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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Versorgung von Patient*innen mit berufsbedingten Hauterkrankungen: Evaluationsergebnisse einer sekundärpräventiven Maßnahme für Hauterkrankte in metallverarbeitenden Berufen

Meeting Abstract

  • Andreas Hansen - Institut für interdisziplinäre Dermatologische Prävention und Rehabilitation (iDerm), Uni Osnabrück, Osnabrück, Deutschland
  • Anna-Sophie Buse - Institut für interdisziplinäre Dermatologische Prävention und Rehabilitation (iDerm), Uni Osnabrück, Osnabrück, Deutschland
  • Marc Rocholl - Institut für interdisziplinäre Dermatologische Prävention und Rehabilitation (iDerm), Uni Osnabrück, Osnabrück, Deutschland; Institut für Gesundheitsforschung und Bildung (IGB), Abteilung Dermatologie, Umweltmedizin und Gesundheitstheorie, Uni Osnabrück, Osnabrück, Deutschland
  • Swen Malte John - Institut für interdisziplinäre Dermatologische Prävention und Rehabilitation (iDerm), Uni Osnabrück, Osnabrück, Deutschland; Institut für Gesundheitsforschung und Bildung (IGB), Abteilung Dermatologie, Umweltmedizin und Gesundheitstheorie, Uni Osnabrück, Osnabrück, Deutschland
  • Andreas Goergens - Berufsgenossenschaft für Holz und Metall, Bezirksverwaltung Dortmund, Dortmund
  • Dorothée Nashan - Hautklinik, Klinikum Dortmund gGmbH, Dortmund,
  • Annika Wilke - Institut für interdisziplinäre Dermatologische Prävention und Rehabilitation (iDerm), Uni Osnabrück, Osnabrück, Deutschland; Institut für Gesundheitsforschung und Bildung (IGB), Abteilung Dermatologie, Umweltmedizin und Gesundheitstheorie, Uni Osnabrück, Osnabrück, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf266

doi: 10.3205/20dkvf266, urn:nbn:de:0183-20dkvf2661

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Hansen et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Berufsbedingte Hauterkrankungen, insbesondere irritative und allergische Kontaktekzeme, zählen seit Jahrzehnten zu den häufigsten beruflichen Erkrankungen und können zur Berufsaufgabe führen. Allein im Jahr 2018 wurden deutschlandweit 21.101 neue Verdachtsanzeigen gemeldet. Metallarbeiter haben ein hohes Risiko für die Entstehung eines berufsbedingten Kontaktekzems, da z. B. Kühlschmiermittel die Hautbarriere schädigen können. Neben der Verfügbarkeit geeigneter persönlicher Schutzausrüstung ist der Erwerb krankheitsspezifischen Wissens (z.B. zur eigenen Erkrankung und zur Anwendung geeigneter Hautschutzmaßnahmen) bedeutsam, um im Beruf verbleiben zu können. In den unfallversicherungsrechtlichen Versorgungsstrukturen sind ambulante, sekundärpräventive Maßnahmen ein wesentlicher Baustein zum Erwerb dieser Kompetenzen und Fertigkeiten.

Fragestellung und Zielsetzung: Vor diesem Hintergrund wurde gemeinsam mit der Bezirksverwaltung eines Unfallversicherungsträgers eine multiprofessionelle Maßnahme (GPS: Gesundheitspädagogisches Seminar) entwickelt. Das zentrale Ziel dieser Maßnahme ist der Erhalt der Arbeitsfähigkeit bereits erkrankter Arbeitskräfte.

Methode: Das 1tägige Seminar ist in die Versorgungsstrukturen des Unfallversicherungsträgers eingebettet und enthält u. a. eine dermatologische Konsultation, individuelle Beratung zum Hautschutz sowie eine gesundheitspädagogische Hautschutzschulung. Vor und nach dem Seminar (T1, T2) sowie im Rahmen von Follow-up-Erhebungen (nach 6 und 12 Monaten, T3/T4) wurden die Teilnehmenden schriftlich befragt. Der Fragebogen erfasste u. a. Items zum krankheitsspezifischen Wissen, zur Zufriedenheit mit Hautschutzprodukten sowie zum Berufsverbleib. Die Auswertung des Wissenstests erfolgte mittels t-Test für abhängige Stichproben.

Ergebnisse: Für den Zeitraum Januar 2013 bis April 2016 lagen vollständige Datensätze (T1 bis T4) von 94 Teilnehmenden vor. Es zeigte sich eine insgesamt hohe Zufriedenheit mit der Maßnahme, die auch langfristig aufrechterhalten blieb. Ferner konnte nach der Teilnahme am Seminar eine Steigerung des krankheitsspezifischen Wissens ermittelt werden, die auch im Rahmen der Nachbefragungen signifikant erhöht blieb (p < 0,05). Ein Jahr nach der Maßnahme waren fast 90% der Teilnehmenden weiterhin an ihrem bisherigen Arbeitsplatz tätig.

Diskussion: Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass die Kombination aus Schulung und individueller Beratung zu einer langfristigen Wissenssteigerung und zum Berufsverbleib beitragen kann. Als Limitationen sind zu nennen, dass es sich um ein unkontrolliertes Ein-Gruppen-Prä/Post-Design handelt. Da die Maßnahme zur Regelversorgung zählt, war der Einbezug einer Kontrollgruppe aus ethischen Gründen nicht möglich.

Praktische Implikationen: Multiprofessionelle Präventionsmaßnahmen einschließlich Patientenschulung und individueller Beratung können bei chronischen Erkrankungen am Beispiel berufsbedingter Kontaktekzeme einen Beitrag dazu leisten, das Erkrankungsmanagement der Betroffenen zu verbessern und den Berufsverbleib zu ermöglichen. Sie sind dabei an die jeweiligen Versorgungsstrukturen und Zielgruppen anzupassen.