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Wie können nicht an COVID‐19 Erkrankte gute Entscheidungen zur Inanspruchnahme von Gesundheitsversorgung treffen? Die Verantwortung der Gesundheitsorganisationen in der Pandemie
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Veröffentlicht: | 25. September 2020 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Zur Eindämmung von SARS-CoV-2 wurde der Zugang zur Gesundheitsversorgung in Deutschland teilweise eingeschränkt. Zusätzlich ging die Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen u. a. aufgrund von Angst vor Ansteckung sowie aus Unsicherheit stark zurück. Dies kann gesundheitliche Folgen nach sich ziehen. Menschen mit akuten oder chronischen Erkrankungen stehen vor der Herausforderung, zwischen der Notwendigkeit der Inanspruchnahme gesundheitlicher Versorgung und dem Risiko, sich dabei mit SARS‐CoV‐2 zu infizieren, abzuwägen. Insbesondere während der COVID-19 Pandemie stellt die Gesundheitskompetenz eine kritische Ressource dar, die Patient*innen in die Lage versetzen kann, gute Entscheidungen für oder gegen die Inanspruchnahme zu treffen.
Fragestellung und Zielsetzung: Mit welchen Maßnahmen können Menschen mit einer unterschiedlich gut ausgeprägten Gesundheitskompetenz während der COVID-19 Pandemie und in zukünftigen Pandemien unterstützt werden, um gute Entscheidungen hinsichtlich der Inanspruchnahme der Gesundheitsversorgung zu treffen?
Methode: Im Mai und Juni 2020 wurde in PubMed nach deutsch- und englischsprachigen systematischen Übersichtsarbeiten sowie Originalarbeiten der letzten fünf Jahre zu Interventionen, die gesundheitskompetente Entscheidungen fördern sowie zur Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen, die keine physische Präsenz erfordern (z.B. Telemedizin) gesucht. Zusätzlich wurden Stellungnahmen der Medizinischen Fachgesellschaften sowie Artikel des Deutschen Ärzteblatts berücksichtigt.
Ergebnisse: In Gesundheitseinrichtungen werden verschiedene organisationale Maßnahmen zur Sicherstellung der Versorgung von nicht an COVID-19 Erkrankten empfohlen und erprobt wie bspw. die Aufteilung in COVID-19 und Nicht-COVID-19 Behandlungseinheiten sowie eine Umstellung auf Telefon- bzw. Videosprechstunden. Für eine erfolgreiche Umsetzung müssen diese Maßnahmen adäquat an die Zielgruppe kommuniziert und Beratungsangebote eingerichtet werden. Daneben stehen Gesundheitspolitik und Selbstverwaltung in der Verantwortung die Bevölkerung über geeignete Informations- und Kommunikationskanäle bei der Entscheidungsfindung zu unterstützen.
Diskussion: Die oben beschriebenen Maßnahmen in Gesundheitseinrichtungen sowie deren Kommunikation an Patient*innen als auch die Informierung und Beratung der breiten Bevölkerung sind vielversprechende Wege, um Patient*innen bei der Entscheidungsfindung zu unterstützen. Bisherige Informationsportale stellen jedoch vor allem Informationen für COVID-19 Erkrankte bereit und besitzen eine begrenzte Reichweite.
Praktische Implikationen: Gesundheitspolitik und Gesundheitseinrichtungen sollten Maßnahmen zur Unterstützung von gesundheitskompetenten Entscheidungen von nicht an COVID-19 Erkrankten umsetzen und geeignet kommunizieren. Bemühungen vorhandene vertrauenswürdige, qualitativ hochwertige Informations‐ und Beratungskapazitäten zu stärken und ihren Bekanntheitsgrad zu erhöhen, sollten intensiviert werden. Hier erscheint nicht zuletzt das in Planung befindliche nationale Gesundheitsportal wichtiger und dringender denn je.