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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

„Würden Sie sich oder Ihr Kind gegen COVID-19 impfen lassen?“ – Eine Analyse von Determinanten der Impfintention bei Eltern aus einer Geburtskohortenstudie (KUNOKids Gesundheitsstudie)

Meeting Abstract

  • Susanne Brandstetter - Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Regensburg (KUNO-Kliniken), Klinik St. Hedwig, Regensburg, Deutschland
  • Merle M. Böhmer - Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL), Oberschleißheim
  • Maja Pawellek - Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Universität Regensburg, Klinik St. Hedwig, Regensburg, Deutschland
  • Birgit Seelbach-Göbel - Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Universität Regensburg, Klinik St. Hedwig, Regensburg, Deutschland
  • Michael Melter - Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Regensburg (KUNO-Kliniken), Regensburg, Deutschland
  • Michael Kabesch - Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Regensburg (KUNO-Kliniken), Regensburg, Deutschland
  • Christian Apfelbacher - Institut für Sozialmedizin und Gesundheitssystemforschung (ISMG), Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf263

doi: 10.3205/20dkvf263, urn:nbn:de:0183-20dkvf2631

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Brandstetter et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Ein wirksamer Impfstoff gegen SARS-CoV-2 kann ein wichtiger Schritt zur langfristigen Eindämmung des Virus sein. Für eine erfolgreiche Impfkampagne muss – neben eines barrierefreien Zugangs zum Impfstoff – auch die Bereitschaft verschiedener Bevölkerungsgruppen zu einer Impfung gegeben sein.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel war zu untersuchen, wie viele Eltern die Intention haben, sich selbst oder ihr Kind gegen COVID-19 impfen zu lassen. Zudem wurden Determinanten der Impfintention analysiert.

Methode oder Hypothese: In einer querschnittlichen Studie wurden Daten von 612 Familien (Kind zwischen 1,5 und 6 Jahre) analysiert, die im Mai 2020 an einer Online-Befragung im Rahmen der KUNO Kids Gesundheitsstudie teilnahmen (Response: 50.1%). Die Studienregion umfasst Regensburg und Umgebung. Fragen mit Bezug zur COVID-19 Pandemie adressierten die persönliche Betroffenheit, Sorgen um die Gesundheit, Beurteilung der politischen Maßnahmen, Informationssuche und wahrgenommene Kompetenz bzgl. Schutzmaßnahmen. Zudem wurde die Impfintention für sich selbst und das Kind erfasst. Der Einfluss verschiedener Determinanten auf die Impfintention (ja vs. nein/weiß nicht) wurde in multivariablen logistischen Regressionsmodellen analysiert.

Ergebnisse: 58% gaben an, sich selbst, 51% ihr Kind impfen zu lassen, wenn es einen wirksamen Impfstoff gäbe. In den multivariablen Modellen war jeweils die wahrgenommene eigene Kompetenz (Skala 0-6) bzgl. Schutzmaßnahmen gegen das Virus mit einer sign. höheren Impfintention assoziiert (selbst: Odds Ratio (OR)=1.21, 95%-Konfidenzintervall (95%-KI): 1.05-1.39; Kind: OR=1.23, 95%-KI: 1.07-1.41), während der Eindruck, dass die politischen Maßnahmen übertrieben sind (0-4), mit einer sign. niedrigeren Impfbereitschaft für sich und das Kind assoziiert war (selbst: OR=0.58, 95%-KI: 0.46-0.73; Kind: OR=0.60, 95%-KI: 0.49-0.76). Regelmäßige Informationssuche ging mit einer höheren (Kind: OR=1.22, 95%-KI: 1.00-1.48), die Zugehörigkeit von Angehörigen zu einer Risikogruppe mit einer niedrigeren Impfbereitschaft für das Kind einher (Kind: OR=0.59, 95%-KI: 0.36-0.99). Soziodemographische Variablen, Sorgen um die Gesundheit sowie COVID-19 erkrankte Personen im persönlichen Umfeld waren in den multivariablen Modellen nicht sign. mit der Impfintention assoziiert.

Diskussion: Die Intention, sich oder das Kind gegen SARS-CoV-2 impfen zu lassen, war unter jungen Eltern nur mäßig stark ausgeprägt. Dies entspricht den Ergebnissen des für Deutschland repräsentativen COSMO-Surveys. Unsere Studie identifizierte einstellungs- und kompetenzbezogene Determinanten der Impfintention, die potenziell veränderbar sind. Unerwartet ist der Befund einer geringeren Impfbereitschaft für das Kind, wenn Angehörige als Risikopersonen betrachtet werden. Möglicherweise geht mit der Zuschreibung eines Risikos für andere die Wahrnehmung einher, dass die eigene Familie weniger betroffen sei.

Praktische Implikationen: Eine umfassende und ausgewogene öffentliche Informationsstrategie könnte dazu beitragen, die wahrgenommene eigene Kompetenz im Umgang mit Schutzmaßnahmen sowie die Beurteilung politischer Maßnahmen und damit die Impfintention positiv zu beeinflussen.