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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Schlaganfall-Überlebende

Meeting Abstract

  • Christina Franzisket - Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, Gütersloh, Deutschland
  • Markus Wagner - Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, Gütersloh, Deutschland
  • Sandra Rösemeier - Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, Gütersloh, Deutschland
  • Michael Brinkmeier - Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, Gütersloh, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf256

doi: 10.3205/20dkvf256, urn:nbn:de:0183-20dkvf2565

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Franzisket et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Corona-Pandemie hat vielfältige Auswirkungen auf das tägliche Leben. Insbesondere Schlaganfall-Überlebende als komplex chronisch Erkrankte mit vermehrtem Unterstützungs- und Therapiebedarf sind von den Krankheitsrisiken der Covid-19-Erkrankung sowie Kontaktbeschränkungen (Lockdown) beeinflusst. Der Zugang zu Unterstützungsleistungen muss in einer Pandemiesituation gesichert sein, damit Therapieerfolge langfristig erhalten bleiben.

Fragestellung: Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf den Alltag und die Versorgung von Schlaganfall-Betroffenen?

Methode: Als Grundlage für die postalische Befragung wurde ein standardisierter Fragebogen zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Alltag von Schlaganfall-Betroffenen entwickelt und telefonisch mit fünf Betroffenen getestet. Der finale Fragebogen wurde deutschlandweit an 248 Schlaganfall-Überlebende versendet und sollte vom 3. Juni bis 1. Juli 2020 ausgefüllt werden.

Ergebnisse: Bis Mitte Juli wurden 121 Fragebögen zurückgesendet (Response-Rate: 49%). Die Geschlechteraufteilung war nahezu ausgeglichen. Im Median betrug das Alter der Befragten 55 Jahre (Min: 18 Jahre, Max: 90 Jahre). Der Großteil der Befragten hat seinen Gesundheitszustand als gut eingeschätzt und in der Corona-Pandemie keine Sorge um die eigene Gesundheit oder darum, eine medizinische Einrichtung oder ein Krankenhaus aufzusuchen. Auch würde die Mehrzahl der Befragten bei wiederauftretenden Schlaganfall-Symptomen richtigerweise den Rettungsdienst alarmieren.

Auf die Arzneimittelbeschaffung hatte die Corona-Pandemie keine Auswirkung. Hingegen konnten Termine bei Haus- oder Fachärzten bei über 30% der Befragten nur eingeschränkt oder nicht wahrgenommen werden. Termine bei Therapeuten waren sogar bei 45% der Befragten nur eingeschränkt oder nicht möglich. Zwischen 21% und 37% der Befragten gaben bei Nachfrage zu Kontakten mit unterschiedlichen Therapeuten oder Ärzten an, diese bei Bedarf auch als telemedizinische Anwendung durchführen zu wollen. Der Befragten erhalten größtenteils keine Pflege. Für diejenigen mit Pflegebedürftigkeit sind die Pflegemöglichkeiten gleichgeblieben (36%) oder haben sich verschlechtert (10%).

Diskussion: Für eine Befragung mit einem recht umfangreichen Fragenkatalog konnten nur Schlaganfall-Betroffene einbezogen werden, die einen besseren Gesundheitszustand aufweisen, den Fragebogen selbst ausfüllen konnten und damit vermutlich auch gesünder sind, als schwerer vom Schlaganfall eingeschränkte Personen. Zudem waren die Befragten größtenteils jünger als der typische Schlaganfall-Patient. Entsprechend ist die Repräsentativität der Ergebnisse eingeschränkt.

Praktische Implikationen: Die Ergebnisse legen nahe, dass die Versorgung der befragten Schlaganfall-Patienten auch in der Corona-Pandemie in wichtigen Teilbereichen gewährleistet gewesen ist. Allerdings könnten Informationsangebote und telemedizinische Anwendungen von ärztlichen oder therapeutischen Angeboten ausgeweitet werden. Weiterfrühende Untersuchungen der Corona-Pandemie auf Schlaganfall-Betroffene und entsprechender Subgruppen wären wünschenswert.