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Inanspruchnahme, Zufriedenheit und Barrieren der medizinischen Versorgung türkeistämmiger Erwachsener in Berlin
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Veröffentlicht: | 25. September 2020 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die begrenzte Studienlage zum Vergleich der gesundheitlichen Situation von Personen mit und ohne Migrationshintergrund zeigt heterogene Ergebnisse hinsichtlich Krankheitshäufigkeit, Inanspruchnahme und des Zugangs zum Gesundheitssystem. In Deutschland bilden türkeistämmige Personen den größten Teil der Bevölkerung mit Migrationshintergrund.
Fragestellung und Zielsetzung: Das Ziel dieser Studie war es, die Inanspruchnahme von und Zufriedenheit mit medizinischen Leistungen und ebenso mögliche Zugangsbarrieren zum deutschen Gesundheitssystem bei türkeistämmigen Erwachsenen in Berlin deskriptiv zu erfassen.
Methode: Eine Kohorte von 600 türkeistämmigen Erwachsenen in Berlin wurde im Vorfeld der NAKO-Gesundheitsstudie im Rahmen eines Prä-Tests interviewt und untersucht. Eine Folgebefragung dieser Kohorte stellt die Grundlage der folgenden Ergebnisse dar. Die Befragung beinhaltete die Themenfelder Inanspruchnahme, Zufriedenheit und Schwierigkeiten im deutschen Gesundheitssystem und Gesundheitsstatus. Die Teilnahme erfolgte mit Hilfe eines Fragebogens (deutsch/türkisch). Mögliche Einflussfaktoren wurden in Form soziodemographischer Informationen und verschiedener Fragen zum Lebensstil der Teilnehmer abgebildet.
Ergebnisse: 249 Personen haben an der Folgebefragung teilgenommen, waren im Mittel 50 Jahre alt und zu zwei Dritteln weiblich (63%). 92% der Teilnehmer gaben an, einen Hausarzt zu haben. 19% waren in den letzten 12 Monaten zur stationären Behandlung in einem Krankenhaus und 26% in einer Notaufnahme. Hinsichtlich verschiedener Früherkennungs- und Vorsorgeangebote variierte die Inanspruchnahme zwischen 19% und 76%. Die am häufigsten aufgesuchten Fachärzte waren Allgemeinmediziner und Orthopäden. Die Teilnehmer waren mit der medizinischen Versorgung eher zufrieden, wobei die sprachliche Verständigung mit dem Arzt am besten bewertet wurde. 27% der Befragten berichteten von subjektiv erlebten Barrieren im Kontext der medizinischen Versorgung in den letzten fünf Jahren.
Diskussion: Obwohl aufgrund der hochselektierten Population und eines hohen Anteils multimorbid Erkrankter ein direkter Vergleich mit Ergebnissen anderer Erhebungen nur eingeschränkt möglich ist, zeigen die Angaben zur Inanspruchnahme ambulanter und präventiver Angebote sowie die Angaben zur Zufriedenheit mit dem Gesundheitssystem keine größeren Abweichungen von denen der Allgemeinbevölkerung.
Praktische Implikationen: Vor dem Hintergrund des wachsenden Migrantenanteils in der deutschen Bevölkerung, zeigt sich eine wachsende Notwendigkeit migrationssensibler Forschung und die systematische Einbindung einzelner Migrantengruppen entsprechend ihres Anteils in repräsentativen bevölkerungsweiten Studien.