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Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die Inanspruchnahme eines ambulanten Versorgungsmodells für multimorbide Patient*innen – erste hausärztliche Einschätzungen
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Veröffentlicht: | 25. September 2020 |
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Hintergrund: Das durch den Innovationsfonds des G-BA geförderte Projekt „MamBo – Mul-timorbide Menschen in der ambulanten Betreuung: Patientenzentriertes, Bedarfsorientiertes Versorgungsmanagement“ (Förderungszeichen 01NVF17001) bietet multimorbiden Patient*innen eine koordinierte ambulante Versorgung. Die Monitoring- und Koordinationsassis-tentinnen (MoniKa) übernehmen Hausbesuche und koordinative Aufgaben als Schnittstelle zwischen Patient*innen, Ärzten und regionalen Leistungserbringern.
Die MamBo-Patient*innen zählen aufgrund ihres durchschnittlichen Alters von 73 Jahren und mit mindestens drei chronischen Erkrankungen zur Risikogruppe für schwere Verläufe von COVID-19 [1]. In der Phase strengster Kontaktbeschränkungen in Deutschland fand die Patien-tenbetreuung durch MoniKas nur telefonisch statt.
Fragestellung: Wie wirkt sich die COVID-19-Pandemie aus hausärztlicher Perspektive auf die ambulante Versorgung multimorbider Patient*innen und die Inanspruchnahme der MoniKa-Intervention aus?
Methode: Im Rahmen von jährlichen Interviews zum MamBo-Implementierungsprozess wurde von März bis Juni 2020 das Thema COVID-19 in den Interviewleitfaden aufgenom-men. Es wurden telefonische Experteninterviews mit MamBo-Ärzt*innen (n=9) geführt. Diese wurden aufgezeichnet, transkribiert und inhaltsanalytisch in Bezug zur Fragestellung ausge-wertet.
Ergebnisse: Die Auswirkungen der Pandemie zeigen sich in einer Notwendigkeit der Um-strukturierung der Praxisabläufe. Sowohl multimorbide Patient*innen, als auch Ärzt*innen vermeiden Kontakte, wodurch die präventive Versorgung und das Monitoring chronischer Erkrankungen in den Hintergrund rückt. Die telefonische Betreuung nimmt zu und es werden kaum neue Patient*innen in MamBo eingeschrieben.
Diskussion: Bei beschlossenen Maßnahmen zum Schutz der Risikogruppen muss eine kon-tinuierliche Versorgung chronischer Erkrankungen und multimorbider Patient*innen sicherge-stellt werden. Die MoniKas könnten einen wichtigen Beitrag zur gesicherten Versorgung der Patient*innen durch ein ausgeweitetes Monitoring während der Pandemie leisten. Diese Res-source wurde bisher zu wenig in Anspruch genommen.
Praktische Implikationen: Die Pandemie hat nachteilige Auswirkungen auf den Implemen-tierungsprozess und die Inanspruchnahme der Intervention. Die Möglichkeit der zusätzlichen Ressourcen durch MoniKa im häuslichen Monitoring multimorbider Patient*innen müsste den Ärzt*innen stärker vermittelt werden, da die formalen Möglichkeiten fehlen, dass die MoniKas eigeninitiativ handeln dürfen.
Förderung: Gemeinsamer Bundesausschuss (G-BA) Innovationsfonds: 01VSF17001.