoren schließen lassen. Eventuell spielen hier auch Dokumentationsartefakte eine Rolle. Es zeigt sich, dass vor allem die Schulungsdurchführung manchen Praxen Probleme bereitet. In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass hier die aktive Mitarbeit der Patienten erforderlich ist. Andere eher prozessorientierte Ziele wie die Ausstellung von Behandlungsplänen oder die Verordnung von ICS als Dauermedikation werden von den Praxen i.d.R. gut erfüllt.

Praktische Implikationen: Es ist geplant, Praxen mit wiederholt geringen Zielerreichungsquoten zu kontaktieren. Angesprochen werden sollen dabei insbesondere Probleme mit der Dokumentation und Dokumentationskontinuität sowie die Inhalte der jeweils betroffenen Qualitätsziele.