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19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

30.09. - 01.10.2020, digital

Patient*innenversorgung in der ambulanten Logopädie/Sprachtherapie während der Corona-Pandemie

Meeting Abstract

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  • Silke Schwinn - Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst (HAWK) Hildesheim/Holzminden/Göttingen, Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit, Hildesheim, Deutschland

19. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). sine loco [digital], 30.09.-01.10.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20dkvf253

doi: 10.3205/20dkvf253, urn:nbn:de:0183-20dkvf2531

Veröffentlicht: 25. September 2020

© 2020 Schwinn.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die pandemiebedingten Kontaktbeschränkungen und Hygienevorgaben ab März 2020 führten zu einer stark eingeschränkten Versorgungslage hinsichtlich Therapieintensität und -kontinuität in logopädischen Praxen. Die aus der Mangelversorgung entstandenen gesundheitlichen Folgen für Patient*innen sind bisher nicht absehbar. Auf Grundlage einer Sondergenehmigung konnte Sprach-, Sprech-, Stimm- und bedingt Schlucktherapie vom 18.03. bis 30.06.2020 als Teletherapie via Video angeboten werden. Das Projekt „Videotherapie in der ambulanten logopädischen Versorgung (ViTaL)“ fokussiert die Chancen des durch die Krise ausgelösten Digitalisierungsschubs im Gesundheitssystem zur Gewährleistung der Patient*innenversorgung.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel ist es, die Durchführung von Teletherapie unter den Pandemiebedingungen in der ambulanten logopädischen Versorgung zu erheben. Es wird der Frage nachgegangen, ob und wenn ja mit welchen Ressourcen und in welchem Umfang Teletherapie zur Patient*innenversorgung genutzt wurde. Auch die praktische Durchführung ist von Interesse.

Methode oder Hypothese: Im Projekt werden drei methodische Zugänge realisiert: (1) eine systematische Literaturrecherche und -analyse zur Teletherapie in der (inter-)nationalen logopädischen Versorgung, (2) eine Online-Befragung von ambulant-tätigen Logopäd*innen zum Einsatz von Teletherapie und (3) eine fokussierte Analyse aufgezeichneter Teletherapien, u.a. zur Anwendung von Prinzipien evidenzbasierter Praxis. Im Kongressbeitrag sollen die Ergebnisse der Online-Befragung berichtet werden.

Ergebnisse: Laut ersten Ergebnissen nahmen 841 Logopäd*innen (weibl. 94%, männl. 6%) mit einer durchschn. Berufserfahrung von 17 Jahren (+/- 10 Jahren) an der Online-Befragung teil. Von diesen nutzten 87% Teletherapie während des Genehmigungszeitraumes, vor allem für Patient*innen der Indikation „SP1 – Störungen der Sprache vor Abschluss der Sprachentwicklung“ (80%). Vorteile der Teletherapie für Patient*innen sahen die Befragten u. a. im „gesundheitlichen Schutz“ (29%). Schwierigkeiten für Patient*innen zeigten sich vorwiegend durch „technische Schwierigkeiten“ (83%).

Diskussion: Die hohe Umfragebeteiligung lässt auf eine hohe Relevanz des Themas in der ambulanten logopädischen Versorgung schließen. Das Projekt endet am 31.10.2020, sodass bei Abstracteinreichung (07/20) erste Ergebnisse vorliegen. Die Online-Befragung wird derzeit statistisch ausgewertet, insbesondere erfolgt eine differenzierte Indikationsanalyse.

Praktische Implikationen: Die Ergebnisse sollen sowohl Hinweise auf Chancen, aber auch auf mögliche Grenzen und Herausforderungen von Teletherapie in der logopädischen Patient*innenversorgung geben. Nach Möglichkeit sollen Handlungsempfehlungen für ein Blended-Therapy-Konzept für die ambulante logopädische Versorgung abgeleitet werden.